Der Bedarf ist ungebrochen
Mit der Pandemie ist der Verkauf von Fahrrädern stark angestiegen und damit auch die Nachfrage von Ersatzteilen. Gründe für die Lieferengpässe gibt es jedoch mehrere.
Statt in den Urlaubsflieger sind seit Beginn der Corona-pandemie mehr Menschen denn je auf den Sattel gestiegen. Ob Rennrad, E-bike, Mountain- oder Trekkingbike: Das Fahrradgeschäft boomt.
Auch in der zweiten Fahrradsaison seit Beginn der Pandemie sind die Zweiräder weiterhin extrem beliebt. Andy Bader, Inhaber von Nubuk Sports in Heidenheim, verkauft seit über 28 Jahren Fahrräder. Er erlebt das in seinem Geschäft tagtäglich: „Bei uns klingelt pausenlos das Telefon. Die Nachfrage ungebrochen. Denn man kann derzeit nicht viel anderes machen außer Rad fahren.“
Doch Radfahren sei inzwischen nicht mehr nur Freizeit und Sport, so der Fachmann. Viele würden mit den Rädern pendeln oder sogar Waren ausliefern. Firmen erweitern ihren Fuhrpark um E-bikes, sagt Bader.
Kunden warten monatelang
Die Pandemie hat den Trend zum Fahrrad auch im zweiten Jahr weiter befeuert. Das stellt die Händler aber auch vor große Probleme, denn ihre Kunden warten oft monatelang auf die bestellten Fahrräder. Ebenso sind Ersatzteile für die nötigen Reparaturen oft ein knappes Gut. Denn durch die erhöhte Nachfrage kommen auch immer mehr Kunden für Reparaturen und Service in das Geschäft. „Zum Glück sind die Preise noch nicht durch die Decke gegangen“, so Bader. Es habe zwar Steigerungen gegeben, dennoch seien sie nicht so gravierend wie in anderen Branchen, die Preise seien relativ stabil.
Die Ursachen für die Lieferengpässe sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, so Bader. Einerseits sei die hohe Nachfrage aus dem vergangenen Jahr noch nicht vollständig gedeckt worden und andererseits halte diese weiterhin an. Hinzu kommen laut Bader aber auch andere Faktoren: zum Beispiel die wegen Corona vorübergehend geschlossenen Werke der Hersteller, und Lieferketten, die unterbrochen werden, als beispielsweise das Schiff im Suezkanal
stecken blieb. All das summiere sich und verstärke die Lieferverzögerungen. Da gehe es allen Fahrradhändlern gleich.
Das bestätigt auch Andreas Jahn. Er ist seit 25 Jahren im Fahrradgeschäft tätig und Inhaber des Fahrradfachgeschäftes Sjs-bikes in Schnaitheim. „Das Problem haben
Wir haben noch nicht mal die Lieferungen vom vergangenen Jahr alle bekommen und bestellen schon für das kommende Jahr.
wir alle, egal ob Großhändler oder lokale Händler. Der Markt ist leer, egal wo man hingeht.“Wer im vergangenen Frühling ein Fahrrad kaufen wollte, musste auch bei Jahn Geduld mitbringen. „Wir haben noch nicht mal die Lieferungen vom vergangenen Jahr alle bekommen und bestellen schon für das kommende Jahr. Von vielen der neuen Modelle habe ich bislang nur ein Foto oder eine Zeichnung gesehen.“Das Problem sei oftmals, dass ein Teil der neuen Fahrräder fehle und deswegen das ganze Fahrrad nicht lieferbar sei. „Wir sind inzwischen weltweit so sehr vernetzt. Wenn es an einer Ecke wegfällt, dann bricht alles zusammen.“
Loyalität von den Kunden
Doch die Lieferengpässe betreffen nicht nur Fahrradneuanschaffungen,
sondern auch Ersatzteile. „In unserer Werkstatt fehlt oftmals die Ware, um Reparaturen durchzuführen.“Besonders schwer zu beschaffen seien derzeit beispielsweise Zahnräder für die Fahrradkette oder Schalthebel.
„Egal ob für Fahrräder oder Ersatzteile, die Lieferungen verschieben sich immer wieder.“Eine Besserung ist für Andreas Jahn frühestens für 2022 in Sicht. Trotz der Lieferprobleme erlebt der Fahrradfachmann von seinen Kunden sehr viel Loyalität. Eines habe man den Großhändlern voraus: „Wir punkten durch unsere Beratung und Servicequalität“, so Jahn.