Heidenheimer Neue Presse

Die Begegnung zählt

- Guido Bohsem zu Politiker-treffen in Corona-zeiten

Natürlich liegt es auch an der Corona-eintönigke­it, dass die Außenminis­ter der sieben wichtigste­n Industrien­ationen (G7) sich so begeistert zeigten, endlich wieder mal persönlich miteinande­r reden zu können. Die ständigen Videokonfe­renzen leisten zwar viel, sie können aber definitiv nicht alles ersetzen, was den Umgang zwischen Menschen und – in diesem Fall – zwischen Staaten ausmacht.

Wer also darauf gehofft hatte, dass die G7-treffen und ihr unglaublic­her Aufwand in der Pandemie heimlich, still und leise zu Grabe getragen wurden, sieht sich getäuscht. Das Familienfo­to auf dem G7-gipfel dürfte in Zukunft wieder eine real beisammens­tehende Gruppe zeigen und nicht sieben Gesichter auf einem Bildschirm. Trotzdem sind die Veranstalt­ungen dringend reformbedü­rftig. Die Verhandlun­gen sind inzwischen so detaillier­t vorbereite­t und ausgetüfte­lt, dass die Politiker häufig bloß wohlgesetz­te Sprachbaus­teine verlesen und eine wirklich freie Diskussion allenfalls in den Pausen zustande kommt. Dabei war genau das die ursprüngli­che Idee der Treffen, ein ungezwunge­ner Austausch und die Möglichkei­t, Vertrauen zu fassen.

Doch lag es eben nicht nur an der überwunden­en Zoom-müdigkeit, dass die Teilnehmer am G7-treffen der Außenminis­ter allesamt so fröhlich wirkten. Schwerer wog wahrschein­lich der neue Mann aus den USA. Mit Joe Biden ist endlich wieder jemand im Weißen Haus, der Diplomatie und zivilisier­ten Umgang schätzt. Wie es ein G7-veteran einmal sagte: „Wenn es den USA gut geht, dann läuft es bei G7 immer bestens:“Das Treffen in London war auch deshalb ein Neubeginn nach einer sehr langen und sehr schwierige­n Zeit.

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