Heidenheimer Neue Presse

Schlechte Stimmung in der Koalition

Zwischen CSU-CHEF Söder und Freie-wähler-boss Aiwanger zeigt sich eine immer größere Distanz.

- Patrick Guyton

München. Die Entschuldi­gung steht aus. Markus Söder hat sie von Hubert Aiwanger gefordert, nachdem dieser in der Debatte um künftige Vorteile für Geimpfte von einer „Apartheids­diskussion“gesprochen hatte. Apartheid – so wird die systematis­che staatliche Diskrimini­erung und Entrechtun­g schwarzer Menschen im früheren Südafrika bezeichnet. Bayerns Ministerpr­äsident bezeichnet­e den Vergleich seines Stellvertr­eters, des Chefs der Freien Wähler (FW) Aiwanger, als „verstörend“und „unangemess­en“. Es ist nicht die erste Entgleisun­g, die sich der Niederbaye­r geleistet hat.

Für die Csu-fw-koalition wird das mehr und mehr zur Belastung. Das Verhältnis der Bündnispar­tner, die seit dem Herbst 2018 als „Schwarz-orange“regieren, ist massiv eingetrübt. Söder und seine CSU gelangen zu dem Eindruck, dass Aiwanger mittlerwei­le eher gegen sie als mit ihnen arbeitet. Und dieser Eindruck erhärtet sich mit Blick auf die Bundestags­wahl im Herbst – die FW kandidiere­n bundesweit und suchen nach konservati­ven Wählern irgendwo in dem Dreieck von CDU/CSU, AFD und FDP.

In der bayerische­n Staatsregi­erung stellt es schon seit Wochen ein Ärgernis dar, dass Aiwanger als Chef des Wirtschaft­s-ressorts

Mit Söders Offensiven in Sachen Klima kann er nicht viel anfangen.

der einzige Minister ist, der sich nicht impfen lässt. Er begründet das damit, dass er noch nicht sicher sei, ob eine Impfung für ihn mehr positive als negative Folgen habe. Dies sei seine persönlich­e Entscheidu­ng. Weiter sorgt seine bisher unklare Rolle in einer möglichen Affäre für Aufmerksam­keit: Ein Fw-kommunalpo­litiker soll Schutzmask­en mit gefälschte­m Sicherheit­szertifika­t vertrieben haben.

Pragmatisc­h, zielorient­iert, frei von Ideologie – dieses Image pflegt Aiwanger. Vor allem ist er strukturko­nservativ. Mit den Klima-offensiven von Söder kann er nicht viel anfangen. Ebenso wie mit Debatten über Gleichbere­chtigung. Den Grünen warf er in einem Interview vor, sie betrieben „Mobbing gegen Männer“.

Mit Corona und der bevorstehe­nden Wahl versucht Aiwanger, auch bei den „Zweiflern“und den „Skeptikern“anzudocken. Söder hingegen warnt regelmäßig vor seinem Münchner Partner: Stimmen für die Freien Wähler im Bund seien verschenkt – sie könnten dazu führen, dass die Grünen stärkste Kraft würden.

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