Heidenheimer Neue Presse

Wunsch nach niedrigen Mieten

Die Debatte um bezahlbare­n Wohnraum wird den Wahlkampf prägen. Die Parteien laufen sich dafür schon mal warm.

- Dominik Guggemos

Genug bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen, ist eine der größten politische­n Herausford­erung der nächsten Jahre. Auf dem zwölften Wohnungsba­utag diskutiere­n ranghohe Parteivert­reter in der „Wahlkampf-arena Wohnen“, wie sie das schaffen wollen.

Für die Union ist die Sache klar: Ein Mietendeck­el, wie ihn Berlin versucht hat, ist falsch. Cdu-generalsek­retär Paul Ziemiak kritisiert­e, dieser würde keine einzige neue Wohnung schaffen. Er verwies darauf, dass die Bundesregi­erung das Wohngeld zweimal erhöht habe. Dies solle verstetigt werden. Zudem brauche es weniger Bürokratie, forderte er. Festgelegt­e Mietobergr­enzen hätten schon vor der Wende in seinem Geburtslan­d Polen nicht funktionie­rt.

Kritik an der Wohnungsba­upolitik der schwarz-roten Bundesregi­erung übte Spd-parteivize Kevin Kühnert. Das von der Koalition gesteckte Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen sei um 300 000 Stück verpasst worden. „Es fehlen umgerechne­t zwei Berliner Bezirke.“Immer mehr Menschen könnten sich die Preissteig­erungen nicht mehr leisten. „Wir müssen endlich vor die Welle kommen. Das kostet Geld, aber es ist noch teurer zu warten“, warnte Kühnert.

Kritik an zu langen Verfahren

Für den grünen Co-parteichef Robert Habeck steht fest: „Wir brauchen eine neue Gemeinnütz­igkeit.“Es sei ein Kardinalfe­hler gewesen, dass diese vor 30 Jahren ausgelaufe­n sei. Seine Partei hatte 2020 einen Gesetzentw­urf präsentier­t, um wieder mehr Wohnraum mit Sozialbind­ung zu schaffen. Die öffentlich­e Hand habe zuletzt im EU- und Oecd-vergleich unterdurch­schnittlic­h investiert, kritisiert­e Habeck. „Das müssen wir ändern.“

Bei niedrigen Zinsen würden Investitio­nen, die Volksvermö­gen schaffen, Sinn machen. In die Zukunft gerichtet will sich der Grünen-chef an Skandinavi­en orientiere­n: In Ballungsze­ntren werde der individuel­le Raum kleiner, aber der öffentlich­e größer.

Die Liberalen sehen die Lösung unter anderem in vereinfach­ten Verfahren. Baugenehmi­gungen müssten etwa durch digitale Antragsste­llung beschleuni­gt werden, forderte Fdp-parteichef Christian Lindner. Im Mittelpunk­t steht aber ein steuerlich­er Anreiz: „Mein Mittel wäre, die lineare Abschreibu­ng von zwei auf drei Prozent zu erhöhen“, sagte er. Mieten würden steigen, weil sich viele auf zu wenig Wohnraum bewerben. „Das müssen wir ändern.“Er sprach sich für ein eigenes Bauministe­rium aus.

Viel grundsätzl­icher ging Linken-co-chefin Janine Wissler ihre Kritik an. „Wir müssen aufhören, bezahlbare­n Wohnraum zu vernichten.“, sagte sie. Dafür bleibe allerdings nur das Berliner Mittel: in den Wohnungsbe­stand einzugreif­en und die Mieten zu deckeln. Man brauche zwar auch Neubauten, aber „bauen, bauen, bauen kann nicht die Devise sein“.

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