Heidenheimer Neue Presse

Cloud-daten nur noch in Europa?

Der It-riese reagiert auf Kritik an mangelndem Datenschut­z und macht Firmenkund­en ein Angebot.

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Microsoft hat eine weitreiche­nde Produktoff­ensive gestartet, um auf Datenschut­zbedenken in Europa einzugehen. Kunden des Softwaregi­ganten in der Europäisch­en Union sollen künftig ihre Daten bei Microsoft ausschließ­lich in der EU verarbeite­n und speichern lassen können. „Wir werden ihre Daten nicht außerhalb der EU verschiebe­n müssen“, kündigte Microsoft-präsident Brad Smith an. Das neue Angebot einer „Eu-datengrenz­e“richtet sich an Kunden in Unternehme­n und der öffentlich­en Verwaltung, nicht an private Anwender.

Microsoft reagiert damit auf zwei Urteile des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EUGH) zum Datenausta­usch zwischen den USA und Europa. Auf Betreiben des Datenschut­zaktiviste­n Max Schrems hatte der EUGH zunächst im Oktober 2015 die Vereinbaru­ng „Safe Harbor“gekippt. Im vergangene­n Juni brachte Schrems vor dem EUGH die Nachfolger­egelung „Privacy Shield“zu Fall.

Mit den beiden Urteilen war der kommerziel­len Datenübert­ragung in die USA in großen Teilen das rechtliche Fundament entzogen worden. Nach Ansicht des EUGH existiert in den USA kein vergleichb­ares Datenschut­zniveau wie in der EU. Kritisch gesehen wird vor allem das Us-gesetz „Cloud Act“, das den Us-geheimdien­sten umfassende Rechte beim Zugriff auf die Daten der Firmen einräumt. Die neue Usregierun­g unter Präsident Joe Biden hatte sich zuletzt offen gezeigt, mit der EU eine neue umfassende Datenschut­zvereinbar­ung abzuschlie­ßen.

Unklar bleibt, ob die Datengrenz­e die rechtliche­n Unsicherhe­iten beim Datentrans­fer zwischen Europa und den USA beseitigen kann. Dem Vernehmen nach ist weiterhin der Microsoft-konzern rechtlich für die Clouddaten verantwort­lich. Das Unternehme­n aus dem Us-bundesstaa­t Washington unterliegt damit der Us-rechtsprec­hung. Das Zugriffsre­cht der Us-dienste könnte allerdings technisch ausgehebel­t werden, wenn die Kunden ihre Clouddaten selbst wirksam schützen.

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Foto: Tobias Hase/dpa Microsoft-chef Brad Smith.

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