In der perfekten Klemme
Einmal angenommen, Sie haben auf der Arbeit eine richtig gute Idee. Wirklich überzeugend und durchdacht – und dann sagt ausgerechnet der größte Depp im Kollegenkreis, dass auch er dafür ist. Was tun Sie? Das Projekt begraben und nicht mehr drüber sprechen? Nach dem Motto, es kann nicht gut sein, was der Betriebs-blödmann gut findet. Oder kommen Sie zu dem Schluss, dass sie sich noch nie um den Quatsch gekümmert haben, den der Kerl vor sich herlabert? Frei nach dem Motto, auch eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit.
Während sich die meisten von uns wahrscheinlich lässig für den zweiten Ansatz entscheiden würden, sehen es Linke und Grüne im Erfurter Landtag genau anders. Sie hatten nach der turbulenten Regierungsbildung in Thüringen die Idee, recht bald Neuwahlen anzusetzen. Um sich zu vergewissern, ob die Wähler der Minderheiten-regierung von Bodo Ramelow nicht doch noch eine Mehrheit geben. Oder um sie zum Verhalten von CDU und FDP zu befragen, die immerhin mit Hilfe der AFD den Ministerpräsidenten gewählt haben, auch wenn FDPMANN Thomas Kemmerich danach nur knapp vier Wochen im Amt blieb.
Eine gute Idee, möchte man meinen. Doch weil die Parteien eine Auflösung des Parlaments nicht ohne die Stimmen der AFD hingekriegt hätten, blies man das Vorhaben wieder ab. Offenbar will man nur dann für seine guten Ideen eintreten, wenn sie dem politischen Gegner nicht gefallen. Das ist töricht, falsch und schädlich für die Demokratie. Hier geht es um das Ringen um die besten Ideen, nicht um moralische Überheblichkeit. Wer von seiner Position überzeugt ist, sollte für sie eintreten. Wer anders handelt, räumt der AFD zu viel Macht ein.