CDU tauscht Fraktionschef aus
Der 33-jährige Manuel Hagel löst Wolfgang Reinhart ab.
Manuel Hagel aus Ehingen ist neuer Vorsitzender der Cdu-landtagsfraktion in Baden-württemberg. Der 33 Jahre alte Abgeordnete erhielt 40 von 42 Stimmen. Zwei Abgeordnete stimmten mit Nein. Hagel löst den bisherigen Fraktionschef Wolfgang Reinhart (65) ab, der als Minister in die neue Regierung wechseln will. Der Oberschwabe Hagel ist seit 2016
Generalsekretär der Landescdu und gilt als Vertrauter des Parteivorsitzenden und Innenministers Thomas Strobl.
Hagel war auch bei den Koalitionsverhandlungen an vorderster Front dabei. Bei der Landtagswahl war er mit 35,9 Prozent im Alb-donau-kreis landesweiter Stimmenkönig der CDU geworden. Allerdings hatte er auch den Wahlkampf für die Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann organisiert, mit der die CDU eine historische Niederlage einfuhr. Hagel war Sparkassenchef in Ehingen. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Mit 18 ist er in die CDU eingetreten und schnell aufgestiegen.
Als Generalsekretär gab er auch die Abteilung Attacke und erklärte etwa in einer Rede Mitte 2019, die „politische Schonzeit“ für den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann sei vorbei, das sage er „auch als Jäger“. Diese wilderen Zeiten scheinen aber vorbei zu sein. Kretschmann lobte Hagel am Dienstag. Er habe ihn bei den Koalitionsverhandlungen näher kennengelernt und einige gute persönliche Gespräche mit ihm gehabt.
Am 1. Mai, dem letzten Tag der Koalitionsverhandlungen in Stuttgart, joggte Cdu-generalsekretär Manuel Hagel noch im Sportdress mit seinem Mentor, CDU-CHEF Thomas Strobl, vor der Sitzung der Verhandler von Grünen und CDU an den Tv-kameras vorbei. Aufbruch und Dynamik sollte das wohl verkörpern. Am Dienstagnachmittag nach der Fraktionssitzung war eine andere Mission angesagt. Schon als die Türen des Fraktionssaals noch geschlossen waren, kursierte das Ergebnis: 40 Cdu-fraktionsmitglieder hatten für Hagel als neuen Vorsitzenden gestimmt, zwei mit Nein.
Hagel, der mit seinem Vorgänger Wolfgang Reinhart für eine kurze Pressekonferenz vor die Kameras trat, verkniff sich jede triumphale Geste. Mit „Demut und Respekt“nehme er diese Wahl an. Er wolle zusammenführen. „Es sollen sich alle wiederfinden und wohlfühlen“, sagte der 33-Jährige mit Blick auf die in der Vergangenheit oft zerstrittene Fraktion.
Noch am Morgen hatten Hagel-anhänger in der Fraktion gegenüber unserer Zeitung befürchtet, dass es aus dem Reinhart-lager viele Nein-stimmen für den jungen Christdemokraten aus Ehingen geben würde. Doch Hagel hatte offenbar vorgesorgt mit dem Bekenntnis, dass der Aufbruch „mit jungen und erfahrenen Kräften in Einklang gebracht werden soll“. Und weiter: „Wolfgang Reinhart bleibt Teil dieses Teams.“Ausdrücklich gab es Lob für seinen Vorgänger. Der Politiker aus Bad Mergentheim führte die Fraktion seit 2016.
Ursprünglich hatte er vorgehabt, noch länger an ihrer Spitze zu bleiben, aber die Mehrheit der eigenen Landtagsfraktion wollte ihn nur noch für den Zeitraum der Koalitionsverhandlungen wählen.
Am Dienstagnachmittag war dies für den 65-Jährigen dann ein normaler Vorgang, wie er betonte: „Es war die Zeit gekommen, wo das Team neu aufgestellt werden musste. Der Stabwechsel ist logisch und konsequent“, sagte er.
Reinhart soll nun dem Vernehmen nach Justizminister werden und Guido Wolf ablösen. Am Dienstag ließ er sich zu seiner politischen Zukunft aber nichts entlocken, verwies auf die Entscheidungskompetenz des Cdu-landesvorsitzenden sowie des Ministerpräsidenten.
Von Hagel erwarten vor allem die jüngeren Mitglieder der Fraktion deutlich bessere Teamarbeit und Teamfähigkeit als unter Reinhart. Der neue Fraktionsvorsitzende verwies auf „große Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren“. Er wünsche sich eine „Fraktion, die selbstbewusst, aber nicht überheblich ist“. Ausdrücklich lobte er das Ergebnis der Verhandlungen mit den Grünen. „Es ist ein guter Koalitionsvertrag für das Land.“