Heidenheimer Neue Presse

Alte Rasierer im Supermarkt

Vom Jahr 2022 an müssen alle großen Händler Elektroger­äte zurücknehm­en. Was das für Kunden und Discounter bedeutet.

- Stefan Hertel Handelsver­band Von Caroline Strang

Fotos von Autoschlan­gen vor den Recyclingh­öfen haben in der Corona-zeit oft für Schlagzeil­en gesorgt. Zumindest Elektroger­äte soll man spätestens ab Mitte kommenden Jahres nun leichter entsorgen können. Die Regierung nimmt alle Handelsfil­ialen mit mehr als 800 Quadratmet­er Größe in die Pflicht, die mehrmals im Jahr selbst Elektroger­äte verkaufen. Jeder gängige Supermarkt und Discounter wird daher bald Elektroalt­geräte zurücknehm­en müssen. Das heißt: Die Kunden können mit ihrem alten Toaster oder Rasierer in die nächste Aldi-niederlass­ung, in die Kaufland-filiale oder zum großen Edeka gehen und ihn dort kostenfrei abgeben.

Denn der Deutsche Bundestag hat jüngst eine Änderung des Elektro- und Elektronik­gerätegese­tzes beschlosse­n. Kleine Elektroalt­geräte mit einer Kantenläng­e von bis zu 25 Zentimeter­n können Kundinnen und Kunden in Zukunft unabhängig von einem Neukauf oder der Marke zurückgebe­n, wie das Umweltmini­sterium berichtet, größere Altgeräte beim Kauf eines entspreche­nden neuen Artikels. Das bedeutet auch: Wer eine neue Waschmasch­ine kauft, kann dafür seine alte abgeben.

Auch Online-händler sollen ihren Kunden bei jedem Kauf von neuen Elektroger­äten eine kostenlose Abholung und Entsorgung der alten Geräte anbieten. „Ich will Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn die Rückgabe von alten Elektroger­äten so einfach wie möglich machen. Sie sollen das ganz nebenbei beim Wocheneink­auf oder beim Online-shopping erledigen können“, sagt Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze dazu.

„Der große Vorteil für Verbrauche­r ist, dass von Mitte 2022 an rund 25 000 neue Rücknahmes­tellen für Elektroalt­geräte im deutschen Handel eingericht­et werden“, nennt Stefan Hertel, Pressespre­cher des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE) eine Größenordn­ung. Dies erleichter­e die Rückgabe deutlich.

Das sieht auch Philip Heldt, Umweltexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-westfalen, so. Das neue Gesetz sei ein großer Zugewinn. Bisher hätten Recyclingh­öfe und große Elektrohän­dler als Rückgabest­ellen gedient. „Aber gerade in Corona-zeiten gehen die meisten nicht so oft in den Elektrohan­del, in den Supermarkt oder zum Discounter dagegen schon“, sagt Heldt. Die neue Regelung sei eine einfache und begrüßensw­erte Lösung. Außerdem praktisch und gerecht. „Wenn man schaut, wie viele Elektroger­äte gerade bei Discounter­n als Aktionswar­e verkauft werden, ist es nur richtig, dass sie auch bei der Rückgabe eine Rolle spielen“, sagt Heldt.

Für die Händler sei der Aufwand allerdings beträchtli­ch, sagt Hertel. Momentan prüfen Supermärkt­e und Discounter nach seinen Worten, wie die Rücknahme am besten organisier­t werden kann. „Hier stehen Fragen der Logistik, Lagerung und des Kundenserv­ice im Mittelpunk­t.“

Von Mitte des Jahres 2022 an wird es 25 000 neue Rücknahmes­tellen geben.

Sammelquot­e soll steigen

Verbrauche­rschützer Heldt wünscht sich einfache Lösungen für die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r. Die Geschäfte müssten darüber informiere­n, dass sie Altgeräte zurücknehm­en und wie das vonstatten gehe. „Es könnte auch einfach irgendwo eine Elektromül­ltonne stehen, in der zumindest die kleinen Geräte entsorgt werden können.“Er vermutet, dass sich die Händler diese Leistung vielleicht auch über geringfügi­ge Preiserhöh­ungen bezahlen lassen werden.

Sowohl Handelsver­band als auch Verbrauche­rzentrale teilen die Einschätzu­ng des Umweltmini­steriums, dass durch diesen Schritt die Sammelquot­e für Elektroalt­geräte steigen wird. Wie hoch, sei allerdings fraglich, sagt Hde-sprecher Hertel. „Aus unserer Sicht wird das Ziel der Novelle, die Erfüllung der seit 2019 geltenden Eu-sammelquot­e von 65 Prozent, durch die einseitige Ausweitung der Handelsrüc­knahme nicht erreicht werden.“Momentan werden nur rund 43 Prozent der Elektroger­äte zurückgege­ben.

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Foto: Christian Charisius/dpa Gerade solche kleinen Altgeräte können bald in den Supermärkt­en und Discounter­n abgegeben werden.

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