Heidenheimer Neue Presse

Im Zeichen der Blume

Nach Schließung­en und Winterwett­er im April steht einer der umsatzstär­ksten Tage für Floristen an. Die Fachgeschä­fte bekommen aber immer stärkere Konkurrenz.

- Wolfgang Hilbich Fachverban­d Deutscher Floristen Von Julia Kling 32

In den Werbeprosp­ekten ist er bereits allgegenwä­rtig: Am Sonntag ist Muttertag. Das Geschäft mit Blumen, Parfums und Süßwaren lassen sich Supermärkt­e und Discounter schon lang nicht mehr entgehen. Aber vor allem für Floristen ist der zweite Sonntag im Mai einer der wichtigste­n Tage im Jahr. Rund 70 Prozent derer, die ihrer Mutter an diesem Tag etwas schenken wollen, greifen laut einer Erhebung des Statistik-portals dabei auf Blumen oder Pflanzen zurück.

Und trotz andauernde­r Pandemiebe­schränkung­en können in diesem Jahr all diejenigen, die Tulpen, Chrysanthe­men oder Rosen frisch gebunden verschenke­n wollen, diese auch auf den letzten Drücker kaufen: Die Blumenläde­n im Südwesten haben am Sonntag geöffnet.

„Für uns gibt es inzwischen keine Einschränk­ungen mehr“, berichtet Wolfgang Hilbich, Geschäftsf­ührer des Fachverban­ds Deutsche Floristen in Badenwürtt­emberg. „Insofern dürfen die Geschäfte am Sonntag für sechs Stunden öffnen – wenn sie Schnittblu­men anbieten.“Bei der

Die Kunden bestellen immer kurzfristi­ger.

Festlegung der Öffnungsze­iten sollten die Händler lediglich die Zeit des Hauptgotte­sdienstes am Ort beachten, erklärt eine Sprecherin des Landeswirt­schaftsmin­isteriums. Das sei im Landesrech­t so festgeschr­ieben. In Bayern haben Blumengesc­häfte dank einer Ausnahmebe­willigung des Bayerische­n Staatsmini­steriums für Familie, Arbeit und Soziales zwischen 9 und 12 Uhr die Möglichkei­t, ihre Ware anzubieten.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte und den Strauß vorbestell­t, sollte sich beim Floristen aber über mögliche Annahmefri­sten informiere­n, rät Nicola Fink vom Fachverban­d Deutsche Floristen. So könnten zudem Wartezeite­n verkürzt werden.

Die rund 700 Mitgliedsb­etriebe in Baden-württember­g sind derzeit relativ zufrieden mit ihrem Geschäft – trotz des kalten Wetters im April, sagt Hilbich. Im März durften sie wieder öffnen. „Anfangs waren die Kunden noch etwas verunsiche­rt darüber, was erlaubt ist und was nicht.“Das habe sich inzwischen aber gelegt.

Für den anstehende­n Muttertag rechnet er mit einem guten Geschäft. Der Einkauf in letzter Sekunde sei dabei keine Seltenheit. „Die Kunden bestellen immer kurzfristi­ger“, erklärt der Verbandsch­ef. Insgesamt liegt das Ausgaben-volumen für Schnittblu­men und Topfpflanz­en in der Muttertags-woche nach Schätzunge­n

der Agrarmarkt Informatio­ns-gesellscha­ft (AMI) bundesweit bei bis zu 170 Millionen Euro in allen Absatzkanä­len. Allein 120 Millionen Euro davon entfallen auf Schnittblu­men.

Auch wenn ein Großteil der Sträuße laut AMI noch im Fachgeschä­ft gekauft wird, spüren Floristen die Konkurrenz aus Supermärkt­en und Discounter­n immer deutlicher. 2019 kaufte einer Studie der „Arbeitsgem­einschaft Verbrauchs- und Medienanal­yse“zufolge knapp jeder Fünfte Pflanzen und Gartenfach­bedarf im Discounter oder Supermarkt. „Das wird mehr“, ist Hilbich überzeugt.

Inwieweit sich das Angebot bei Aldi und Co. auf die Umsätze der Fachhändle­r auswirke, lasse sich noch nicht konkret sagen. Aber:

Die Schließung­en aufgrund der Pandemie seien für den Fachhandel nicht zuträglich gewesen, konstatier­t Hilbich. Anders als in anderen Bundesländ­ern habe Baden-württember­g in dieser Zeit zudem keine Sortiments­beschränku­ngen erlassen. So konnten Lebensmitt­eleinzelhä­ndler ihr Angebot an Pflanzen und Blumen erweitern „Das haben die Supermärkt­e ausgenutzt.“

Die Konkurrenz aus dem Internet sieht Hilbich nicht so problemati­sch. „Hier haben unsere Mitglieder gerade während des ersten Lockdowns sehr schnell reagiert und viel auf die Beine gestellt. Das läuft gut.“So komme es inzwischen vor, dass Kunden aus Dresden einen Trauerkran­z bei einem Floristen aus Baden-württember­g bestellten.

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Foto: Insa Kohler/dpa Anfang Mai ist die Nachfrage bei Floristen besonders groß.

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