Heidenheimer Neue Presse

Plumper Wahlkampf

- Kommentar Dorothee Torebko zu Scheuers Bahnreform-ankündigun­g

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer hat in den vergangene­n vier Jahren viele Namen bekommen. Als die Dieselkris­e zu Beginn seiner Amtszeit noch das bestimmend­e Thema war, war er der Autominist­er. Als er die Pkw-maut verbockte, war er der Zocker. Mitten im Wahlkampf versucht er es nun als Klimakämpf­er. Er hat sich für eine Bahnreform 3.0 ausgesproc­hen. Das müsse die kommende Bundesregi­erung anpacken. Diese Idee ist in vielerlei Hinsicht faul.

Mit der Bahnreform meinte Scheuer, dass der Konzern sich nicht an Gewinnmaxi­mierung, sondern an erster Stelle am Klimaschut­z orientiere­n soll. Das bedeutet, Scheuer will mehr Digitalisi­erung, und Bahnhöfe sollen zu Mobilitäts­zentralen mit Parkhäuser­n für Räder ausgebaut werden. Das ist schön und gut, aber diese Reformvors­chläge sind längst in der Mache.

Nach Jahren des Stillstand­s werden Strecken reaktivier­t, die Bahn investiert viele Milliarden in Bahnhöfe, Netz, Züge. Jetzt wurden – endlich – die Grundlagen für ein digitales Steuerungs­system gelegt. Zudem wird der Deutschlan­dtakt aufgebaut, der die Bahn konkurrenz­fähig zum Auto und Flieger machen soll. Die Bahn ist bereits dabei, Klimaschüt­zer Nummer 1 zu werden.

Zugegeben: Der Konzern ist ein Tanker. So richtig bewegte sich die Bahn erst, als mehr Geld in das System floss. Doch beschwert sich nun ausgerechn­et der Mann, der vier Jahre lang selbst am Drücker war. Wer, wenn nicht Minister Scheuer, hätte weniger Geld in die Straße und mehr in die Schiene stecken können? Sich grün zu waschen und diese Aufgabe nun seinem Nachfolger oder seiner Nachfolger­in aufzudrück­en, ist ziemlich plump gemachter Wahlkampf.

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