Im und mit dem Moor Geld verdienen
Region. Die Arge Donaumoos arbeitet mit dem Verband für Landschaftspflege am Pilotprojekt für „Moor-klimawirte“.
Die Erkenntnis ist nicht neu: Moore binden ungeheure Mengen an Kohlendioxid, werden sie trockengelegt, wird das Treibhausgas freigesetzt. Im Sinne des Klimaschutzes müssten laut Experten daher Moore so schnell und so weit wie möglich wiedervernässt werden. Laut einer Broschüre des Deutschen Verbands für Landschaftspflege sind 95 Prozent der Moorböden entwässert: „Sie sind mit 37 Prozent eine der Hauptquellen für Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft, obwohl sie mit sieben Prozent nur einen kleinen Teil der Nutzfläche ausmachen.“
„Wir müssen die Wasserstände hochkriegen, und das schnell“, sagt auch Anja Schumann von der Arge Donaumoos. Die Arbeitsgemeinschaft im Leipheimer Ortsteil Riedheim kümmert sich seit gut 30 Jahren um den Schutz und Erhalt des bayerischen Teils des Donaumooses. Das könne nur funktionieren, wenn die Landwirte, die auf den trockengelegten Feldern Ackerbau betreiben und so ihren Lebensunterhalt verdienen, durch die Wiedervernässung keine Einkommenseinbußen erleiden, sagt Schumann.
Mit dem Pilotprojekt „Moorund Klimaschutz – Praxistaugliche Lösungen mit Landnutzern realisieren“will der Deutsche Verband für Landschaftspflege mit Landwirten und anderen Fachleuten alternative Nutzungen für die Moore erarbeiten und neue Verwertungsmöglichkeiten für Material finden, das dort wächst, etwa Binsen. Eine der fünf Modellregionen in dem Pilotprojekt ist das Donaumoos.
Anja Schumann weiß aus Erfahrung, dass es mitunter keine leichte Aufgabe ist, Landwirte von der Sinnhaftigkeit einer Wiedervernässung zu überzeugen. Letztlich haben häufig deren Väter und Großväter dem Moor die Ackerflächen durch den Bau von Entwässerungsgräben abgerungen. „Klar kommt da auch Gegenwind.“Aus Sicht der Agraringenieurin muss angesichts des Klimawandels dennoch oberstes Ziel sein, die Wasserstände im Moor zu erhöhen. Dafür müsse der Staat Geld bereitstellen, um beispielsweise Bewässerungsleitungen zu bauen, wie etwa die Nau-leitung, mit der seit 2011 ein Teil des Leipheimer Mooses wiedervernässt wurde.
Das zweite Ziel müsse sein, dass die Bauern im Ried mehr Geld mit nassen Flächen verdienen als mit trockengelegten. Auch das sei eine politische Entscheidung, denn für die Bewirtschaftung von Moorflächen im Sinne des Klima- und Naturschutzes sei viel Geld nötig: Dazu gehöre, neue Bewirtschaftungsformen und Produkte im Moor zu finden, mit denen die Landwirte als so genannte „Moor-klimawirte“ihr Auskommen finden.
Beweidung mit Wasserbüffeln
Christian Mayer ist Landwirt und lässt 21 Wasserbüffel ganzjährig im Riedheimer Moos weiden – auf 24 Hektar ökologischer Ausgleichsfläche der Stadt Leipheim. Anja Schumann hatte ihm das Beweidungsprojekt 2013 angetragen, nachdem die Arge mit verschiedenen Tierrassen ausprobiert hatte, welche für das feuchte Gelände geeignet sind. Die extensive Beweidung gilt als sehr gut geeignet, die Verbuschung der Flächen zu verhindern und damit zu mehr Artenvielfalt beizutragen.
Er habe 2013 mit drei angefangen, Mayer. Ein Großteil der
Wasserbüffeln erzählt Feuchtwiesen
hinter seinem Aussiedlerhof, auf denen die Herde weidet, war früher Äcker. Mayer verkauft in seinem Hofladen das Fleisch der Wasserbüffel, „ein Zubrot“. Haupteinnahmequelle ist der Zuschuss, den ihm die Stadt Leipheim pro Hektar für die Beweidung bezahlt.
Wollten er und seine Familie von den Büffeln leben, müsste Mayer 50 bis 60 Tiere halten. Dafür wäre deutlich mehr Fläche nötig, denn auch wenn Wasserbüffel genügsam sind – sie müssen satt werden. Große Weideflächen aber seien im Donaumoos wegen der vielen zersplitterten Grundstücke nicht möglich. Beweidungsprojekte eignen sich daher nicht, vielen Landwirten ihr Auskommen zu sichern. Mayer etwa erledigt als Lohnunternehmer auch die Mahd der Wiesen für den Naturschutz: insektenfreundlich mit dem Balken- statt dem Kreiselmäher.
Und die Initiatoren des Pilotprojekts probieren vieles aus: An der Mecklenburgischen Seenplatte wird beispielsweise ein Heizkraftwerk mit Heu aus dem Moor betrieben. Die Arge hat Pellets aus Rohrglanzgras und der Seggen-art Carex aus dem Donaumoos pressen lassen. Als Futter haben die sich nicht bewährt, erzählt Schumann, selbst die Wasserbüffel hätten sie verschmäht. Nun wird versucht, daraus einen Plastikersatz herzustellen, auch als Dämmstoff sollen sie getestet werden. Als ökologischer Dämmstofff ist Schilf bereits im Einsatz, auch das könnte eine Möglichkeit für Landwirte sein, mit dem Moor Geld zu verdienen.
Mehr Schilder geplant Zöschingen.
Eine Sitzung des Gemeinderats findet am Montag, 10. Mai, um 19 Uhr in der Gemeindehalle statt. Neben Bekanntgaben geht es um den Auftrag für die Erweiterung des interkommunalen Beschilderungssystems (Verkehrsleitsystem) im Bereich der Gemeinde Zöschingen um weitere Gewerbetreibende.