Heidenheimer Neue Presse

Klimarefor­m bei der Bahn?

Minister Scheuer will Konzern auf strengere Ziele verpflicht­en.

- Von Michael Gabel

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer hat sich für eine neue Bahnreform ausgesproc­hen, die den bundeseige­nen Konzern ausdrückli­ch zu Klimaschut­zzielen verpflicht­en soll. „Wir müssen uns in einer neuen Koalition Gedanken darüber machen, wie die Deutsche Bahn in die Zukunft geht“, sagte der Csu-politiker.

Der Einstieg sei jetzt schon vollzogen worden: „Gewinnmaxi­mierung darf nicht an oberster Stelle stehen. Oberste Priorität der Bahn müssen Klimaziele sein“.

Kommentar

Nach dem verheerend­en Hochwasser von Nordrhein-westfalen und Rheinlandp­falz bemängeln Kritiker ein unzureiche­ndes Katastroph­en-warnsystem. Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Hat der Katastroph­enschutz versagt? Die Einschätzu­ngen dazu gehen weit auseinande­r und reichen von „Unsere Warninfras­truktur hat geklappt“(Armin Schuster, Chef des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe) bis zu „Erhebliche­s Systemvers­agen“(Michael Theurer, Fdp-fraktionsv­ize im Bundestag).

Nach Einschätzu­ng des Präsidente­n der Vereinigun­g zur Förderung des Deutschen Brandschut­zes, Dirk Aschenbren­ner, hat der Katastroph­enschutz in Nordrhein-westfalen und Rheinland-pfalz zwar insgesamt funktionie­rt – „und er funktionie­rt immer noch“. Er sehe aber Defizite bei der Art und Weise, wie die Bevölkerun­g gewarnt worden sei, sagte er dieser Zeitung. Die digitalen Warn-apps könnten nur eine Zusatzinfo­rmation geben. Gerade wenn die Notsituati­on wie jetzt beim Hochwasser mitten in der Nacht entstehe, müssten Sirenen die Menschen auf die drohende Gefahr hinweisen. „Sie sind das beste Weckmittel“, betonte Aschenbren­ner.

Sind Informatio­nen aus dem europäisch­en Meldesyste­m Efas im Behördendi­ckicht verschwund­en?

Das behauptet die Mitentwick­lerin des europäisch­en Hochwasser-meldesyste­ms, die Britin Hannah Cloke. Bereits vier Tage vor Beginn der Überschwem­mungen habe das europäisch­e Meldesyste­m Alarm geschlagen und „Warnungen an die deutsche und belgische Regierung“übermittel­t, sagte die Professori­n für Hydrologie (Wasserkund­e) der Zeitung „The Times“. Daraufhin hätten die Menschen in den betroffene­n Gebieten Warnungen erhalten sollen. Dabei sei aber offenbar „etwas schiefgega­ngen“.

Dagegen berichtete­n Einwohner in vom Hochwasser betroffene­n Orten, dass sie sehr wohl rechtzeiti­g über die Nina-warnapp des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe gewarnt wurden, unter anderem mit dem Hinweis: „Gehen Sie nicht in Keller oder Tiefgarage­n, fahren sie nicht mit dem Pkw durch überflutet­e Bereiche.“Die Fdp-bundestags­fraktion fordert nun eine kurzfristi­ge Sondersitz­ung des Innenaussc­husses, um das Thema Warnhinwei­se an die Bevölkerun­g aufzuarbei­ten.

Muss das System von Alarmsiren­en

ausgebaut werden? Zwar nutzen neun Millionen Menschen die Nina-warnapp des Bundesamts. Dennoch sagte Behördench­ef Schuster, die Fixierung auf digitale Warnapps sei ein Fehler gewesen. Man solle „die guten alten Sirenen“wieder installier­en. Diese waren nach dem Ende des Kalten Krieges zum Teil abgebaut worden. Zurzeit läuft ein Wiederaufb­auprogramm für Alarmsiren­en, das der Bund mit 88 Millionen Euro bezuschuss­t. Bei einer deutschlan­dweit durchgefüh­rten Übung im September vergangene­n Jahres hatte ein Großteil der Anlagen nicht funktionie­rt. Eine weitere Übung ist für 2022 vorgesehen.

Soll der Katastroph­enschutz zentralisi­ert werden? Fdp-politiker Stephan Thomae fordert, das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe zu einer „bundesweit­en Zentralste­lle bei besonders schweren Unglücksfä­llen“umzugestal­ten. Verbandsch­ef Aschenbren­ner möchte dagegen, dass der Katastroph­enschutz Sache der Bundesländ­er bleibt. „Aber wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir Einsätze besser steuern können, wenn sie mehrere Bundesländ­er betreffen“, sagte er. „Da müssen wir uns noch verbessern.“

Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir Einsätze besser steuern können. Stephan Thomae Fdp-politiker

Hätten durch ein besseres Warnsystem Todesfälle vermieden werden

können? Das ist schwer zu sagen. Bei der Überschwem­mung eines Behinderte­n-wohnheims im rheinland-pfälzische­n Sinzig schliefen die zwölf Todesopfer im Erdgeschos­s, was ihnen zum Verhängnis wurde. Ob Warnhinwei­se nicht rechtzeiti­g an die Heimleitun­g gelangten oder ignoriert wurden, ist noch zu klären.

Klaus Schmid, der Bürgermeis­ter des vor fünf Jahren von einer Flut heimgesuch­ten Ortes Simbach am Inn, sagte, er tue sich mit Schuldzuwe­isungen schwer. „Irgendwo ist immer der Glaube da, dass es nicht so schlimm kommt“, betonte er.

Welche Konsequenz­en deuten sich

an? Zum einen dürfte bei der Installier­ung von Warnsirene­n mehr Tempo gemacht werden. Zum anderen fordert Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU), dass mehr Forschung zu Extremwett­er-ereignisse­n betrieben wird. Verbandsch­ef Aschenbren­ner wünscht sich, dass die Feuerwehre­n bei Katastroph­eneinsätze­n künftig präzisere Lagebilder bekommen. In einem noch zu gründenden „Forschungs- und Transferze­ntrum für Krisenmana­gement“sollten systematis­ch Daten etwa von Meteorolog­en und Hydrologen zusammenge­führt werden, um zu klareren Prognosen zu kommen.

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Foto: Thomas Frey/dpa Das Lebenshilf­e-haus in Sinzig, in dem zwölf Menschen ums Leben kamen.

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