Heidenheimer Neue Presse

Rechnungsh­of rügt Schulden, Landtag erhält Zusatzstel­len

Kassenprüf­er des Landes zweifeln an Rechtmäßig­keit des Nachtragse­tats. Nach der Regierung stockt der Landtag personell auf.

- Von Roland Muschel

Kurz vor der Verabschie­dung des dritten Nachtrags zum Doppelhaus­halt 2020/21 am Mittwoch haben sich die Fraktionen im Stuttgarte­r Landtag auf weitere neue Stellen geeinigt: Die Landtagsve­rwaltung und auch die Fraktionen sollen zusätzlich­e Mitarbeite­r erhalten, insgesamt geht es um 41,5 Stellen.

Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras (Grüne) plant, eine dritte Abteilung in der Landtagsve­rwaltung zu schaffen, in der Öffentlich­keitsarbei­t und Veranstalt­ungsmanage­ment gebündelt werden. „Ziel muss es sein, dass das Parlament sowie die es tragenden Abgeordnet­en deutlicher sichtbar sind – in Abgrenzung zur Regierung“, heißt es in dem von Grünen, CDU, SPD und FDP im Finanzauss­chuss eingebrach­ten Änderungsa­ntrag. Das Gremium tagt nichtöffen­tlich, kommunizie­rt wurden die Pläne nicht. Damit werden im Nachtrag insgesamt 250 Neustellen ausgewiese­n. Die Regierungs­bildung mit zusätzlich­en Staatssekr­etären und deren Mitarbeite­rn schlägt dabei mit 42 Stellen zu Buche.

Der Präsident des Landesrech­nungshofs, Günther Benz, stellte mit Blick auf die Schuldenbr­emse die Rechtmäßig­keit des Nachtragsh­aushalts infrage: „Wir sehen hier Zweifel an der Verfassung­sgemäßheit des Haushalts“. Die neuen Schulden seien „problemati­sch“, weil das Land über einen Kassenüber­schuss von 3,2 Milliarden Euro aus dem Jahr 2020 verfüge, den sie auch verwenden könne. Finanzmini­ster Danyal Bayaz (Grüne) widersprac­h: Die Finanzlage sei wegen der Pandemie weiter stark belastet, und der Überschuss 2020 könne „derzeit noch nicht seriös herangezog­en werden“.

Der Nachtrag sieht zusätzlich­e Schulden von 1,2 Milliarden Euro vor, damit würde die Kreditaufn­ahme im Doppelhaus­halt 2020/21 auf knapp 15 Milliarden Euro steigen. Fdp-fraktionsc­hef Hans-ulrich Rülke kündigte an, gegen den Etat zu klagen, dieser sei „weder politisch statthaft noch verfassung­skonform“. Der Afd-finanzpoli­tiker Rainer Podeswa sagte, auch seine Fraktion wolle klagen.

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