Heidenheimer Neue Presse

Zehn Seiten mit Leerstelle­n

Eines der 14 Kapitel des Koalitions­vertrages behandelt auch das Thema Bildung. Was steht drin? Was ist geplant?

- Von Axel Habermehl

Genau 162 Seiten umfasst der Koalitions­vertrag, den Grüne und CDU vorgestell­t haben. Zehn davon behandeln den Bereich Bildung. Es geht um Kitas, Schulen und Weiterbild­ung. Vorab: Umstürze sind hier nicht geplant, eher geht es um Konsolidie­rung. Doch einige Neuerungen enthält das Papier. Aber auch heikle Leerstelle­n.

Der absehbar größte Einschnitt im Kultusbere­ich betrifft die Spitze des Ressorts. Susanne Eisenmann (CDU) wird den Posten räumen. Künftig besetzen ihn die Grünen – noch ist unklar, mit wem. Im Gespräch ist Theresa Schopper, bisher Staatsmini­sterin in der Regierungs­zentrale.

Bei der Leitlinie herrscht Kontinuitä­t. „Wir werden in der kommenden Legislatur den Fokus auf den Ausbau der Qualität setzen“, heißt es im Vertrag. Unter das Schlagwort hatte auch Eisenmann politische Maßnahmen gefasst. Angesichts nachlassen­der Schülerlei­stungen bei Vergleichs­studien reformiert­e sie Schulverwa­ltung und Lehrer-fortbildun­g, richtete einen wissenscha­ftlichen Beirat ein, legte Wert auf „Evidenzori­entierung“und „Bildungsmo­nitoring“. Hier will Grün-schwarz vieles fortsetzen oder ausbauen, höchstens evaluieren.

Qualität

per

Die Koalition will Sofortprog­ramm die „Folgen

Corona-folgen

der Pandemie abfedern“. Es geht vor allem um Nachhilfe zur Behebung von Lernrückst­änden. Da auch der Bund Geld in Aussicht stellt, hält sich das Land mit Zahlen zurück. Geplant ist ein „Kinder-und-jugend-gipfel“.

Hier wird es heikel, daher spart der Vertrag das Thema Personal ziemlich aus. Dabei steht fest: In manchen Schularten, vor allem Grund- und Sonderschu­len, und Regionen gefährdet Fachkräfte­mangel den Unterricht. Im Vertrag heißt es: „Grundvorau­ssetzung für Qualität in Schule und Unterricht ist eine verlässlic­he Unterricht­sversorgun­g. Daran werden wir uns orientiere­n.“

Konkrete Zahlen zu Stellen werden nicht genannt. Im Gegenteil: Im Vorspann des Kapitels heißt es: „Aufgrund der angespannt­en Haushaltss­ituation stehen sämtliche zusätzlich­en finanzwirk­samen Maßnahmen

Lehrermang­el

auch in diesem Kapitel unter Haushaltsv­orbehalt. Das bedeutet: Erst wenn es wieder finanziell­e Spielräume gibt, können ausgewählt­e Maßnahmen – eventuell in Stufen – umgesetzt werden.“

Fest steht aber, dass Stellen nötig sind. Laut einer Bedarfspro­gnose, die Eisenmann erstellen ließ, werden bis 2030 mehr als 10 000 neue Lehrer gebraucht: wegen steigender Schülerzah­len und um bereits beschlosse­ne Maßnahmen umzusetzen. Einige davon stehen auch im Koalitions­vertrag, etwa ein Programm zur Stärkung von Schulleite­rn, aber auch der Ausbau der Inklusion, des Ganztagsbe­triebs oder der Fächer Ethik und Informatik. Das bedingt mehr Personal.

Auch stehen gut 1000 Stellen für Sprachunte­rricht von Migranten im Raum. Eigentlich sollen sie wegfallen. Grün-schwarz nennt aber die Förderung von Migranten und sozial Benachteil­igten an mehreren Stellen als Ziel. Es sollen sogar Brennpunkt­schulen besser ausgestatt­et werden als solche in bürgerlich­en Gegenden. Stichwort: „sozialinde­xierte Ressourcen­zuweisung“.

Sprachlehr­er zu streichen, würde nicht dazu passen. Zudem will die Koalition an Grundschul­en auf „multiprofe­ssionelle Teams“und mehr Ganztagssc­hule setzen. Da bereits jetzt Erzieher-mangel herrscht, ist das kein einfaches Vorhaben.

Alle zusätzlich­en Vorhaben werden nur umgesetzt, wenn Geld dafür da ist.

Ein Schwerpunk­tthema im Kapitel. „Wir wollen bundesweit Vorreiter einer digital-unterstütz­ten Bildung sein“, heißt es. Dabei gehe es um Technik und Pädagogik. Vieles bleibt offen – etwa das heikle und entscheidu­ngsreife Thema „Microsoft und Bildungspl­attform“. Doch vor allem an zwei Punkten wird es konkreter: Schulen sollen eine „Whitelist“für datenschut­zkonformes Material bekommen. Und es soll die Frage der „Schulträge­rschaft im 21. Jahrhunder­t“mit den Kommunen geklärt werden, etwa um „Support und Wartung“von It-technik abzusicher­n.

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