Heidenheimer Neue Presse

Sinnhaftig­keit prüfen

- Zur geplanten Einführung der Lucaapp: Dr. Martina Kaufmann, Heidenheim

Vor einigen Wochen hätte mich die Nachricht über die Planung der Einführung der Luca-app im Kreis Heidenheim noch gefreut. Für mich erschien sie als einzige Möglichkei­t, wieder zu einem einigermaß­en „normalen“öffentlich­en Leben zurückkehr­en zu können. Inzwischen haben sich jedoch namhafte It-fachleute mit der privat entwickelt­en App befasst und gravierend­e Schwächen festgestel­lt: „Sicherheit­s-forschende halten Risiken der Luca-app für völlig unverhältn­ismäßig“(Zeit online vom 29.04.2021) Tenor: Es bestehe massives Missbrauch­spotenzial und das Risiko von gravierend­en Datenleaks. Der Chaos Computer Club (CCC) hat kürzlich sogar eine „Bundesnotb­remse“für die Luca-app gefordert. Grund: zweifelhaf­tes Geschäftsm­odell, mangelhaft­e Software, Unregelmäß­igkeiten bei der Auftragsve­rgabe.

Trotz eklatanter Mängel haben verschiede­ne Bundesländ­er bisher mehr als 20 Millionen Euro an Steuergeld­ern für Lizenzen zur Nutzung der Luca-app investiert. Dabei gelten die teuren Lizenzen nur für ein Jahr. Die vom Bund finanziert­e datenspars­ame und quelloffen­e Corona-warn-app hat seit dem letzten Update am 21. April 2021 eine vergleichb­are Funktional­ität erhalten. So können Nutzerinne­n und Nutzer der neuen Version 2.0 nun per Qrcode an Orten wie Bars, Geschäften, Restaurant­s, Privatfeie­r . . . ein (und aus-)checken. Stellt sich später heraus, dass eine positiv auf Covid-19 getestete Person zur gleichen Zeit am selben Ort war, warnt die App automatisc­h (unter Umgehung und ohne zusätzlich­e Belastung der Gesundheit­sämter).

Überall wird der Datenschut­z so groß geschriebe­n und werden unnötige Ausgaben von Steuergeld­ern vermieden – meiner Meinung nach muss man in diesem Fall – Einführung der Luca-app – die Sinnhaftig­keit und Notwendigk­eit unbedingt noch mal genauer prüfen.

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