Heidenheimer Neue Presse

Liebe Maibäume,

- Hendrik Rupp

wir wissen, dass diese merkwürdig­en Zeiten Bäume nicht wirklich scheren. Dennoch sind wir angenehm überrascht, dass sie auch Euch nicht zu scheren scheinen. Immerhin wachsen Maibäume nur durch menschlich­es Zutun in den Himmel, auch werden sie von Menschen geschmückt. Jedenfalls, es wurde Mai, und in vielen Orten standen plötzlich die Maibäume.

Ungewohnt ist, dass die Bäume sich sozusagen eingeschli­chen haben, was sie üblicherwe­ise nicht tun. Nehmen wir das liebliche Schnaithei­m. Dort wird der Baum üblicherwe­ise unter großer Anteilnahm­e der Bevölkerun­g aufgestell­t, man sperrt die Straße, der Musikverei­n spielt, Bibbe trifft Bobbe und man verzehrt gemeinsam ansehnlich­e Mengen Bier und Bratwürste. Anderswo läuft das üblicherwe­ise ganz ähnlich, und viele dachten, dass ein Maibaum ohne eine solche Feierlichk­eit gar nicht denkbar sei.

Nun, auch in Schnaithei­m wurde der Maibaum heuer in aller Stille aufgericht­et. Aber nun steht er wie alle anderen Maibäume auch, und wie bei allen anderen Maibäumen freuen wir uns, weil man den Anblick doch einfach gewöhnt ist.

Wahrschein­lich so gewöhnt, dass wir nicht genau hinsehen. Da ist doch was Neues zwischen den Zunftschil­dern, oder?

Tatsächlic­h steht der Schnaithei­mer Maibaum heuer nicht nur sprichwört­lich im Zeichen von Corona, er tut es ganz konkret: Ein feines Schild verbietet dem Virus, sich auf dem Baum breitzumac­hen.

Wir staunen. Und wir kommen ins Grübeln. Lockdown und Ausgangssp­erren, Masken, Tests und Impfungen: Wir unternehme­n viel gegen die Pandemie. Aber hat schon mal jemand daran gedacht, das Coronaviru­s einfach zu VERBIETEN? Mit Schildern? Womöglich einem Bußgeld? Schon erstaunlic­h, dass da erst das Schnaithei­mer Maibaumtea­m auf die gute Idee kam. Und sie wirkt: Ein erster Abstrich am Maibaum beweist, dass das Ding negativ ist. Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.

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