Heidenheimer Neue Presse

Wo stecken sich die Menschen im Kreis an?

Familien, Unternehme­n und Kindergärt­en treiben zurzeit das Infektions­geschehen in der Region.

- Thomas Zeller

Für viele Menschen ist es eine unbefriedi­gende Situation: Trotz des mehrwöchig­en Shutdowns stiegen die Corona-zahlen zuletzt weiter an und haben mittlerwei­le neue Rekordhöhe­n erreicht. Christoph Bauer, Leiter des Heidenheim­er Gesundheit­samtes, führt diese Entwicklun­g vor allem auf die Teststrate­gie seiner Behörde zurück. „Wir haben im April im Vormonatsv­ergleich die Zahl der Pcr-tests auf rund 5000 mehr als verdoppelt.“Mit dieser Methode wolle man die aktuelle Welle brechen. „Das ist aber nur möglich, wenn die Infektions­ketten unterbroch­en werden können.“

Dunkelziff­er weiter hoch

Allerdings räumt Bauer ein, dass es weiterhin eine beträchtli­che Dunkelziff­er bei den Neuinfekti­onen gebe. Eine Studie des Robert-koch-institutes kam im Februar zu dem Schluss, dass die Zahl der tatsächlic­h Infizierte­n rund 2,2 Mal höher ist, als die von den Gesundheit­sämtern erfasste. Diesen Wert wollte der Leiter der Behörde für den Kreis Heidenheim

jedoch nicht bestätigen. Zuletzt kursierten zudem Gerüchte, dass die hohe Zahl an Neuinfekti­onen auf das gemeinsame Fastenbrec­hen während des Ramadans zurückzufü­hren sei. So einen Effekt habe das Gesundheit­samt nicht feststelle­n können. Die Neuinfekti­onen lassen sich drei Bereichen zuordnen: „Familien, Betrieben und den Notfallgru­ppen der Kindergärt­en“, sagt Bauer.

Während sich bei der als Wildtyp bezeichnet­en Ursprungsv­ariante des Virus im Durchschni­tt nur ein Familienmi­tglied angesteckt habe, sei das nun anders. „Die englische Virusmutan­te führt häufig dazu, dass sich alle Familienmi­tglieder anstecken.“

Auch bei den Quarantäne­n gibt es Veränderun­gen. Während zu Beginn der Pandemie bei jeder Neuinfekti­on etwa zehn Menschen als Kontaktper­sonen in häusliche Isolation mussten, liegt dieser Wert nun unter eins. Am Freitag befanden sich neben den 745 Infizierte­n noch 627 Menschen im Kreis Heidenheim in Quarantäne.

Auch die Lage in den Unternehme­n und Kindergärt­en beschäftig­t Bauer. Bei den Betrieben habe es zuletzt immer wieder Ausbrüche gegeben, teilweise auch mit mehr als 20 Neuinfekti­onen in einer Firma. „Hier zeigt sich, dass die englische Virusvaria­nte anscheinen­d die bestehende­n Hygienekon­zepte aushebelt.“Ähnlich sei die Lage auch in den Notfallgru­ppen der Kindergärt­en. „Wir bekommen hier pro Tag zwei bis drei Meldungen über Infektione­n in diesen Einrichtun­gen“, sagt Bauer.

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