Heidenheimer Neue Presse

Streift ein Wolf übers Härtsfeld?

Gerüchten zufolge soll es zu Sichtungen oder gar Tierrissen im Raum Dischingen gekommen sein. Die zuständige­n Behörden verneinen dies, manche Tierhalter bleiben aber skeptisch.

- Von Jens Eber

Gerüchte kursieren, dass ein Wolf auf dem Härtsfeld gesehen wurde und Tiere gerissen habe. Offizielle Belege für das Raubtier fehlen jedoch.

In Bissingen im bayerische­n Nachbarkre­is Dillingen wurde dieser Tage die Anwesenhei­t eines Wolfs bestätigt. Nun mehren sich auch Gerüchte, dass sich der Wolf bereits auf Dischinger Gemarkung bewege. Sogar Risse von Weideund Wildtieren habe es bereits gegeben.

In den sozialen Medien kursieren Fotos, die einerseits augenschei­nlich einen Wolf zeigen, der in einer ländlichen Region über Wiesen und schmale Straßen geht. Dazu verbreiten sich Bilder, die den Kadaver eines Kalbs zeigen, wie anhand der noch vorhandene­n Ohrmarke zu erkennen ist. Außerdem wird das Skelett eines Bibers als Hinweis auf die Existenz des Raubtiers im Egautal angeführt.

Ist der Wolf also im Bereich Dischingen angekommen? Vorab: Einen Beleg dafür gibt es nicht.

Keine Bestätigun­g für Wolfsriss

Das tote Kalb war auf einer Weide nahe Ballmertsh­ofen gefunden worden. Ortsvorste­her Werner Koths kennt die Gerüchte zwar. Es seien bereits mehrmals Jungtiere gerissen worden, sagte er. Dass es sich um einen Wolfsriss gehandelt habe, konnte Koths jedoch nicht bestätigen.

Das Polizeiprä­sidium Ulm erklärte, dass man vermeintli­che Wolfssicht­ungen an das zuständige Landratsam­t weitermeld­e. Dort befasst sich der Förster und Wildtierbe­auftragte Andreas Kühnhöfer mit allen Sichtungen von seltenen Wildtieren.

Der Fall des Ballmertsh­ofer Kälbchens ist Kühnhöfer gut bekannt. Vor rund zwei Wochen sei er gerufen worden, um den Kadaver zu untersuche­n. „Einen Wolf konnten wir ausschließ­en“, sagte Kühnhöfer. Das Muster der Fraßspuren habe nicht auf einen Wolf hingedeute­t, so Kühnhöfer.

Derzeit würden noch Proben des Jungtiers im Labor der Forstliche­n Versuchs- und Forschungs­anstalt

in Freiburg (FVA) untersucht, um die Todesursac­he zu ermitteln. Kühnhöfer will nicht ausschließ­en, dass wildernde Hunde eine Rolle gespielt haben.

Zweifel bei Tierhalter­n

Mehrere Tierhalter in der Region bleiben da skeptisch. Sie verweisen auf angeblich mehrere Risse und Sichtungen und sind überzeugt, dass es sich jeweils um einen Wolf handelte. Es sei nicht der erste Fall getöteter Jungtiere gewesen, sagte ein Geschädigt­er. Bereits 2020 habe er ein offenbar gerissenes Schaf auf der Weide gefunden. Erst gestern hätten seine Tiere in Ballmertsh­ofen erneut einen Zaun durchbroch­en, was darauf hindeute, dass „etwas sie gejagt hat“. Er wünsche sich mehr Unterstütz­ung vonseiten der offizielle­n

Stellen, um nicht weiter auf seinen Kosten sitzen zu bleiben.

Im Falle des stark verwüstete­n Biberskele­tts, das ganz in der Nähe des Kalbs lag, sei nichts mehr festzustel­len gewesen, so der Wildtierbe­auftragte. Kühnhöfer hält es für möglich, dass der Biber zunächst überfahren wurde oder einer Krankheit erlag, bevor Aasfresser auf ihn aufmerksam wurden.

Die übrigen kursierend­en Bilder können Kühnhöfer zufolge der Region um Bissingen und dem dort festgestel­lten Wolf zugeordnet werden.

Ausgeschlo­ssen ist es freilich nicht, dass der Bissinger Wolf die Dischinger Gemarkung gekreuzt hat – immerhin ist die bayerische Gemeinde nur rund 20 Kilometer Luftlinie von Dischingen entfernt. Von aktuellen Sichtungen oder konkreten Hinweisen auf einen Härtsfeld-wolf ist Kühnhöfer jedoch nichts bekannt.

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Foto: Archiv/helga Wintergers­t Raubtier Wolf: Gerüchten zufolge soll er auf dem Härtsfeld unterwegs gewesen sein. Offizielle Belege dafür gibt es nicht.

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