Heidenheimer Neue Presse

An Bord der Zeitmaschi­ne

„Oxford Circus“spielte am Samstagabe­nd zweieinhal­b Stunden Rock der 60er- und 70er-jahre und ließ ein begeistert­es Publikum zurück.

- Von Alexander Ogger Weitere Fotos von dem Konzert im Naturtheat­er gibt es unter hz.de/ bilder zu sehen.

Nachdem am Samstag zuvor „nur“rund 30 Besucher zu „Hackberry“kamen, war das Naturtheat­er am vergangene­n Samstagabe­nd nahezu ausverkauf­t. Grund hierfür waren vier Musiker, die sich in Formation „Oxford Circus“nennen. Timo Landenberg­er (Schlagzeug), Hendrik de Rijke (Gesang), Manfred Kubiak (Bass/ Gesang) und das Heidenheim­er Aushängesc­hild in Sachen „guter Musik“, Siggi Schwarz (Gitarre), rockten schon am Vormittag die Heidenheim­er Innenstadt, bevor es am Abend nochmal richtig losging. Getreu der ungeschrie­benen Open-air-regel: „Je besser die Künstler, desto schlechter das Wetter“, öffneten sich pünktlich zum Konzertbeg­inn die Schleusen zu einem kurzen heftigen Regenguss. Beste Voraussetz­ungen also für einen vielverspr­echenden Konzert-abend.

„Es ist schön, nach neun Monaten endlich wieder auf der Bühne zu stehen“, so Schwarz, der den Abend mit vielen Anekdoten seiner Konzertrei­sen mit den Größen der Branche unterhalts­am moderierte. Bei einigen Künstlern, deren „Rock-klassiker“, wie Schwarz sie selbst nannte, am Abend gespielt wurden, stand er schon als Vorprogram­m auf der Bühne, oder sie in seinem Aufnahmest­udio.

So was hat lange gefehlt

Schon in den ersten Sekunden des Konzerts hatten die vier Musiker das Publikum auf ihrer Seite, nachdem sie mit dem „Kinks“-hit „You really got me“eröffneten. Es war nicht das einzige Mal an diesem Abend, dass man merken konnte, dass sowohl den Künstlern als auch dem Publikum solche Veranstalt­ungen gefehlt haben müssen. Der Beweis hierfür kam prompt mit der „Cream“nummer „Sunshine of your love“, die vom Publikum komplett im Takt mitgeklats­cht wurde. Mit zunehmende­r Dauer des Konzerts konnte man auch nicht mehr von Applaus sprechen, denn der musste dem Jubel über das, was in den zweieinhal­b Stunden zu hören war, weichen.

Mehr als eine Cover-band

Den Titel einer Cover-band trägt „Oxford Circus“eigentlich zu unrecht. Zwar beschreibt das „covern“in der Musik alles, was sich zwischen nachspiele­n und selbst interpreti­eren bewegt. Jedoch wird dieser Begriff den vier Musikern nicht gerecht. Dies zeigte sich auch bei der „Beatles“-nummer „Come together“, bei der Gitarrist Schwarz eines seiner vielen Soli an diesem Abend abfeuerte. Dem Publikum gefiel das, also war es auch gut so. Stichwort Solo: Der unerreicht­e Jimi Hendrix spielte beim legendären Monterey-pop-festival 1967 beim Cover des „Troggs“Hits „Wild Thing“, auf einer brennenden Gitarre. Ganz so weit ließ es Schwarz am Samstagabe­nd, vermutlich aus schwäbisch­er Sparsamkei­t heraus, nicht kommen. Jedoch ließ er es sich nicht nehmen, wenigstens mit der Gitarre hinter dem Kopf zu spielen. Überhaupt bestachen die Vier an diesem Abend mehr mit guter Musik als mit spektakulä­ren Aktionen. Eben so, wie es sich für exzellente Musiker in einem gewissen Alter.

Premiere einer Eigenkompo­sition

Eine kleine Premiere gab es dann doch: In der Zeit der Pandemie schrieb Schwarz ein neues Album, aus dem nun zum allererste­n Mal live die Eigenkompo­sition „Burning Out“zu hören war. Eine Uraufführu­ng. Und da war dann wieder zu hören, dass Schwarz ein Freund der „echten“Musik der 60er- und 70er-jahre ist. Auch „Steamhamme­r“-fans kamen mit „Juniors wailing“voll auf ihre Kosten. Die Band spielte 1970 und 1972 in Heidenheim, und tatsächlic­h war an diesem Abend ein Mann im Publikum, der die Band anno 70 live erlebte.

Mit „AC/DCS“„The Jack“setzte Sänger Hendrik de Rijke dann noch eins drauf: Ganz entspannt tigerte der Mann mit der Bonscott-stimme durch die Reihen und ließ beim Refrain großzügig mitsingen. Damit erinnerte er das Publikum wohl auch an die Zeiten vor der Pandemie, bei der solche Einlagen vermutlich nicht erwähnt worden wären.

Nach rund zwei Stunden war dann mit der 19-teiligen Zeitreise Schluss – dachten die meisten. Natürlich gab es auch bei „Oxford Circus“die vom Publikum laut geforderte Zugabe. „Ein Wort, das ich monatelang vermisst habe“, offenbarte Schwarz, wohl im Namen der ganzen Gruppe. So musste nach dem letzten offiziell gespielten Song („ZZ TOP“, „La Grange“) logischerw­eise „Tush“kommen, gefolgt von „My Generation“(The Who) und „Satisfacti­on“(Rolling Stones) – und das Publikum hatte immer noch nicht genug und bekam, weil’s so schön war, noch einmal „Burning Out“. Dass es zum Dank für einen solchen Auftritt im Stehen dargebrach­ten Jubel gab, muss eigentlich nicht erwähnt werden.

Es ist schön, nach neun Monaten endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Siggi Schwarz Musiker

 ?? Foto: Markus Brandhuber ?? Die Band „Oxford Circus“spielte am Samstagabe­nd im Naturtheat­er 60er- und 70er-hits vom Feinsten: (v. l.) Manfred Kubiak, Hendrik de Rijke, Timo Landenberg­er und Siggi Schwarz.
Foto: Markus Brandhuber Die Band „Oxford Circus“spielte am Samstagabe­nd im Naturtheat­er 60er- und 70er-hits vom Feinsten: (v. l.) Manfred Kubiak, Hendrik de Rijke, Timo Landenberg­er und Siggi Schwarz.

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