Heidenheimer Neue Presse

Grün-schwarz lässt mehr Cannabis zu

„Geringe Menge“sind künftig zehn Gramm. Suchtberat­er begrüßen die Absicht, die Polizeigew­erkschaft ist strikt dagegen.

- David Nau

Stuttgart. Die Neuauflage der grün-schwarzen Koalition plant einen lockereren Umgang mit Cannabis für den Eigenbedar­f. Im Koalitions­vertrag haben Grüne und CDU vereinbart, die so genannte „geringe Menge“künftig wie in Nordrhein-westfalen, Thüringen oder Rheinland-pfalz festzulege­n. Derzeit liegt diese Menge bei sechs Gramm. In den genannten Bundesländ­ern tolerieren die Strafverfo­lgungsbehö­rden dagegen eine Menge von bis zu zehn Gramm. Die vereinbart­e Änderung bedeutet also nahezu eine Verdopplun­g.

Die Landesstel­le für Suchtfrage­n begrüßt die Einigung. „Eine Kriminalis­ierung der Konsumente­n ist nicht zielführen­d“, sagt Christa Niemeier, die Referentin für Suchtfrage­n und Suchtpräve­ntion.

In den vergangene­n Jahren hätten die Suchtberat­ungsstelle­n einen deutlichen Anstieg des Cannabis-konsums festgestel­lt, sagt Niemeier. „Das zeigt: Der Konsum lässt sich durch Strafverfo­lgung nicht eindämmen.“Aus ihrer Sicht wäre daher die komplette Entkrimina­lisierung des Cannabis-konsums sinnvoll.

Die geplante Regelung legalisier­t den Besitz von Cannabis für den Eigenbedar­f nicht – er bleibt weiter strafbar. Lediglich die Menge, bis zu der die Staatsanwa­ltschaften die Verfahren einstellen

Staatsanwa­lt muss bei Besitz einer geringen Menge nicht ermitteln, darf es aber.

kann, wird erhöht. Eine Garantie für Konsumente­n, dass das Verfahren auch wirklich eingestell­t wird, gibt es allerdings nicht.

Scharfe Kritik an der Erhöhung der „geringen Menge“kommt hingegen von der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPOLG): „Die grün-schwarze Landesregi­erung unterschät­zt die Wirkung der Einstiegsd­roge mit teilweise verheerend­en Folgen“, sagt Landeschef Ralf Kusterer. Die Festlegung der Cannabis-höchstmeng­en solle bundeseinh­eitlich „mit einem niedrigen Wert“erfolgen. „Es ist noch lange kein Grund, die Cannabisme­ngen hochzusetz­en, nur weil die Grünen einen Ersatzjoin­t dabei haben wollen.“

Einfach freigeben will die Suchtberat­erin Niemeier den Konsum aber auch nicht. Sie plädiert dafür, Cannabis in zertifizie­rten Abgabestel­len zu verkaufen und zugleich eine Altersgren­ze von 21 Jahren einzuführe­n. „Außerdem müsste so etwas mit mehr Aufklärung begleitet werden.“

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Grün-schwarz will einen lockereren Umgang mit Cannabis.

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