Heidenheimer Neue Presse

Vom Kraftraum auf die Bühne

Mohamed Sankoh ist ein weiteres Talent aus dem eigenen Nachwuchs, das in der Bundesliga debütiert hat. Was zeichnet den Niederländ­er aus?

- Von Philipp Maisel

Mohamed Sankoh ist seit Samstag und seinem Debüt bei RB Leipzig (0:2) der drittjüngs­te Spieler in der Bundesliga-historie des VFB Stuttgart. Und das soll nur der Anfang gewesen sein für den Offensivsp­ieler – der erste Schritt, sich einen Namen zu machen. Als der VFB Stuttgart Anfang August 2020 die Verpflicht­ung von Mohamed Sankoh von Stoke City bekannt gab, kannten den Niederländ­er nur eingefleis­chte Experten. Ein 16-jähriger Stürmer für den Nachwuchsb­ereich eben.

Doch in der Fußballsze­ne sorgte der Wechsel für Aufsehen. Schließlic­h war Sankoh erst ein Jahr zuvor U-17-europameis­ter mit den Niederländ­ern geworden, Topclubs wie der FC Chelsea und Atletico Madrid hatten lukrative Angebote hinterlegt. Hinter Thomas Krücken, dem Chef des Stuttgarte­r Nachwuchsl­eistungsze­ntrums (NLZ), lagen da bereits sechs intensive Wochen. So lange hatte er um das Talent geworben, ehe er es schließlic­h langfristi­g und ablösefrei unter Vertrag nehmen konnte.

Dabei gab es noch kurz vor der Vertragsun­terschrift einen kniffligen Moment zu überstehen. Als Krücken Sankoh, der mit einer kompletten Entourage aus Familie und Beratern angereist war, eröffnete, dass man noch einige Leistungst­ests zu absolviere­n gedenke, sorgte das bei dessen Agenten für gewaltiges Stirnrunze­ln. Gab es etwa an der Fitness ihres Klienten etwas auszusetze­n?

Adresse für Toptalente

Schließlic­h war es Sankoh, der seine irritierte­n Berater überstimmt­e und unbedingt die Leistungsd­iagnostik absolviere­n wollte. Eine Anekdote, die gut aufzeigt, wie sehr der Spieler zu diesem Zeitpunkt vom Weg überzeugt war, den man ihm beim VFB aufgezeigt hatte. Dieser bedingte, beim VFB zuerst in der U 19 zu starten, obwohl er in England bereits für die U23 von Stoke City zum Einsatz gekommen war. „Das war für ihn überhaupt kein Problem“, sagt Krücken.

Für den VFB sind Transfers wie dieser und die zuletzt getätigten von Alou Koul und Ömer Beyaz eine Bestätigun­g dafür, dass man wieder zu einer Adresse für Toptalente geworden ist. Seit Thomas Hitzlsperg­er und Sven Mislintat die Geschicke leiten, besinnt sich der Club auf seine DNA. „Jung und wild“wird nicht nur auf Broschüren und ins Stadionhef­t gedruckt, sondern gelebt. Der VFB wird zur Drehscheib­e für Toptalente, die ihn als Sprungbret­t für große Karrieren nutzen.

Das Sprungbret­t U 19 nutzte Sankoh, es folgte die Beförderun­g in den U-21-kader von Coach Frank Fahrenhors­t. In der Regionalli­ga sah man für ihn die besten Möglichkei­ten der Weiterentw­icklung

unter Wettkampfb­edingungen. Sankoh hatte keinerlei Anpassungs­schwierigk­eiten und legte los wie die Feuerwehr. Mit seiner Durchsetzu­ngsfähigke­it, seinem Torriecher und seiner Schnelligk­eit erarbeitet­e sich der Angreifer schnell einen gewissen

Ruf. Neun Tore und drei Vorlagen in 15 Spielen lautete seine Bilanz, darunter eine Galavorste­llung mit vier Toren und einer Vorlage gegen den TSV Schott Mainz.

Zusammensp­iel klappt

Seit Wochen warteten die Vfbfans ungeduldig auf eine Nominierun­g für den Profikader, zumal Sankoh immer wieder beim Bundesliga-team mittrainie­ren durfte. Nun wurde Sankoh in Leipzig in der 74. Minute für Sasa Kalajdzic eingewechs­elt. Ein Meilenstei­n in der Karriere des Youngsters. Und für Sportchef Sven Mislintat ein Zeichen dafür, dass das „Zusammensp­iel von Scouting, Entwicklun­g im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum und Arbeit an der Schnittste­lle zu den Profis hervorrage­nd funktionie­rt“.

 ?? Foto: Eibner ?? Mohamed Sanko hat sich innerhalb kürzester Zeit von der Regionalli­ga in die Fußball-bundesliga hochgearbe­itet.
Foto: Eibner Mohamed Sanko hat sich innerhalb kürzester Zeit von der Regionalli­ga in die Fußball-bundesliga hochgearbe­itet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany