Kommt das Handy-pfand?
Eine solche Abgabe soll die Rückgabequote bei Smartphone deutlich steigern. Doch was könnte sie bringen und was sind die Nachteile?
Bei Flaschen ist man es längst gewohnt. Man bezahlt ein paar Cent mehr und kriegt sie dann wieder, wenn man sie zurückgibt. Ein etabliertes Pfandsystem. Nun wird der Ruf nach Pfand auf Smartphones laut. Das könnte nach dem gleichen Prinzip funktionieren: Ein paar Euro mehr beim Kauf, die man nach Nutzung bei der Rückgabe zurückbekommt. Der Gedanke dahinter ist klar: 200 Millionen der wertvollen Geräte lagern ungenutzt in Schubladen oder verstauben auf dem obersten Regalboden. Sie könnten aufbereitet und wieder genutzt oder zumindest teilweise recycelt werden.
Die Deutschen scheinen dieser Idee gegenüber aufgeschlossen. Eine deutliche Mehrheit befürwortet sie, hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Forsa Politik-und Sozialforschung“im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ergeben. Insgesamt 87 Prozent der Befragten hielten ein solches Handy-pfand für sinnvoll.
Umweltverbände würden diesen Schritt begrüßen. So sagt Thomas Fischer, Experte für Kreislaufwirtschaft dort, klar: „Die Deutsche Umwelthilfe befürwortet ausdrücklich ein Pfandsystem für Handys.“Nur durch diese Maßnahme könnte man dem Ziel näher kommen, die Althandys aus den Schubladen zu bekommen, um sie für eine Aufbereitung zur Wiederverwendung oder ein umweltfreundliches Recycling zu nutzen.
Er weist darauf hin: „Der nutzlose Verbleib dieser Handys in irgendwelchen Schubladen ist nicht nur eine Ressourcenverschwendung und zwingt zur klimaschädlichen Neugewinnung von Ressourcen, sondern die Fehlentsorgung über den Hausmüll kann auch zur Freisetzung enthaltener Schadstoffe führen.“
Darauf verweist auch Sabine Lemke vom Nabu. Vor allem kleine Elektrogeräte könnten von Verbrauchern am einfachsten über die Mülltonne entsorgt werden. „Das ist der falsche Weg, da die Geräte dann über die Lagerung auf Müllhalden mit den austretenden Giftstoffen die Böden und das Grundwasser belasten.“Zudem stellten Smartphones mit Lithium-ionen-akkus eine Brandgefahr dar, weil sie sich selbst entzünden können, sagt Fischer. „Ein Pfandsystem würde zu mehr Wiederverwendung, Recycling, Sicherheit und Schadstoffentfrachtung führen. Das ist gut für die Umwelt und das Klima.“
„Wir befürworten die Einführung eines Handypfandes. Generell befürworten wir für alle ressourcenrelevanten Geräte ein Pfandsystem“, sagt Lemke grundsätzlich. Das Pfand sollte laut Lemke „eine gewisse Höhe des Gerätewertes betragen und somit hoffentlich eine Lenkungswirkung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern entfalten“.
Der Bitkom-hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder ist etwas anderer Meinung. Er hält zwar grundsätzlich jede Maßnahme für wichtig, die für mehr Klimaund Ressourcenschutz sorgt und in der Praxis auch umzusetzen ist. „Ein Gebot der Stunde lautet, die Menge an Müll und Elektroschrott schnell und stark zu reduzieren und im Sinne einer funktionierenden, echten Kreislaufwirtschaft möglichst nah Richtung Null zu fahren.“
Aber: „Ein Pfand auf Smartphones und Handys würde allerdings mehr schaden, als es nützt“. Der Grund: „Ein Pfand würde die bereits bestehenden Rücknahmesysteme beeinträchtigen sowie einen erheblichen bürokratischen Aufwand für die Hersteller hervorrufen.“ Er zählt auf, wo Verbraucher ihre alten Geräte zurückgeben können: in großen Elektronikmärkten, bei den Herstellern, im Handel, bei Naturschutzvereinen und in allen kommunalen Abfallsammelstellen.
Außerdem sagt Rohleder, dass jeder Zweite, der ein ausrangiertes Handy oder Smartphone bei sich zu Hause aufbewahrt, dies tue, um ein Ersatzgerät parat zu haben. Mehr als jeder Dritte habe Sorge, dass die Daten gestohlen werden könnten – und jeder Vierte empfinde die Sicherung der auf dem Gerät befindlichen Daten als zu kompliziert, wie Umfragen zeigten. „Damit weniger Handys in den Schubladen schlummern, ist also vor allem eine bessere Aufklärung der Menschen wichtig: nicht nur über die Entsorgungsmöglichkeiten, sondern vor allem darüber, wie wichtige und sensible Daten gesichert und auf dem Gerät zuverlässig gelöscht werden können.“
Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesumweltstiftung, jedenfalls ist sich sicher: „Um den Raubbau der Ressourcen zu stoppen, brauchen wir Anreize für die Wieder-und Weiterverwendung von Rohstoffen“. Es seien Ideen gefragt, um Rohstoffe in Kreisläufen zu führen. „Wir müssen die Menschen zum Mitmachen animieren“, sagt Umweltexperte Bonde.
Wir müssen zum Mitmachen animieren. Alexander Bonde Deutsche Bundesumweltstiftung