Fernsehprogramm
Das Pilotprojekt „Lebensgarten Grüne Aue“will ganzheitliche medizinische Versorgung in Hermaringen über eine Genossenschaft für jeden bezahlbar machen.
Im Juli wird Dr. Sebastian Göbel seine Allgemeinarztpraxis in Hermaringen eröffnen. Das ist eine mehr als gute Nachricht, denn damit geht für die Hermaringer eine lange Zeit ohne ärztliche Versorgung zu Ende. Doch die Praxis soll nur ein erster Schritt für ein Modellprojekt einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung sein, das Dr. Göbel zusammen mit seiner Frau Dr. Anne-gritli Göbel-wirth und einer ganzen Gruppe von Ärzten und Therapeuten in Hermaringen verwirklichen will. Inzwischen hat das Projekt auch einen Namen: „Lebensgarten Grüne Aue“.
Der Wunsch der Ärzte war es, den Bürgerinnen und Bürgern ihre Ideen persönlich nahezubringen – doch Corona machte das zunichte. Aus der Not heraus, um zumindest eine kleine Form der Öffentlichkeit herzustellen, präsentierte das Arztehepaar gemeinsam mit seiner Kollegin Anna-lotta Rohmeyer nun den „Lebensgarten Grüne Aue“in einer Sitzung des Gemeinderats in der Güssenhalle. Das Interesse war
DIENSTAG, 4. MAI 2021
ARD
ZDF groß, und da nur 20 Zuhörer zugelassen werden konnten, fanden sogar zwei Präsentationen nacheinander statt.
Hufeisenförmiger begrünter Bau
Damit sich die Zuhörer besser vorstellen konnten, wie das geplante Gebäude hinter dem neuen Ärztehaus einmal aussehen soll, hatten die Mediziner ein Modell mitgebracht: Der hufeisenförmige einstöckige Bau umringt einen großzügigen Garten in der Mitte und öffnet sich in Richtung Bahnhof, wo ein zweistöckiges Gebäude mit einem Kuppeldach den Abschluss bildet. Komplett alle Dächer sollen begrünt werden. Vom Kultur-café über verschiedene Therapie-räume bis hin zu Patientenbetten für Menschen, die mehr Betreuung brauchen, aber keinen Krankenhausaufenthalt, sollen hier untergebracht werden, erläuterte Göbel.
Schon zu Studienzeiten habe er sich gefragt, wie er Medizin machen könne, die sich nicht nur an Symptomen orientiere, sondern viel stärker die Ursachen im Blick
SWR habe. Eine Lösung sei für ihn die integrative Medizin, die das Wissen der Schulmedizin mit dem der alternativen Medizin vereine. Der „Lebensgarten Grüne Aue“solle zu einem Begegnungsort werden, an dem sich Menschen aus unterschiedlichen Bereichen austauschen und voneinander lernen könnten.
Krankheiten früh verhindern
Ärztin Anna-lotta Rohmeyer wird voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres als Assistentin in die Hermaringer Praxis einsteigen. Auch sie betonte, dass ihr wichtig sei, den Menschen als Ganzes im Blick zu haben. Medizin sei viel zu sehr darauf ausgerichtet zu reparieren, anstatt die Entstehung von Krankheiten frühzeitig zu verhindern. Dafür wolle man das ganze Spektrum von Ernährung über Bewegung bis hin zu unterschiedlichsten Therapieformen nutzen.
Jeder Patient wünsche sich, dass ein Arzt sich Zeit nehme, doch das medizinische Versorgungssystem sei darauf nicht ausgelegt und honoriere das nicht, erklärte Dr.
Anne-gritli
Nur gemeinsam zu schaffen
Göbel-wirth.
Folglich müssten viele Leistungen privat bezahlt werden, und damit entstehe ein Zwei-klassensystem für Patienten. In Hermaringen solle ein Pilotprojekt entstehen, das allen Menschen den Zugang zu allen Behandlungsmöglichkeiten biete. Ein Projekt, das aber nur eine Chance habe, wenn die Bürger bereit seien, sich darauf einzulassen und gemeinsam etwas zu entwickeln. Ziel sei die Gründung einer Bürgergenossenschaft,
in die jedes Mitglied monatlich einen Betrag einzahlt. Im Prinzip so, wie es die Hermaringer schon aus der Energiegenossenschaft kennen würden. Hier komme jedoch am Ende kein finanzieller Gewinn für den Einzelnen heraus, sondern eine gute Gesundheitsversorgung für alle. Man hoffe, dass dies auch andere Gemeinden inspiriere.
Von heute auf morgen würden sich die Pläne allerdings nicht umsetzen lassen, machten die Ärzte deutlich. Die Initiatoren hoffen auf die Unterstützung von Stiftungen und auf Fördergelder.