Im Westen kommt was Neues
Der Gemeinderat hat den Bebauungsplan abgesegnet. Entstehen soll hier ein Mischgebiet, das neben Wohnen auch „nicht störendes“Gewerbe auf einem Drittel der Fläche zulässt.
Ein neues Baugebiet soll im westlichen Bereich der Gemeinde entstehen. Für dieses Mischgebiet sind Wohnen und Gewerbe vorgesehen.
Im Dischinger Westen soll es bald neue Bauplätze geben. Den dafür notwendigen Satzungsbeschluss fasste der Gemeinderat unlängst einstimmig. Den Plänen zufolge will die Gemeinde nun bis zu neun Bauplätze erschließen.
Entgegen der ursprünglichen Planung sieht der Bebauungsplan „Eisbühl/zwinkelweg“jedoch kein reines Wohngebiet mehr vor, sondern ein Mischgebiet, in dem rund ein Drittel der Fläche für „nicht störende“gewerbliche Nutzung vorgesehen ist. Diese Flächen sollen, so heißt es in der schriftlichen Begründung des Bebauungsplans, vor allem im Norden des Baugebiets angeboten werden, also entlang des Zwinkelwegs. Es gebe bereits einen Interessenten.
Wie sich aus den viele Seiten starken Ratsunterlagen herauslesen lässt, entspringt dieser Wandel nicht ausschließlich der Nachfrage nach Gewerbeflächen, sondern der Tatsache, dass für ein Mischgebiet geringere Anforderungen hinsichtlich Immissionen gelten. Dabei geht es vor allem um mögliche Lärmbeeinträchtigungen.
Kritik von einer Anwaltskanzlei
Nördlich des neuen Baugebiets grenzen die Gebäude einer Baufirma an. Wie der umfangreichen Stellungnahme einer Anwaltskanzlei zu entnehmen ist, sorgt man sich, dass der Betrieb in Zukunft als störend empfunden werden könnte. Die Handwerkskammer Ulm und die IHK Ostwürttemberg erklären in ihren fast gleichlautenden Stellungnahmen, die Planung könne für die Firma eine „existenzielle Frage“darstellen. Im anwaltlichen Schreiben wird gar „gerügt“, dass „entgegen der ursprünglichen Bauplanung keine Lärmschutzwände mehr vorgesehen“seien.
Die Gemeindeverwaltung und der von ihr beauftragte Planer Helmut Kolb entgegneten im Gemeinderat freilich, Lärmschutzgutachten und -maßnahmen wären lediglich bei einem reinen Wohngebiet notwendig gewesen, für Mischgebiete gälten höhere Grenzwerte. Durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben am Zwinkelweg sollen mögliche Beeinträchtigungen zudem abgefedert werden.
Das Regierungspräsidium Stuttgart hatte darauf hingewiesen, dass es sich bei der zwei Straßen weiter nördlich gelegenen Firma Varta um einen sogenannten Störfallbetrieb handle, um den herum womöglich besondere Sicherheitsabstände eingehalten werden müssen. Ein beauftragter Gutachter hielt zwar fest, dass die zur Batterieherstellung genutzten Stoffe im Schadensfall zwar Boden und Wasser beeinträchtigen könnten, ein erweiterter Sicherheitsabstand für Wohnbebauung sei aber nicht erforderlich.
Einwände von Anwohnern
Um Beeinträchtigungen ganz anderer Art ging es mehreren Anwohnern des künftigen Baugebiets, die ihre Kritik nicht nur schriftlich ins Verfahren eingebracht hatten, sondern sie auch im Gemeinderat vertraten. Ihnen stieß vor allem ein im Osten des Planungsgebiets gelegenes Grundstück auf. Werde dort – wie auf allen Flächen des Gebiets vorgesehen – bis zu zweigeschossig gebaut, würden ihre Häuser stark beschattet, erklärten sie.
Planer Kolb erläuterte im Gegenzug, dass die sogenannte Bezugshöhe dieses Grundstücks in der aktualisierten Planung um etwas mehr als einen halben Meter abgesenkt worden sei. Dadurch und durch den vorgesehenen Abstand zwischen Bestand und Neubebauung von mindestens acht Metern könne die Beschattung eingeschränkt werden, so Kolb. Bürgermeister Alfons Jakl äußerte allerdings auch Verständnis für die Sorgen der Anwohner.
Nach dem einstimmigen Ja des Rats zum Bebauungsplan folgt nun im nächsten Schritt die Ausschreibung der Erschließungsarbeiten. Dabei soll unter anderem eine von der Abt-scheyerlestraße abzweigende Stichstraße samt Gehweg und Wendehammer entstehen. Außerdem werden Leitungen für Trink- und Abwasser sowie Breitbandversorgung verlegt. Kolb bezifferte die geschätzten Baukosten mit rund 470 000 Euro.
Ausgeschrieben wird im gleichen Zuge auch die Erschließung des jüngst beschlossenen Baugebiets „An der Halde/mühlbergstraße“. Weil dort zusätzlich ein separater Regenwasserkanal gebaut werden muss, schätzte Kolb die Baukosten auf etwa 570 000 Euro. Die Ausschreibung ist für Oktober vorgesehen, noch vor Weihnachten soll der Gemeinderat die Aufträge vergeben, damit nach der Winterpause die Arbeiten beginnen können. Im Sommer 2022 sollen dann die ersten Hochbauarbeiten starten können.