„Wie kaltherzig muss man sein“
Rund 45 Jahre waren der Waldkirche vergönnt; einem vielfältigen und lebensnotwendigen Dienst an Gottes Wort und dessen Vermittlung. Dadurch wurde vielen Menschen eine lebendige, geistliche Heimat gegeben. Auch wir heimatvertriebenen Schlesier durften jahrelang Gottesdienst mit unserer altpreußischen Liturgie feiern. Frau Irene Mack organisierte, Pf. Dr. Paul Gerhard Eberlein, Pf. Stadali, Pf. Fleischmann predigten, danach wurde bei Kaffee erzählt und diskutiert. Das war ein kleines Stückchen „verlorene Heimat“, die kurz wieder lebendig wurde. Ich glaube, das kann nur der nachempfinden, der seine Heimat verloren hat.
Hat eigentlich überhaupt jemand der verantwortlichen Geistlichkeit darüber nachgedacht, dass ein „Gotteshaus“nicht einfach entweiht und aus welchen kommerziellen Gründen auch immer entfernt werden kann? Wie kaltherzig muss man sein? Ein Geburtshaus der Mission: Kinderwerk Lima eventuell auch der heutigen Brückengemeinde? Mir steht es nicht zu, zu richten – aber wie kann man dabei inaktiv und emotionslos zuschauen?
Die Geburtsurkunde samt Wiege (Grundstein und Dokumentenrolle) gingen im Bauschutt unter?! Gibt’s denn so viel Gefühllosigkeit? Das Turmkreuz, Symbol für Glauben und Rettung, entging dem gefräßigen Maul der Baggerschaufel! Geht´s denn noch?
Das berührt auch Menschen, die der Kirche gleichgültig gegenüberstehen! Ich stelle mir die vielen alten Gemeindemitglieder aus der Voithsiedlung vor, die mit Schmerz der Zerstörung und Vernichtung ihrer Kirchengemeinde zuschauen mussten. Abgesehen von den finanziellen Zuwendungen, die sie „ihrer Waldkirche“spendeten. Ich glaube, dass unserer Gesellschaft samt Kirche in gewaltige Schieflage geraten ist. Wegwerfgesellschaft fällt mir dazu ein. Wenn ich zurückdenke – verlorene Heimat – Schlesien, Breslau, 60 zerstörte Gotteshäuser – sie waren laut Berichten als erstes von der neu angesiedelten polnischen Bevölkerung wieder aufgebaut worden. Das nennt man gottesfürchtige Wertschätzung auf der Segen liegt. Ich werde den Gedanken nicht los, dass es für die Wiege der daraus erwachsenen Kinder, (Brückengemeinde und Kinderwerk Lima) bei ernsthaftem Wollen, einen gangbaren Weg zur Rettung gegeben hätte. Aber, wie heißt es in Antoine des Saint-exuperys Erzählung „Der kleine Prinz“? „Man sieht nur mit dem Herzen gut“Diese Sicht scheint den Verantwortlichen bezüglich des Überlebens der Waldkirche mit seiner Gemeinde abhanden gekommen zu sein.
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