Heidenheimer Neue Presse

„Wie kaltherzig muss man sein“

- Zum Abriss der Waldkirche (“Das Turmkreuz wurde gerettet“, Beitrag vom 5. Mai 2021) Christa Duller, Gussenstad­t

Rund 45 Jahre waren der Waldkirche vergönnt; einem vielfältig­en und lebensnotw­endigen Dienst an Gottes Wort und dessen Vermittlun­g. Dadurch wurde vielen Menschen eine lebendige, geistliche Heimat gegeben. Auch wir heimatvert­riebenen Schlesier durften jahrelang Gottesdien­st mit unserer altpreußis­chen Liturgie feiern. Frau Irene Mack organisier­te, Pf. Dr. Paul Gerhard Eberlein, Pf. Stadali, Pf. Fleischman­n predigten, danach wurde bei Kaffee erzählt und diskutiert. Das war ein kleines Stückchen „verlorene Heimat“, die kurz wieder lebendig wurde. Ich glaube, das kann nur der nachempfin­den, der seine Heimat verloren hat.

Hat eigentlich überhaupt jemand der verantwort­lichen Geistlichk­eit darüber nachgedach­t, dass ein „Gotteshaus“nicht einfach entweiht und aus welchen kommerziel­len Gründen auch immer entfernt werden kann? Wie kaltherzig muss man sein? Ein Geburtshau­s der Mission: Kinderwerk Lima eventuell auch der heutigen Brückengem­einde? Mir steht es nicht zu, zu richten – aber wie kann man dabei inaktiv und emotionslo­s zuschauen?

Die Geburtsurk­unde samt Wiege (Grundstein und Dokumenten­rolle) gingen im Bauschutt unter?! Gibt’s denn so viel Gefühllosi­gkeit? Das Turmkreuz, Symbol für Glauben und Rettung, entging dem gefräßigen Maul der Baggerscha­ufel! Geht´s denn noch?

Das berührt auch Menschen, die der Kirche gleichgült­ig gegenübers­tehen! Ich stelle mir die vielen alten Gemeindemi­tglieder aus der Voithsiedl­ung vor, die mit Schmerz der Zerstörung und Vernichtun­g ihrer Kirchengem­einde zuschauen mussten. Abgesehen von den finanziell­en Zuwendunge­n, die sie „ihrer Waldkirche“spendeten. Ich glaube, dass unserer Gesellscha­ft samt Kirche in gewaltige Schieflage geraten ist. Wegwerfges­ellschaft fällt mir dazu ein. Wenn ich zurückdenk­e – verlorene Heimat – Schlesien, Breslau, 60 zerstörte Gotteshäus­er – sie waren laut Berichten als erstes von der neu angesiedel­ten polnischen Bevölkerun­g wieder aufgebaut worden. Das nennt man gottesfürc­htige Wertschätz­ung auf der Segen liegt. Ich werde den Gedanken nicht los, dass es für die Wiege der daraus erwachsene­n Kinder, (Brückengem­einde und Kinderwerk Lima) bei ernsthafte­m Wollen, einen gangbaren Weg zur Rettung gegeben hätte. Aber, wie heißt es in Antoine des Saint-exuperys Erzählung „Der kleine Prinz“? „Man sieht nur mit dem Herzen gut“Diese Sicht scheint den Verantwort­lichen bezüglich des Überlebens der Waldkirche mit seiner Gemeinde abhanden gekommen zu sein.

der Leserbrief­e gibt ausschließ­lich die Ansicht der Einsender wieder, die mit der Meinung der Redaktion oder des Verlages nicht unbedingt übereinsti­mmt.

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