Liebe Meinungen,
bekanntlich ersetzt Ihr in unserer Zeit immer häufiger das, was man früher Fakten nannte. Zwei und zwei ist vier? „Das ist nicht meine Meinung!“. Im Matheunterricht kam man damit nicht weit, in Bezug auf die Pandemie scheint sich das aber irgendwie zu ändern.
Aber tatsächlich scheint das Anzweifeln offizieller Daten ansteckend zu sein. Das fiel uns kürzlich in Zang auf, jenem wundervollen Ort, der an seinen Pforten in die Welt schmucke Anzeigentafeln installiert hat, die das Tempo ankommender Fahrzeuge illustrieren sollen. Die Idee ist, nicht durchs Dorf zu rasen. Eine gute Idee.
Nicht gerade rasend, aber doch mit gut über 50 nähern wir uns dem Ortsschild, die Anzeige aber zeigt „9km/h“, dann „7km/h“, dann „6km/h“. Das erscheint uns deutlich zu wenig, ganz ehrlich.
Das Temposchild ist anderer Meinung. Erst bleibt es kurz schwarz, dann zeigt es „4km/h“an. Das geht uns dann schon an die Ehre, denn mit so wenig Tempo ist man ein Verkehrshindernis. Wir sind ja nicht in Dillingen!
Wir wollen der Sache auf den Grund gehen und stoppen das Auto kurz vor dem Schild. Wir halten vollständig an. Das geht gerade gut, kein anderes Auto weit und breit.
Und die Anzeige? Sie klettert: „8km/h“, dann wieder die beliebten „9km/h“. Und am Ende der heute im Bild gezeigte Spitzenwert. Das Foto, es sei noch einmal unterstrichen, wurde aus einem STEHENDEN Auto aufgenommen.
Die Tempoanzeigen von Zang passen in unsere Zeit, denn sie ersetzen Fakten durch Meinungen. Zumindest, wenn es (wie an diesem Tag) extrem trübe und regnerisch ist und den durch Solarpanels betriebenen Geräten womöglich der Saft ausgeht. Sie werden dann aber nicht schwarz wie andere solche Tafeln, sondern werden spektakulär. 13 km/h im Stehen? Einstein würde sich wundern, aber der kannte nur Physik und nicht Zang.
Wir lieben Tempoanzeigen heiß und innig. Aber sicher kann man das in Zang besser machen. Ist aber jetzt nur unsere Meinung. Und Ihr lest das ja eh nicht.