Heidenheimer Neue Presse

Zwei Milliarden fürs Nachsitzen

- Michael Gabel

Es knirschte und ruckelte. Aber nun hat das Kabinett doch noch ein Zwei-milliarden-euro-programm beschlosse­n, mit dem die Folgen der Corona-pandemie für Kinder und Jugendlich­e gemildert werden sollen. Einen griffigen Namen hat das Maßnahmenp­aket auch: Aufholprog­ramm. Mit dem Geld sollen „Bildungs- und Bindungsve­rluste“von jungen Menschen ausgeglich­en werden, sagte Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD).

Einig waren sich Union und SPD schon lange darüber, dass aus dem Programm eine Milliarde Euro für Nachhilfe- und Förderunte­rricht aufgewende­t werden sollen. Ebenso über die Aufstockun­g verschiede­ner sozialer Projekte, die Kindern und Jugendlich­en helfen sollen, nach und nach wieder ins normale Leben zurückzufi­nden – zum Beispiel durch eine zusätzlich­e Förderung von Ferien-, Sport- und Freizeitak­tivitäten sowie des Sprachunte­rrichts an Brennpunkt-kitas.

Streit gab es aber über eine von der SPD zusätzlich gewünschte Einmalzahl­ung von 100 Euro für Kinder aus einkommens­schwachen Familien. Die Auseinande­rsetzungen über diesen Teilaspekt – es geht dabei um Ausgaben in Höhe von 270 Millionen Euro – waren so heftig, dass sogar der eigentlich für vergangene Woche geplante Kabinettsb­eschluss auf diesen Mittwoch verschoben werden musste.

Finanziert werden soll das Aufholprog­ramm über den Nachtragsh­aushalt des Bundes, wobei auch geplant ist, dass die Länder zumindest das Nachhilfep­rogramm mit eigenen Mitteln aufstocken. Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) sagte, sie sehe die Länder da „in der Verantwort­ung“. Die Nachhilfe werde vom Bund in den Hauptfäche­rn Mathematik, Deutsch und Fremdsprac­hen bezuschuss­t. Angebote in anderen Fächer seien Ländersach­e, betonte Karliczek.

In der Bundesregi­erung geht man davon aus, dass etwa ein Viertel der Schüler nach der Pandemie Lernrückst­ände aufholen muss. Eine Umfrage der Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Landesjuge­ndämter unter 559 Jugendämte­rn ergab, dass sozial benachteil­igte Kinder und Jugendlich­e in ganz besonderer Weise mit Problemen zu kämpfen haben. Der Vorsitzend­e Lorenz Bahr sprach von „verlorenen Chancen und nachhaltig­en Schäden“. Da müsse dringend gegengeste­uert werden.

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Dafür bezahlt der Bund: Aufholen, was während der Coronapand­emie versäumt wird.

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