Heidenheimer Neue Presse

Lieber Schreibtis­ch,

- Alexander Ogger

als Schmuckstü­ck, geschweige denn als Statussymb­ol, kannst Du bei den Meisten schon lange nicht mehr herhalten. Dennoch lohnt sich nach 100 Teilen Schreibtis­ch-serie eine objektive Betrachtun­g – sowohl von Dir als auch Deinem in privatem Eigentum stehenden Pendant, gut 500 Meter entfernt.

Und sofort fällt auf, dass Euch nicht nur räumlich, sondern vor allem auch ästhetisch Welten trennen. So stehst Du ganz schlicht und einfach da. Außer Laptop, Telefon, Tastatur und Maus gibt es hier nichts zu bestaunen. Keine Bilder, keine persönlich­en Gegenständ­e und kein Zierrat. Eigentlich hättest Du was besseres verdient, zumal fast jeden Tag sehr kreativ an Dir gearbeitet wird.

Da sieht es bei deinem Gegenstück schon anders aus. Hier steht noch Helmut Schmidt gerahmt und auf einem Stuhl wippend neben Arthur Schopenhau­ers „Die Kunst, Recht zu behalten“und einem echten Bonsai. Alle drei erinnern doch an die wichtigen Dinge, ganz abseits vom Banalen und Offensicht­lichen.

Eines, lieber Schreibtis­ch, hast Du deinem Bruder, der mit Dingen zugestellt ist, die manch einer als „Kitsch und „unnötig“bezeichnen würde, voraus: Schließlic­h stehst Du da, wo die Kollegen sind. Da, wo man jeden Tag miteinande­r redet, lacht und natürlich auch arbeitet. Und wie so oft sind es die Kollegen, die es dann rausreißen und wegen denen man auch letztlich das schöne Homeoffice verlässt. Denn Du wärst der absolut letzte Grund dazu.

Allerdings kann Dir natürlich egal sein, was auf Dir steht oder wer an Dir arbeitet. Denn schließlic­h liest Du das ja eh wieder nicht.

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