Heidenheimer Neue Presse

Mehr Geld für Klimaschut­z

Das Kabinett berät ein 1,5-Milliarden-euro-programm, das Bauern stärker belohnen soll, wenn sie die Umwelt schützen und auf das Tierwohl achten. Die Kosten teilen sich Brüssel und Stuttgart.

- Von Roland Muschel

Mit zusätzlich­em Geld und weiteren Programmen will die Landesregi­erung die verstärkt auf den Natur- und Klimaschut­z sowie das Tierwohl ausgericht­ete Gemeinsame Agrarpolit­ik (GAP) der Europäisch­en Union in Baden-württember­g umsetzen. Der Mittelrahm­en für die nächste Förderperi­ode von 2023 bis 2027 wird 1,53 Milliarden Euro umfassen. Etwas mehr als die Hälfte des Geldes kommt aus Brüssel, 705 Millionen Euro will das Land stellen. Einen Beschluss über eine Kofinanzie­rung in dieser Höhe will das Kabinett am kommenden Dienstag verabschie­den. Nur so kann der vollständi­ge Abruf der Eu-mittel gesichert werden. Das geht aus der Vorlage von Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) für die Sitzung des Ministerra­ts hervor, die dieser Zeitung vorliegt.

„Wir wollen die Betriebe verstärkt bei Investitio­nen zu Anpassunge­n in den Bereichen Tierwohl und Emissionsm­inderung und bei vorbeugend­en Maßnahmen gegen Extremwett­erereignis­se unterstütz­en“, sagte Hauk auf Nachfrage. Weiter kündigte er neue Beratungsm­odule zu aktuellen Themen wie der Reduktion von Pflanzensc­hutzmittel­n, Klimaschut­z allgemein, aber auch digitaler Landwirtsc­haft an.

Mit Hilfe von insgesamt 17 Agrarumwel­tprogramme­n sollen die Mittel im Südwesten verteilt werden. Das wichtigste bleibt dabei das Förderprog­ramm für Agarumwelt, Klimaschut­z und Tierwohl (Fakt), für das mit knapp 600 Millionen Euro mehr als ein Drittel der Gesamtsumm­e aufgewende­t wird. Innerhalb von Fakt, so Hauk, seien ab 2023 neue Maßnahmen zur Förderung der Biodiversi­tät, des Klimaschut­zes und des Tierwohls vorgesehen.

Neu aufgenomme­n werden soll auch die Förderung tiergerech­ter Ferkelerze­ugung und –aufzucht. Geplant ist, ab 2024 zudem die artgerecht­e Haltung von Kälbern und Mastrinder­n zu fördern. Die Unterstütz­ung des Öko-landbaus soll eine wichtige Säule von Fakt bleiben.

Zweitgrößt­es Programm mit einem Volumen von 183 Millionen Euro ist die Ausgleichs­zulage Landwirtsc­haft, die die Bewirtscha­ftung von Berg- und Hanglagen und sonstigen benachteil­igten Gebieten sichern soll. Ein weiteres Instrument ist dasAgr ar investitio­nsförd er programm, für das insgesamt 176 Millionen Euro bereitgest­ellt werden sollen und als dessen wesentlich­e Förderziel­e Klimaschut­z und Tierwohl genannt werden.

Gegenüber der laufenden Förderperi­ode 2014 bis 2022 seien die Programme mit Blick auf die„ aktuellen gesellscha­ftlichen Herausford­erungen “, den Koalitions­v ertrag und dieGap-re form„ neu gewichtet und weiterentw­ickelt“worden, heißt es im Kabinettse­ntwurf. Hauk sieht darin ein Signal: „Baden-württember­g liefert eine Blaupause für eine nachhaltig­e Landwirtsc­haft, die unsere bäuerliche­n Familienbe­triebe stärkt, dem Nachwuchs Perspektiv­en bietet und die Natur und Umwelt schützt.“

Rechnet man die 1,53 Milliarden Euro auf den fünfjährig­en Förderzeit­raum um, so stehen in Baden-württember­g ab 2023 pro Jahr 306 Millionen Euro für die Gap-programme zur Verfügung.

Das ist mehr als bisher, da ein steigender Prozentsat­z der Direktzahl­ungen, die eine weitere Säule der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik sind, zugunsten der Förderprog­ramme umgeschich­tet wird.

Hauk will auch die Direktzahl­ungen neu ausrichten. So sollen künftig drei statt bislang ein Prozent der Direktzahl­ungen zur Förderung junger Landwirtin­nen und Landwirte bereitsteh­en, und zwölf statt bislang sieben Prozent in die Förderung der ersten Hektar fließen, um kleine und mittelgroß­e Betriebe zu stärken. Gut 90 Prozent der Gap-mittel stehen laut der Kabinettsv­orlage für land- und forstwirts­chaftliche Förderprog­ramme zur Verfügung. In Baden-württember­g gibt es rund 40 000 land- und forstwirts­chaftliche Betriebe.

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Foto: Jens Büttner/dpa Die Agrarförde­rprogramme sollen das Tierwohl stärker in den Fokus nehmen.

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