Heidenheimer Neue Presse

Spahn plant mehr Zuschuss

Klaus Reinhardt will Reserven für Material und Medikament­e, feste Krisenstäb­e und verpflicht­ende Notfallübu­ngen. Und er hält an einem flächendec­kenden System fest.

- Hajo Zenker

Im Zuge der Corona-pandemie will Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) Berichten zufolge den Steuerzusc­huss für die gesetzlich­en Krankenkas­sen deutlich aufstocken, um den Zusatzbeit­rag zu stabilisie­ren. Er soll für das kommende Jahr um 12,5 Milliarden auf dann 27 Milliarden Euro steigen, berichtete­n die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“und die Zeitungen des Redaktions­netzwerk Deutschlan­ds. Themen des Tages

Die Fähigkeit Deutschlan­ds, auf eine Krise wie die Corona-pandemie zu reagieren, muss nach Ansicht von Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärzt­ekammer, „dringend optimiert werden“. Er verwies auf dem 124. Deutschen Ärztetag, der erstmals rein digital abgehalten wird, darauf, dass ein Bericht der Bundesregi­erung von 2012 eine sehr ähnliche Pandemie bereits vorhergese­hen habe – passiert sei jedoch nichts. „Wir können und wir sollten also beim nächsten Mal besser vorbereite­t sein.“Reinhardt forderte Reserven für medizinisc­hes Material und Medikament­e, feste Krisenstäb­e und verpflicht­ende Notfallübu­ngen.

Gleichzeit­ig betonte der Ärztepräsi­dent, dass das deutsche Gesundheit­swesen zwar enorm belastet, aber im Gegensatz zu anderen Ländern „zu keinem Zeitpunkt überlastet“gewesen sei. Man müsse deshalb leistungss­tarke Strukturen erhalten und ausbauen, statt sie, wie von einigen immer wieder gefordert, auszudünne­n und auf reine Kosteneffi­zienz zu trimmen: „Erst kommt der Patient und dann der Profit.“

Auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) würdigte auf der Veranstalt­ung die flächendec­kende Gesundheit­sversorgun­g. Neun von zehn Covid-patienten seien von niedergela­ssenen Ärzten versorgt worden. „Dass wir nicht wie die USA in Einkaufsze­ntren und Tankstelle­n impfen, liegt auch daran, dass wir ein großes Netz an medizinisc­hen Einrichtun­gen haben.“Allerdings heiße das für ihn nicht, die Strukturen unveränder­t zu lassen, etwa bei den

Krankenhäu­sern. Bessere Vernetzung und bessere Aufgabente­ilung seien nötig.

Nicht jede Klinik könne alles machen. Das sei eine Frage der Qualität und damit der Gesundheit der Patienten. Für Klaus Reinhardt ist ein Netz aufeinande­r abgestimmt­er Krankenhäu­ser allerdings nur möglich, wenn es eine bundesweit gültige Klinikplan­ung gebe – die Bundesländ­er würden ihren Verpflicht­ungen seit 20 Jahren nur unzureiche­nd nachkommen.

E-rezept lieber verschiebe­n

Der Ärztepräsi­dent warnte „vor einer zu engen Taktung bei der Digitalisi­erung“. Die von Spahn bei der elektronis­chen Patientena­kte gesetzten Fristen seien kaum zu halten – angesichts von Softwarepr­oblemen und Lieferschw­ierigkeite­n. Daher solle man das E-rezept verschiebe­n und angedrohte Sanktionen für die Praxen, die nicht rechtzeiti­g am Netz seien, streichen.

Spahn sagte zu, dass es keine Einbußen für die niedergela­ssenen Ärzte geben werde, wenn objektive Gründe die Einhaltung von Fristen verhindert­en. Grundsätzl­ich verteidigt­e er mehr Tempo in der Digitalisi­erung. Man dürfe im sensiblen Gesundheit­sbereich das Feld nicht den nichteurop­äischen Anbietern überlassen. Generell, das habe Corona gezeigt, gebe es eine viel zu große Abhängigke­it von China. Dagegen müsse man etwas tun.

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Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa Erstmals online: Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärzt­ekammer, auf dem 124. Deutschen Ärztetag.

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