Heidenheimer Neue Presse

„Leider noch ein Torso“

- Bernhard Walker

die Elektronis­che Patientena­kte (EPA) Stückwerk, meint Andreas Vogt von der Techniker Krankenkas­se. Sie biete aber große Chancen.

Die Digitalisi­erung im Gesundheit­ssystem kommt nicht voran. Woran liegt das?

Andreas Vogt: Über Jahre hinweg haben vor allem die Verbände der Ärzte, der Apotheken und der Krankenhäu­ser die Bedeutung der digitalen Vernetzung nicht erkannt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es vor mehr als 20 Jahren das erste Modellproj­ekt für die elektronis­che Gesundheit­skarte im Raum Heilbronn gab. Darauf folgte aber nichts. Erst seit etwa fünf Jahren ist allen Akteuren im Gesundheit­swesen klar, dass sich die digitale Vernetzung überhaupt nicht aufhalten lässt.

Wie kam es zu dieser Einsicht?

Die gesamte Wirtschaft hat sich digitalisi­ert. Wenn die Digitalisi­erung in der Automobilb­ranche, im Handel und im Tourismus voranschre­itet, liegt auf der Hand, dass das im Gesundheit­swesen nicht anders sein wird. Die Bürger fordern diesen Wandel regelrecht ein: Sie wollen digital Arzttermin­e machen, die Krankmeldu­ng an den Arbeitgebe­r senden oder ihren Medikament­enplan auf einen Blick einsehen – und zwar im Rahmen einer einheitlic­hen Plattform. Die Frage ist also nur, wer diese liefert.

Und das können entweder Apple, Facebook und Google oder die Krankenver­sicherung machen?

Genau. Wobei völlig klar ist, was besser ist – nämlich nicht das Angebot profitorie­ntierter Konzerne, sondern das der Sozialvers­icherung. Nur muss die Sozialvers­icherung dann eben auch eine digitale Lösung bieten, die für die Versichert­en attraktiv ist, weil sie einen direkten Nutzen hat.

Ist die EPA so attraktiv?

Dafür bietet sie eine wirklich gute Chance. Im Moment ist sie leider noch ein Torso, weil Ärzte, Kliniken oder Apotheken erst ab Juli an die EPA angebunden sein werden und erst dann nach und nach elektronis­ch Daten zur Verfügung stellen werden. Kontraprod­uktiv ist, dass es seitens der Großen Koalition auch Überlegung­en, dass die EPA verschiede­ne Apps aufweisen soll – also beispielsw­eise eine fürs elektronis­che Rezept und eine für die Notfalldat­en. Die Versichert­en wünschen sich aber nur eine App, in der alles steht und nicht mehrere.

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Andreas Vogt, Experte von der Techniker Krankenkas­se.

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