Wo stecken sich die Menschen im Kreis an?
Familien, Unternehmen und Kindergärten treiben zurzeit das Infektionsgeschehen in der Region.
Für viele Menschen ist es eine unbefriedigende Situation: Trotz des mehrwöchigen Shutdowns stiegen die Corona-zahlen zuletzt weiter an und haben mittlerweile neue Rekordhöhen erreicht. Christoph Bauer, Leiter des Heidenheimer Gesundheitsamtes, führt diese Entwicklung vor allem auf die Teststrategie seiner Behörde zurück. „Wir haben im April im Vormonatsvergleich die Zahl der Pcr-tests auf rund 5000 mehr als verdoppelt.“Mit dieser Methode wolle man die aktuelle Welle brechen. „Das ist aber nur möglich, wenn die Infektionsketten unterbrochen werden können.“
Dunkelziffer weiter hoch
Allerdings räumt Bauer ein, dass es weiterhin eine beträchtliche Dunkelziffer bei den Neuinfektionen gebe. Eine Studie des Robert-koch-institutes kam im Februar zu dem Schluss, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten rund 2,2 Mal höher ist, als die von den Gesundheitsämtern erfasste. Diesen Wert wollte der Leiter der Behörde für den Kreis Heidenheim
jedoch nicht bestätigen. Zuletzt kursierten zudem Gerüchte, dass die hohe Zahl an Neuinfektionen auf das gemeinsame Fastenbrechen während des Ramadans zurückzuführen sei. So einen Effekt habe das Gesundheitsamt nicht feststellen können. Die Neuinfektionen lassen sich drei Bereichen zuordnen: „Familien, Betrieben und den Notfallgruppen der Kindergärten“, sagt Bauer.
Während sich bei der als Wildtyp bezeichneten Ursprungsvariante des Virus im Durchschnitt nur ein Familienmitglied angesteckt habe, sei das nun anders. „Die englische Virusmutante führt häufig dazu, dass sich alle Familienmitglieder anstecken.“
Auch bei den Quarantänen gibt es Veränderungen. Während zu Beginn der Pandemie bei jeder Neuinfektion etwa zehn Menschen als Kontaktpersonen in häusliche Isolation mussten, liegt dieser Wert nun unter eins. Am Freitag befanden sich neben den 745 Infizierten noch 627 Menschen im Kreis Heidenheim in Quarantäne.
Auch die Lage in den Unternehmen und Kindergärten beschäftigt Bauer. Bei den Betrieben habe es zuletzt immer wieder Ausbrüche gegeben, teilweise auch mit mehr als 20 Neuinfektionen in einer Firma. „Hier zeigt sich, dass die englische Virusvariante anscheinend die bestehenden Hygienekonzepte aushebelt.“Ähnlich sei die Lage auch in den Notfallgruppen der Kindergärten. „Wir bekommen hier pro Tag zwei bis drei Meldungen über Infektionen in diesen Einrichtungen“, sagt Bauer.