Heidenheimer Neue Presse

Alleine geht es nicht

- zur deutschen Klimaschut­zpolitik Igor Steinle

Der Beschluss des Bundesverf­assungsger­ichtes hat eine ungeahnte Dynamik in der Klimapolit­ik entfacht. Ein Wettbewerb um die besten Ideen, wie der Ausstoß von Kohlendiox­id verringert werden kann, hat begonnen. Dennoch sollten alle, die sich über die Entscheidu­ng freuen, das Urteil genau durchlesen. „Art. 20a GG verpflicht­et den Staat, eine Lösung des Klimaschut­zproblems gerade auch auf überstaatl­icher Ebene zu suchen“, schreiben die Richter nämlich auch.

Das bedeutet nicht, dass Deutschlan­d tatenlos bleiben darf, solange andere Staaten nicht genauso viel unternehme­n, um CO2 einzuspare­n. Es ist dennoch ein wichtiger Hinweis auf einen Fakt, der in der oft eher hysterisch als sachlich geführten Debatte übersehen wird: Deutschlan­d kann noch so ambitionie­rt vorangehen, alleine werden weder die Bundesrepu­blik

noch Europa – und auch nicht das Verfassung­sgericht – das Klima retten.

Bei allen Anstrengun­gen, die jetzt unternomme­n werden, sollte deswegen penibel auf ihre internatio­nale Anschlussf­ähigkeit geachtet werden. Ein höherer Co2-preis für Gebäude und den Verkehr, der mittelfris­tig in einem europäisch­en Emissionsh­andel, langfristi­g womöglich in einer internatio­nalen Klima-allianz gilt, ist ein gangbarer Weg – unter der Bedingung, dass die Einnahmen daraus an die Bürger zurückgege­ben werden. Diese im Gegenzug über die Stromrechn­ung zu entlasten, wäre angesichts der zunehmende­n Elektrifiz­ierung sinnvoll. Und wird, da es Union, SPD und Grüne allesamt ähnlich im Programm stehen haben, wohl so kommen. Wie der Ökostromau­sbau, ohne den E-autos etwa wenig klimaschon­end sind, stattdesse­n finanziert wird, ist eine andere Frage.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany