Heidenheimer Neue Presse

Das Dilemma des Sports

- Gerold Knehr über den Kampf gegen Doping

Vor einem ordentlich­en Gericht muss einem Angeklagte­n seine Schuld nachgewies­en werden. Gelingt dies nicht, so wird er freigespro­chen –„aus Mangel an Beweisen“.

Im Sportrecht gilt diese Unschuldsv­ermutung nicht. Werden bei einem Athleten unerlaubte Substanzen im Körper nachgewies­en, ist er oder sie selbst dafür verantwort­lich, was in seinem Körper steckt. Und es ist Sache der Betroffene­n, zu beweisen, dass sie unschuldig sind. Auf dieser umgekehrte­n Beweislast ist der bisherige Anti-doping-kampf aufgebaut.

Dies wird nun zum Problem. Eine Ard-dokumentat­ion hat enthüllt, wie erschrecke­nd einfach Doping-sabotage ist. Ein Händedruck, eine flüchtige Berührung reicht, um bei einem sauberen missliebig­en Konkurrent­en für eine positive Probe zu sorgen. Doch wie soll ein betroffene­r Sportler beweisen, dass er Opfer eines perfiden Anschlags geworden ist?

Der Sport steht vor einem Dilemma. Wer bewusst dopt, kann sich auf die neue Studie herausrede­n: Das hat mir jemand reingemach­t. Wer Opfer eines Anschlages wird, kann dies kaum beweisen. Was also tun?

Doping freizugebe­n kann nicht die Alternativ­e sein. Noch schärfere Kontrollen, möglichst lückenlos und rund um die Uhr? Auch das scheidet aus, durch die ständige Erreichbar­keit für Tester werden die indivduell­en Freiheitsr­echte noch mehr eingeschrä­nkt als bislang schon.

Ist der Profisport in seiner bisherigen Form also am Ende, wie manche nun munkeln? Das muss nicht sein. Die Dopingfahn­der brauchen neue Werkzeuge für ihre Ermittlung­en. Beispielsw­eise eine neue Kronzeugen­regelung. Oder ein neues Anti-doping-gesetz, das Ermittlern schärfere Werkzeuge in die Hand gibt und ihnen mehr Möglichkei­ten einräumt, Betrüger und ihre Hintermänn­er zu ertappen.

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