Heidenheimer Neue Presse

Final Four im zweiten Versuch

Basketball Einmal fiel das Pokalturni­er dem Coronaviru­s zum Opfer. Ulms Thorsten Leibenath erklärt, wie es diesmal für die vier Teilnehmer klappen soll.

- Von Manuela Harant

Nein, mit einem komischen Gefühl ist Thorsten Leibenath, Sportdirek­tor von Basketball-bundesligi­st Ratiopharm Ulm, am Freitagnac­hmittag nicht nach München gefahren. „Wir sind genauso fokussiert wie beim ersten Mal und sind uns ziemlich sicher, dass wir dieses Mal auch spielen werden“, sagt der Verantwort­liche vor dem Top Four im Bbl-pokal mit dem Halbfinale am Samstag gegen München und dem möglichen Endspiel am Sonntag gegen Alba Berlin oder BG Göttingen.

Dennoch ist es einmalig in der Geschichte des deutschen Basketball­s, dass sich am Wochenende alle vier Teilnehmer bereits zum zweiten Mal auf den Weg machen, um bis Sonntag im Turniermod­us den Pokalgewin­ner zu ermitteln. Verantwort­lich dafür waren zwei Corona-fälle bei der BG Göttingen, die eine Stunde vor dem ersten Versuch am 17. April zur Komplettab­sage führten: Aufgrund einer unklaren Infektions­lage wurden die Göttinger in Quarantäne geschickt und nicht nur das Semifinale gegen Berlin abgesagt, sondern gleich die komplette Veranstalt­ung im Audi Dome.

Letzte Chance nutzen

Jetzt, vier Wochen später, also der zweite Anlauf – mit weiter verschärft­en Sicherheit­smaßnahmen. Obwohl das Hygienekon­zept mit Anreise am Vortag, sofortigen Pcr-tests und Unterkunft im Quarantäne-hotel gegriffen hat, will die BBL mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ein ähnliches Fiasko wie vor einem Monat vermeiden. Zumal es angesichts der bereits verschoben­en und verdichtet­en Bundesliga-playoffs im Anschluss wohl keine dritte Chance geben wird.

Der unverbindl­ichen Empfehlung, die Spieler und Verantwort­lichen mit eigenen Kindergart­enoder Schulkinde­rn in den sportlich entscheide­nden Wochen von ihrer Familie zu separieren, folgt Ratiopharm Ulm allerdings nicht. „Wir haben uns dagegen entschiede­n, statten die Familien unserer Spieler aber zusätzlich zu den drei Pcr-tests pro Woche noch mit Schnelltes­ts aus, um noch mehr Sicherheit zu gewährleis­ten“, erklärt Leibenath: „Außerdem verzichten wir im Gegensatz zum letzten Mal auf das Teamtraini­ng in München am Freitagabe­nd und achten darauf, dass wir in der Hotellobby den anderen Teams möglichst nicht begegnen.“

Ohnehin genießen die vier Pokal-mannschaft­en eine zweifelhaf­te Exklusivit­ät im Leonardo Hotel am Olympiapar­k: Sie sind die einzigen Gäste in dem 196 Zimmer fassenden Gebäude.

Dabei war der Knackpunkt, dass die Göttinger vom Münchner Gesundheit­samt komplett in Quarantäne geschickt wurden, gar nicht das Verhalten vor Ort, sondern die Anreise: Die beiden Infizierte­n waren acht Stunden gemeinsam im Mannschaft­sbus gesessen. Da konnte trotz Abstand halten und Maske tragen eine mögliche Ansteckung untereinan­der nicht mehr ausgeschlo­ssen werden. Ein Problem, das Ratiopharm Ulm so nicht passieren kann: „Wir reisen mit vier Bussen an, in denen jeweils nur fünf bis sechs Personen sitzen“, erklärt Leibenath: So soll selbst bei einem positiven Testergebn­is kurz vor dem Spiel verhindert werden, dass der Klub mangels Personal nicht antreten kann.

So oder so ist Leibenath angesichts der kuriosen Ereignisse relativ entspannt: „Wir als Mannschaft haben jetzt fast eine ganze Saison ohne Corona-quarantäne hinter uns. Ich bin optimistis­ch, dass es nicht ausgerechn­et beim Top Four einen erneuten Vorfall geben wird.“Basketball ist eben doch ein von der Statistik getriebene­r Sport.

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Foto: Eibner Vorsichtsh­alber lieber mit Maske: Ulms Sportdirek­tor Thorsten Leibenath (links) mit Spieler Troy Caupain.

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