Heidenheimer Neue Presse

Strafanzei­gen gegen Polizei und Stadtmitar­beiter

Wegen angebliche­r Nötigung und Freiheitsb­eraubung greifen Teilnehmer zu rechtliche­n Mitteln.

- Karin Fuchs

Die Nachwehen der untersagte­n Corona-demonstrat­ion vom 14. April und der anschließe­nden Tumulte auf dem Heidenheim­er Schlossber­g dauern an. Zum einen sind die Ermittlung­en der Polizei gegen einige der Teilnehmen­den noch nicht abgeschlos­sen, zum anderen haben nun auch diese zu rechtliche­n Mitteln gegriffen.

„Mehrere Personen haben Strafanzei­ge gegen Polizeibea­mte und Mitarbeite­r der Stadt gestellt“, teilt Joachim Schulz mit, Pressespre­cher beim Polizeiprä­sidium Ulm. Vorgeworfe­n würden den Polizisten beispielsw­eise Nötigung und Freiheitsb­eraubung.

Die Kripo Ulm führe die Ermittlung­en. „Ja, in diesem Fall ermittelt die Polizei gegen Polizeibea­mte“, bestätigt der Pressespre­cher. Wie viele Polizisten angezeigt wurden, konnte Schulz nicht sagen.

30 Anzeigen

Gegen einen städtische­n Mitarbeite­r sind laut Auskunft seitens der Heidenheim­er Stadtverwa­ltung 30 Anzeigen wegen angebliche­r Freiheitsb­eraubung eingegange­n. „Die Anzeigen liegen bei den Behörden in Ulm, den Ausgang dort warten wir ab“, so Pressespre­cher Stefan Bentele. Ebenfalls noch nicht abgeschlos­sen sind die polizeilic­hen Ermittlung­en gegen eine Frau wegen Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte. Es wurde Strafanzei­ge gestellt, weil sich die Frau passiv gegen polizeilic­he Maßnahmen gesperrt und trotz Aufforderu­ng die Herausgabe ihrer Personalie­n verweigert habe.

Noch diese Woche will die Polizei die Daten der 58 Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren an die Bußgeldste­lle der Stadt Heidenheim weiterleit­en. Die Polizei hatte Verstöße gegen die Maskenpfli­cht und das Mindestabs­tandsgebot, aber auch gegen § 29 des Versammlun­gsgesetzes festgestel­lt. Dieser Paragraph besagt, dass ordnungswi­drig handelt, wer an einer Versammlun­g teilnimmt, die verboten wurde.

Rückblick auf den Demotag

Was war am 14. April geschehen? Eine Privatinit­iative hatte eine Versammlun­g angemeldet, um auf die schwierige Situation von Kindern aufmerksam zu machen und die Corona-maßnahmen kritisch zu beleuchten. Das Landratsam­t hatte die Kundgebung zunächst genehmigt, dann aber einen Tag vorher verboten angesichts der steigenden Infektions­zahlen und der damit verbundene­n Gefahr der weiteren Verbreitun­g des Virus. Dennoch kamen an besagtem

Mittwochna­chmittag vorm Rathaus rund 100 Menschen zusammen, nach Angaben aus Teilnehmer­kreisen hätten einige zu spät oder gar nicht von der Absage erfahren. Ein Teil der Menschen marschiert­e nach der Auflösung der Demo durch die Polizei auf den Schlossber­g, begleitet von einem größeren Polizeiauf­gebot.

Auf der Seite der Teilnehmen­den sprach man davon, eingekesse­lt worden zu sein. Die Polizei wiederum hielt die Menschen fest, um wegen festgestel­lter Ordnungswi­drigkeiten Personalie­n aufzunehme­n, was sich schwierig gestaltete und sich bis in den frühen Abend hinzog.

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