Liebe Maibäume,
wir wissen, dass diese merkwürdigen Zeiten Bäume nicht wirklich scheren. Dennoch sind wir angenehm überrascht, dass sie auch Euch nicht zu scheren scheinen. Immerhin wachsen Maibäume nur durch menschliches Zutun in den Himmel, auch werden sie von Menschen geschmückt. Jedenfalls, es wurde Mai, und in vielen Orten standen plötzlich die Maibäume.
Ungewohnt ist, dass die Bäume sich sozusagen eingeschlichen haben, was sie üblicherweise nicht tun. Nehmen wir das liebliche Schnaitheim. Dort wird der Baum üblicherweise unter großer Anteilnahme der Bevölkerung aufgestellt, man sperrt die Straße, der Musikverein spielt, Bibbe trifft Bobbe und man verzehrt gemeinsam ansehnliche Mengen Bier und Bratwürste. Anderswo läuft das üblicherweise ganz ähnlich, und viele dachten, dass ein Maibaum ohne eine solche Feierlichkeit gar nicht denkbar sei.
Nun, auch in Schnaitheim wurde der Maibaum heuer in aller Stille aufgerichtet. Aber nun steht er wie alle anderen Maibäume auch, und wie bei allen anderen Maibäumen freuen wir uns, weil man den Anblick doch einfach gewöhnt ist.
Wahrscheinlich so gewöhnt, dass wir nicht genau hinsehen. Da ist doch was Neues zwischen den Zunftschildern, oder?
Tatsächlich steht der Schnaitheimer Maibaum heuer nicht nur sprichwörtlich im Zeichen von Corona, er tut es ganz konkret: Ein feines Schild verbietet dem Virus, sich auf dem Baum breitzumachen.
Wir staunen. Und wir kommen ins Grübeln. Lockdown und Ausgangssperren, Masken, Tests und Impfungen: Wir unternehmen viel gegen die Pandemie. Aber hat schon mal jemand daran gedacht, das Coronavirus einfach zu VERBIETEN? Mit Schildern? Womöglich einem Bußgeld? Schon erstaunlich, dass da erst das Schnaitheimer Maibaumteam auf die gute Idee kam. Und sie wirkt: Ein erster Abstrich am Maibaum beweist, dass das Ding negativ ist. Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.