Umplanung für den Bahnhofsbereich
Unter Zeitdruck muss der Hermaringer Gemeinderat Entscheidungen für die künftige Verkehrsführung rund um das im Ort geplante Gesundheitshaus treffen.
Jede Medaille hat zwei Seiten, so ist einerseits in Hermaringen die Freude groß, dass nicht nur ein Arzt kommen wird, sondern womöglich ein ganzes Ärzte- und Therapiezentrum entstehen soll, zugleich befürchten die Anlieger, dass damit auch ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen verbunden sein wird.
Ursprünglich waren auf dem Gelände, das sich hinter dem neuen Ärztehaus anschließt, Seniorenbungalows vorgesehen. Zugunsten der Pläne des neuen Hermaringer Arztes Dr. Sebastian Göbel, seiner Frau und weiteren Ärzten und Therapeuten hatte man das Vorhaben aufgegeben. Stattdessen soll an dieser Stelle ein Gesundheitshaus entstehen.
Arbeiten müssen rasch beginnen
In der Sitzung des Gemeinderates wurden die konkreten Pläne für den „Lebensgarten Grüne Aue“erstmals öffentlich präsentiert. Direkt anschließend mussten sich die Gemeinderäte damit beschäftigen, dass die neue Nutzung auch eine komplett andere Verkehrsplanung nötig macht. Und die Zeit drängt, denn um in den Genuss der 60 Prozent Fördergelder zu kommen, sollten die Bauarbeiten schon im August beginnen, machte Bürgermeister Jürgen Mailänder deutlich.
Für die Planer des Verkehrskonzeptes, das Büro Baldauf aus Stuttgart, bedeutet das eine Rolle rückwärts, doch Knut Maier machte deutlich, dass er das Projekt für so besonders halte, dass man das verkehrstechnisch möglich machen müsse. Überhaupt war der Städteplaner voll des Lobes dafür, was sich in Hermaringen in den vergangenen Jahren entwickelt habe. Es sei unglaublich, was hier geschaffen worden sei, und er habe das in einer Gemeinde dieser Größe bisher nicht erlebt.
Anschließend stellte Maier die bisherige und die neue Verkehrsplanung gegenüber. Komplett neu ist dabei, dass die Verkehrsführung ab der Bahnhofstraße quer bis hin zur Schillerstraße verläuft und dann zwischen Seniorenheim und Ärtztehaus wird. hindurchgeführt
Rücksicht auf Fußgänger
Ideal ist das nicht, denn an dieser Stelle geht es ziemlich eng her und der Planer machte deutlich, dass die Autofahrer dort künftig ganz besondere Rücksicht auf Fußgänger nehmen müssen. Der weitere Verlauf führt dann um die künftige Bebauung herum in die Uhlandstraße. Beibehalten werden soll eine kleine Wendemöglichkeit an der Bahnhofstraße, damit kein unnötiger Verkehr über den Bahnhofsplatz fährt, der in der neuen Planung mehr Fläche gewinnt.
Die neue Nutzung erfordert zudem mehr Stellplätze. Insgesamt 115 sollen im gesamten Umfeld entstehen, davon allein rund 50 auf der Freifläche zwischen Uhlandstraße und Bahngleisen. Ziel sei es, den Verkehr nicht über die untere Schillerstraße abfließen zu lassen, sondern über die Bahnhofstraße zu lenken. Genau das ist die Befürchtung der dortigen Anlieger, die sich eigentlich auf eine verkehrsberuhigte Straße gefreut hatten. Mit ihren Bedenken hatten sie sich bereits an Gemeinderäte und Verwaltung gewandt und dabei auch bemängelt, dass sie bisher keine Informationen über die geplanten Veränderungen erhalten hätten.
Bahnhofstraße als Hauptzufahrt
Robert Schmid griff diese Thematik in der Diskussion auf. Es müsse weiterhin Ziel sein, dass die Bahnhofstraße die Hauptzufahrt sei. Er befürchte jedoch, dass diese zu schmal für Begegnungsverkehr sei, wenn hier an einer Seite Längsparkplätze entstehen sollen. Dieser Ansicht war auch Martin Gansloser und Hans Ott befürchtete, dass die Autofahrer verstärkt auf die Schillerstraße ausweichen, wenn die Bahnhofstraße zu eng ist. Stefan Czichon sah die enge Fahrbahn dagegen als Chance, den Verkehr zu bremsen. Bürgermeister Mailänder schlug vor, eventuell auf die beiden Parkplätze an der engsten Stelle zu verzichten oder aber im Laufe der Bauarbeiten zu entscheiden, ob weitere Parkplätze wegfallen müssten.
Nur Anliegerverkehr?
Hans-dieter Diebold brachte den Vorschlag ein, im gesamten Bereich nur Anliegerverkehr zuzulassen. Die kurzfristige neue Verkehrsplanung halte er für richtig, „weil wir in Hermaringen die Chance sehen, einen besonderen Ort zu schaffen“.
Diebold stellte aber auch die Frage in den Raum, was wäre, wenn das Projekt trotz größter Bemühungen nicht realisiert werden könnte. Notfalls müsse man dann die Wende zurück machen und doch über den Bau kleiner Häuser nachdenken, so seine Überlegung.