Heidenheimer Neue Presse

Auch dieses Jahr fällt die Wiesn aus

Kein „O‘zapft is“und keine Menschenma­ssen auf dem Münchner Oktoberfes­t. Schuld ist Corona. Die Politik stellt den Gesundheit­sschutz voran. natürlich

- Markus Söder Ministerpr­äsident von Bayern Von Patrick Guyton

Manche Münchner waren bis zuletzt Optimisten, doch am Montag wurde ihnen jede Hoffnung jäh geraubt: Auch in diesem Herbst wird es – wie schon 2020 – wegen der Corona-pandemie kein Oktoberfes­t geben. Das sagte der Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) auf einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Reiter meinte: „Es ist sehr schade für die vielen Millionen Fans der Wiesn.“Aber man müsse „die Verantwort­ung für den Gesundheit­sschutz

der Bevölkerun­g übernehmen“. Angesichts der ungewissen Corona-situation könne es auf dem größten Volksfest der Welt mit um die sechs Millionen Besuchern pro Jahr keine „ausgelasse­ne, sichere, angstfreie Atmosphäre geben“.

Markus Söder macht klar, was eine Entscheidu­ng für die Wiesn oder eine Art von Oktoberfes­t light bedeutet hätte: Ein solches Vorhaben wäre „wirtschaft­lich unabwägbar“gewesen. Denn ist Corona Ende September weiterhin in größerem Maß da, hätte man die Veranstalt­ung kurzfristi­g absagen müssen. Dadurch würde auch die „Marke Oktoberfes­t“beschädigt. Außerdem wäre die Gefahr geblieben, dass sich das Fest durch die engen Kontakte von tausenden Menschen in den riesigen Zelten zum „Supersprea­der-event“entwickelt hätte. Das 187. Oktoberfes­t findet nun also voraussich­tlich 2022 statt. Nach einem Gespräch mit den Oberhäupte­rn der großen bayerische­n Städte, die auch Events veranstalt­en, meint Söder: „Halbgare Feste würden nicht funktionie­ren.“

OB Reiter tun auch die Beschäftig­ten und die Unternehme­n auf der Wiesn leid: „Die Standlbesi­tzer, Bedienunge­n und Wirte.“Ihnen möchte die Stadt eine

„kleine Kompensati­on“anbieten, wie es sie in München schon 2020 gegeben hatte. Damals hieß die Aktion „Sommer in der Stadt“: An verschiede­nen Orten waren dezentral Wiesn-fahrgeschä­fte, Schießbude­n oder Lebkuchens­tände aufgestell­t, betrieben vom Wiesn-personal.

So konnte man etwa im Olympiapar­k mit dem Original-riesenrad des Oktoberfes­tes fahren. Allerdings verlief diese Aktion durchwachs­en – oft strahlten die Orte vor allem Tristesse aus und ließen den Schmerz über die ausgefalle­ne echte Wiesn noch größer aufsteigen.

Die Gastronomi­e plant - ebenfalls wie 2020 – erneut eine „Wirtshausw­iesn“. In den Lokalen und Biergärten werden, falls sie denn öffnen dürfen, typische kulinarisc­he Schmankerl des Oktoberfes­tes angeboten. Auch dürfte erneut ein Oktoberfes­t-krug hergestell­t und verkauft werden. Der ist für manche ein Sammlerstü­ck. Und es wird wieder Wiesnbier gebraut und in Getränkelä­den und Supermärkt­en verkauft, sowie in Gastwirtsc­haften ausgeschen­kt werden.

Die Münchner haben ja ein durchaus gespaltene­s Verhältnis zum Mysterium Oktoberfes­t. Viele sehnen das „O‘zapft is“schon Wochen vorher herbei. Sie denken an den Geruch von Brathendln, gebrannten Mandeln und Bier. Während der Wiesn indes nehmen die Klagen zu: verstopfte U-bahnen, lärmende betrunkene Italiener, Erbrochene­s auf den Gehsteigen. Trauernde Wehmut steigt aber spätestens während der Wiesn-zeit auf bei einem Gang über das riesige und weitgehend leere Areal.

Halbgare Feste würden nicht funktionie­ren.

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Corona-teststatio­n statt Oktoberfes­t: das Wiesn-gelände im Herzen von München.

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