Liebe Blumen,
Ihr kennt ja sicher den alten Song-klassiker „Sag mir, wo die Blumen sind“– immerhin geht es in der ersten Strophe ja um Euch. Auf die erwähnte Aussage in dem Lied weiß man allerdings nicht immer eine passende Antwort. In Gärten und auf Blühwiesen erfreut Ihr uns mit Eurer Farbenpracht und seid eine Zier der mehr oder weniger natürlichen Umgebung.
In künftigen Baugebieten wie derzeit auf den Heidenheimer Reutenen ist das Grün dagegen weitgehend der bevorstehenden Entwicklung gewichen. Zugegeben, auf diesen Grünflächen am einstigen Waldrand wart Ihr Blumen nicht allzu verbreitet. Natur aber war es allemal.
So hat es fast schon einen anarchistischen Ansatz, wenn unbekannte Liebhaber oder Liebhaberinnen floraler Schönheit auf einem Teil des entnaturisierten Areals Euch eine neue Heimat schufen. Sonnenblumensamen wurde dort hingestreut und mittlerweile haben die Pflanzen eine Höhe erreicht, dass sie nicht mehr übersehen werden können.
Damit aber auch jene, die keinen Blick für den im Entstehen befindlichen schönen Pflanzenwuchs haben, diesen zur Kenntnis nehmen, haben die anonymen Gärtner oder Gärtnerinnen bei ihrem kleinen Sonnenblumenbeet ein Schild aufgestellt, das keine Zweifel aufkommen lässt: „Blumen bitte stehen lassen. Danke!“, kann man da unmissverständlich lesen.
Dass dieser Mini-widerstand von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein wird, ist eher unsicher. Schließlich fehlt es doch an einem Zaubertrank wie in einem kleinen, uns wohlbekannten gallischen Dorf. Aber für eine Saison, für diesen einen Sommer 2021 könnte es doch reichen mit dem prächtigen Erblühen der oft mehrere Meter groß werdenden gelben Pflanzen. Und das wäre ja auch irgendwie schon ein kleines Zeichen.
Jedoch, Hand aufs Herz, über kurz oder lang wird man an der auf die zuvor erwähnte Liedzeile „Sag mir wo die Blumen sind“folgenden Frage nicht vorbeikommen: Wo sind sie geblieben?
Aber die Antwort darauf braucht Ihr eher nicht zu lesen.