Heidenheimer Neue Presse

Rekord-tauchkugel für einen Milliardär

Mit der neuen U-boot-kugel der Firma Fritz kommt man tiefer als je zuvor. Bestellt hat das U-boot ein norwegisch­er Milliardär.

- Von Günter Trittner

Amerikas Milliardär­e zieht es in den Weltraum, Heinz Fritz in die Tiefsee. An der Gewerbestr­aße 11 in Herbrechti­ngen steht inzwischen das weltweit führende Unternehme­n für U-boote mit einer Kugelkabin­e aus Acryl. Rund 20 Kugeln haben die Werft inzwischen verlassen. Mit der jüngst geformten 5,5 Tonnen wiegenden Kabine für ein U-boot stößt die Heinz Fritz Gmbh jedoch in eine „neue Dimension des Tauchens vor“.

Gemeinhin lobt das Werk den Meister, in diesem Fall aber macht der sonst sehr bescheiden auftretend­e Unternehme­r Heinz Fritz eine Ausnahme – für sich und seine Mitarbeite­r. „Niemand hätte gedacht, dass das machbar ist. Es ist ein Riesenerle­bnis.“

Neuheit Nummer 1: Erstmals können drei Personen in die Kabine statt bislang maximal zwei. Zweite Neuheit: die 33 Zentimeter dicke Hülle erlaubt eine Tauchtiefe von 2300 Meter. „Nicht vorstellba­re 45 000 Tonnen Druck lasten dann auf der Kugel,“sagt Fritz.

Neuheit und Gewissheit Nummer 3: „Es ist noch mehr drin.“Der internatio­nal renommiert­e Spezialist für den Werkstoff Acryl traut diesem noch einiges zu. Fritz reizt die Titanic. Sie liegt in 3800 Meter Tiefe.

Der Herbrechti­nger Unternehme­n, der seit 1984 den Betrieb führt, geht davon aus, dass maximal eine Tiefe von 4500 Meter für die Acrlykabin­e möglich ist. „Darüber hinaus würde sie plastisch verformt, würde ihre Elastizitä­t überreizt. Eine Kugel, welche in Tiefen vorstoßen soll, in denen die Titanic liegt, müsste wieder kleiner sein und die Hülle hätte eine Stärke von über 45 Zentimente­r.

Ein Ritt auf schärfster Klinge

Dabei war schon die Produktion der jetztigen Kabine ein Ritt auf schärfster Klinge. „Wir dürfen keine Fehler machen“, sagt Fritz, „keinen einzigen Fehler“, bekräftigt der Sohn Jakob Sixl, der ebenfalls geschäftsf­ührender Gesellscha­fter ist. Und dies bei einem Produktion­sprozess, der sich über Monate hinzieht. „Das ist schon ein Nervenkitz­el.“

Ausgangspu­nkt sind Acryplatte­n mit einer Kantenkäng­e von 3,70 Meter und einer Stärke von 40 Zentimeter. Diese gießt das in Darmstadt ansässige und weltweit tätige Unternehme­n Röhm (Plexiglas) exklusiv für Fritz. Fritz hatte vorab dafür die Gußwerkzeu­ge gebaut und diese Röhm zur Verfügung gestellt. Aus diesen Platten formt Fritz zwei Halbkugeln. Wie das gemacht wird, ist Betriebsge­heimnis. „Das möchten viele wissen.“Und genauso streng unter Verschluss bleibt auch das Rezept für den von Fritz entwickelt­en Kleber, der beide Schalen so fugenlos zusammenbi­ndet,

Niemand hätte gedacht, dass das machbar ist. Es ist ein Riesenerle­bnis.

Heinz Fritz Geschäftsf­ührer der Heinz Fritz Gmbh

als wären sie ein Ganzes. In wenigen Tagen muss die Kugel noch in einen Ofen. Die Hitze dort macht sie spannungsf­rei.

Unter Wasser ist Acryl klarer als Glas. Jakob Sixl hat erleben dürfen, was das bedeutet. Auf den Bahamas war er bei einem Tauchgang in 1000 Meter dabei. Hierher dringt kein Tageslicht mehr. Es ist absolut dunkel. Ist es nicht. Das Meer ist voll von Biolumines­zenz. Man schätzt, dass in der Tiefsee 90 Prozent der Lebenwesen selbst Licht erzeugen können. „Es ist, wie wenn man in einer Luftblase durch das Weltall schwebt“, schwärmt Sixl von den unvergessl­ichen Momenten in der Kapsel mit einer ungetrübte­n Rundumsich­t. Die Stärke der Hülle ist in der Tiefe nicht mehr bemerkbar. „Man denkt, dass man mit dem Finger das Wasser berühreren kann.“

Kugel eignet sich am Besten

Für Fritz ist Acryl das überlegene Material für das Tauchen in die Tiefsee und die Kugel die überlegene Form. Sie biete den meisten Platz im Bezug zur Hülle und der Druck wirke auf alle Stellen gleich.

Heinz Fritz arbeitet zumeist für den U-boot Hersteller Triton. Wenn es bei Tv-sendungen von Terra X oder der Bbc-reihe „Blue Planet“in die Tiefe geht, sieht man die U-boote des Hersteller­s mit den Acryl-kapseln von Fritz.

Forschung und Privatpers­onen

Die Hälfte der Kunden von Fritz kommt aus dem Bereich der Meeresfors­chung. Eine höhere Tauchtiefe verhilft diesen zu mehr Erkenntnis­gewinn. Die andere Hälfte wird von „sehr reichen“Privatpers­onen gekauft.

Im Falle der neuen Rekordkuge­l kommt beides zusammen. Bestellt hat das U-boot der norwegisch­e Milliardär Kjell Inge Røkke. Gedacht ist es für sein im Bau befindlich­es Forschungs­schiff REV Ocean, das mit einer Länge von 182,90 Meter die längste Yacht der Welt sein wird. Genutzt wird die REV Ocean von der World Wildlife Foundation Norway, die unter anderem die Auswirkung­en von CO2 auf die Ozeane erforschen will. Heinz Fritz fühlt sich sehr wohl dabei, dass seine Glaskugel im Dienst der Wissenscha­ft unterwegs sein wird. „Das gibt einen Sprung für die Tiefseefor­schung.“

Damit sie wirklich sicher ist, muss jetzt noch für die rechnerisc­he Abnahme die Kugel in einen Drucktank. Dabei wird sie einem Druck ausgesetzt, der um 25 Prozent höher ist als ihre Nenntaucht­iefe von 7500 Fuß.

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Foto: Rudi Penk Es ist eine Sensation. Bei der Firma Heinz Fritz in Herbrechti­ngen wurde eine Acrylkugel für ein U-boot gefertigt, mit dem drei Personen 2300 Meter tief tauchen können. Links Heinz Fritz, rechts Jakob Sixl.
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Foto: Heinz Fritz Gmbh Eine der Halbschale­n nach dem Verformen. 33 Zentimeter ist die Hülle dick. In die Kugel passen drei Personen.

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