Liebe Beständigkeit,
Spötter behaupten ja, dass allein die Sehnsucht nach Dir weite Teile unserer Begeisterung für Monarchien speise. Ja schnelllebiger die Zeiten, desto faszinierender scheinen Dinge, die unveränderlich sind, von verlässlicher Beständigkeit.
Wir haben schon länger keine Monarchie mehr in unserem Land, aber wer Beständigkeit sucht, kann sie auch an anderen Stellen finden. Zum Beispiel bei der schwäbischen Tugend der Beschilderung. Wir lieben Beschilderungen, und was einmal beschildert ist, das bliebt auch beschildert. Selbst dann, wenn der Grund der Beschilderung gar nicht mehr besteht. Das Schild selbst ist von verlässlicher Beständigkeit, so will es der Brauch.
So kann man das auch auf halbem Weg zwischen Rotensohl und Kleinkuchen erleben, mitten in der Landschaft, wo jenes Schild steht, welches unser heutiges Bild zeigt.
Wir konnten jetzt auf die Schnelle nicht recherchieren, wann genau der „Auffüllplatz“an dieser Stelle geschlossen wurde, aber das Schild, das man damals aufstellte, scheint schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben. Wahrscheinlich käme heute kein Mensch mehr auf die Idee, dass es hier überhaupt einen Auffüllplatz geben sollte, niemand müsste per Schild am Abladen von Müll und Schutt gehindert werden. Mehr noch: Wir bezweifeln, dass man die auf dem Schild angepriesene Aushubdeponie in Großkuchen noch nutzen kann, auch die Mülldeponie in Nattheim gibt es nicht mehr. Doch das Schild ist von verlässlicher Beständigkeit, man hat es einst ja nicht ohne Grund und behördlichen Segen aufgestellt und es musss ja auch irgendwann mal irgendwas bleiben dürfen, oder?
In unserem Land, sagt man oft, werde ein Schilderwald aufgeforstet. Das stimmt schon. Aber dann ist es doch auch schön und idyllisch, wenn diese Schilder nicht hastig abgeholzt werden, nur weil man sie nicht mehr braucht. Bei Kleinkuchen erlebt man das Schilder-pendant zu einem uralten Olivenbaum: Ramponiert und nicht mehr nützlich, aber immer noch aufrecht und beständig. Bravo. Aber Du liest das ja eh wieder nicht.