Kurze Party, neue Mission
Dfb-pokal Mit dem Triumph von Berlin hat Interimstrainer Edin Terzic den ersten Teil der Bvb-hoffnungen erfüllt. Reicht es jetzt auch für die Champions League?
Die Gefühlswelten zweier junger Fußballtrainer, die nach ihrem ersten großen Titel griffen, waren nach dem 4:1-Erfolg von Borussia Dortmund im Dfb-pokalfinale gegen RB Leipzig so grundverschieden wie ihre Zukunft. Auf der einen Seite der am späten Donnerstagabend bitter enttäuschte Julian Nagelsmann, der zu gerne mit dem Pott auf seiner Visitenkarte aus Leipzig zum FC Bayern hätte wechseln wollen. Auf der anderen Seite ein völlig entrückter Edin Terzic, der nach dem Bvb-triumph trotzdem bei den Westfalen als Co-trainer ins zweite Glied rücken soll.
Dabei ist Terzic ist die Trainer-entdeckung der Saison, der den BVB zum fünften Pokalsieg nach 1965, 1989, 2012 und 2017 führte. Der Ur-dortmunder, einst Junioren- und Co-trainer, jubelte mit leuchtenden Augen wie ein echter Fan, der sich aufs Podium des Pokalfinales verirrte. Aber drei Siege gegen Nagelsmann in einer Saison – zwei in der Liga (3:1, 3:2) und jetzt im Endspiel – sprechen Bände.
Sicher bieten sich ihm andere Möglichkeiten – aber Terzic ist zuzutrauen, dass er sie ausschlägt und bei seinem Herzensklub unter Marco Rose weitermacht. „Ich war vorher Co-trainer, hatte sehr glückliche Jahre und habe keine Angst vor der Zukunft.“Zunächst einmal war der 38-Jährige, der die Pressekonferenz nach einer Bierdusche der „Campeones, Campeones, olé, olé“singenden Spielerschar abbrach, vor allem glücklich. „Ich fühle ganz viel Stolz, weil wir einen sehr guten Weg gegangen sind“, sagte Terzic, der eigentlich keine Spieler herausheben wollte. Dann aber nicht etwa die beiden Doppel-torschützen Erling Haaland und Jadon Sancho oder den überragenden Marco Reus lobte, sondern vor allem den zum Saisonende den BVB verlassenden, als unermüdlicher Kämpfer bekannten Polen Lukasz Piszczek. Den Erfolg erlebte Alkohol-abstinenzler Terzic wie im Rausch. „Seit 2010 bin ich im Mitarbeiterstab der Borussia. Ich war hier in Berlin in nahezu jeder Kurve dieses Stadions, um ein Pokalfinale zu sehen. Ich habe mir die Siegerehrung von hinten, von der anderen Seite angeguckt. Jetzt selbst auf dem Podest zu stehen, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, sagte der Deutsch-kroate strahlend.
„Natürlich habe ich das Finale gesehen, mich auch für Dortmund gefreut, und Edin Terzic einige Nachrichten geschickt“, bekannte Rose. Druck bekommt Trezic nun aber von der Klubführung. „Jetzt muss er sein erstes halbes Jahr noch krönen mit der Qualifikation für die Champions League“, kommentierte BVB-BOSS Hans-joachim Watzke mit Blick auf die schwere Partie am Sonntag beim FSV Mainz 05. Wenn es nach Terzic geht, ist das kein Problem: „Wir haben uns schon auf dem Weg nach Berlin geschworen, dass wir als Pokalsieger noch beide Ligaspiele gewinnen wollen.“
Julian Nagelsmann, der die Leipziger in der Bundesliga auf Platz zwei hinter seinem neuen Arbeitgeber führen wird, unterliefen dagegen Fehler, die er sich in München nicht erlauben kann.
Uneinsichtiger Verlierer
Die Entscheidung, im Angriff auf Hee Chan Hwang und Alexander Sörloth zu setzen, die agilen und torgefährlicheren Christopher Nkunku sowie den besten Pokaltorschützen der Saison, Yussuf Poulsen, zunächst auf die Bank zu setzen, erwies sich als dramatisch falsch. Das zeigte sich auch nach der Einwechslung der beiden zur Pause. Auf einmal war RB torgefährlich, hatte Pech bei Lattenund Pfostentreffern.
Eingestehen wollte der 33-jährige Coach das nicht so richtig, wirkte fast patzig. „Wir waren nicht schlechter als der Gegner“, befand er, verwies auf hohen Ballbesitz und die Mehrzahl an Torschüssen. Von 22 gingen indes nur drei aufs Tor, beim BVB allein in der ersten Hälfte von vier gleich drei ins Tor. So blieb Nagelsmann die Erkenntnis: „Es tut weh. Es ist ein schmerzhafter Moment.“Den er allerdings als Coach des FC Bayern ab den kommenden Saison möglicherweise nicht so oft erleiden muss.