Heidenheimer Neue Presse

Immobilien: Vorausscha­uend bauen oder sinnvoll nachrüsten

- Julia Kling

Steht das Wasser erstmal in der Wohnung oder im Keller, ist guter Rat teuer. Deshalb ist es ratsam, sich bereits beim Bau Gedanken über den Hochwasser­schutz zu machen oder im Bestand nachzurüst­en. Aber wie lässt sich das Eindringen des Wassers durch Fenster, Wasserleit­ungen oder auch die Wände aufhalten oder zumindest das Risiko einer Überschwem­mung minimieren? Zunächst ist entscheide­nd, wo das Haus steht oder der Bauplatz liegt, sagt Georg Johann. „Viele wissen nicht, dass sie in einem Überflutun­gsgebiet leben.“Um Gewissheit zu erlangen, sei es am besten, auf einer Hochwasser­gefahrenka­rte nachzusehe­n, ob die eigene Region betroffen ist, rät der Geschäftsf­ührer des Hochwasser-kompetenz-centrums (HKC). Diese Karten sind bei den jeweiligen Landesumwe­ltminister­ien online verfügbar. „Zudem kann man sich bei der Kommune informiere­n, ob eine Starkregen­gefahr besteht.“

Auch wenn das nicht der Fall ist, sei es ratsam, sich die Umgebung des Hauses anzuschaue­n. „Von wo kann Wasser auf mein Haus zufließen? In Senken, Mulden oder auch an einer abschüssig­en Straße ist die Gefahr groß.“Generell ist der Keller am gefährdets­ten, betont Johann. Denn bei großen Regenmenge­n steige das Grundwasse­r an, zudem könne Abwasser aus nicht gesicherte­n Rohren drücken. Aber auch bodennahe Türen im Erdgeschos­s, Lichtschäc­hte im Keller oder Kabelführu­ngen durch Außenwände sind Johann zufolge potenziell­e Gefahrenqu­ellen – die sich jedoch auch im Bestand beheben lassen. „Am wichtigste­n ist zunächst eine Rückstaukl­appe.“Diese verhindert, dass bei Starkregen­ereignisse­n Wasser aus der Kanalisati­on in das Haus gedrückt wird. „Eine solche Sicherung bekommt man ab etwa 200 Euro plus Einbau.“

Lichtschäc­hte können mit kleinen Mauern umbaut und im Keller druckdicht­e Fenster eingebaut werden. „Für bodennahe Türen gibt es verschiede­ne mobile Schutzkonz­epte“, weiß der Hkc-experte. Etwa mit extra dafür angefertig­ten Brettern oder Balkensyst­emen.

Im Verhältnis eine Kleinigkei­t, die mitunter aber große Auswirkung­en haben kann, sind Löcher, die etwa für das Telefonkab­el oder den Rasenrobot­er durch die Hauswand gebohrt, aber nicht abgedichte­t wurden. „Das ist schlecht“, konstatier­t Johann. Besser sei es, diese mit Druckdicht­ungen auszustatt­en. Hilfreich sei auch, die Regenrinne regelmäßig zu reinigen. „Wenn die Regenrinne überlastet ist, läuft das Wasser die Hauswand runter und erst recht ins Gebäude.“

Wer einen Neubaus plant, hat generell noch mehr Möglichkei­ten, sein künftiges Eigenheim zu schützen. Wenn es sich vermeiden lässt, sei das einfachste, nicht in einem Überschwem­mungsgebie­t zu bauen, weiß Johann. Ansonsten könne eine Hochparter­re-lösung zum Zug kommen. „Das Erdgeschos­s einen halben Meter höher als das eigentlich­e Gebäude zu planen, kann da schon helfen.“

Eine Abdichtung der Außenwand, eine sogenannte Wanne, egal ob weiß, braun oder schwarz, empfiehlt das Bundesmini­sterium des Innern, für Bau und Heimat in seiner Hochwasser­schutzfibe­l.

Die Abdichtung soll demzufolge in wasserdurc­hlässigen Bodenarten wie Sand oder Kies mindestens 30 Zentimeter über den höchsten Grundwasse­rspiegel reichen. Bei wasserbind­enden Böden wie Lehm oder Tonne soll der Schutz bis 30 Zentimeter über der Oberfläche angebracht werden.

Eine nachträgli­che Abdichtung des Kellers ist möglich, aber kostspieli­g. Johann rät jedoch davon ab, den Keller von innen abzudichte­n. „Das Gemäuer wird dann trotzdem nass.“In der Folge komme es dann häufig zu Schimmelbi­ldung. „Wenn, dann sollte die Abdichtung von außen angebracht werden.“Dazu muss der Keller ausgebagge­rt werden und das Mauerwerk etwa mit einer Bitumensch­icht versehen werden.

Doch egal, wie sehr Hausbesitz­er in den Hochwasser­schutz investiere­n, alle Risiken lassen sich dennoch nicht ausschließ­en. „Man kann nicht gegen alle Eventualit­äten gewappnet sein“, sagt Johann. Er appelliert jedoch daran, die Gefahr nicht zu unterschät­zen. „Dinge die selten passieren, aber katastroph­ale Folgen haben, werden häufig verdrängt. Es ist wie im Gesundheit­ssystem: Mit der richtigen Vorsorge könnten viele Schäden verhindert werden.“

In Senken, Mulden oder auch an einer abschüssig­en Straße ist die Gefahr groß. Georg Johann Hkc-geschäftsf­ührer

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