Heidenheimer Neue Presse

Verpflegun­g, Feldbetten und Kleidung

Johanniter aus Heidenheim und Aalen haben am Wochenende im Hochwasser-katastroph­engebiet in Erftstadt Flutopfern geholfen. Sie betreuten in einer Notunterku­nft bis zu 170 hilfsbedür­ftige Menschen.

- Franziska Trittler Ehrenamtli­che Johannnite­rin Johanniter Ostwürttem­berg

Vergangene­n Freitag gegen 17 Uhr erhielten die Johanniter Ostwürttem­berg die Anfrage, ob sie in der vom Hochwasser stark betroffene­n Region um Erftstadt helfen können. Keine zwei Stunden später waren bereits acht Ehrenamtli­che aus Heidenheim und Aalen mit 32 weiteren Johanniter­n aus Baden-württember­g unterwegs nach Nordrhein-westfalen, so der Regionalve­rband. Material und Fahrzeuge waren schon Tage zuvor auf Einsatztau­glichkeit geprüft worden.

In Erftstadt übernahmen sie einen „Betreuungs­platz 200“. Das bedeutet, sie hatten Verpflegun­g und Feldbetten für 200 hilfsbedür­ftige Menschen und Zelte dabei. „Die Zelte benötigten wir aber nicht. Die Notunterku­nft war in einer Schule gut untergebra­cht“, so Markus Taglieber, Johanniter aus Ostwürttem­berg, der für die Leitung des Betreuungs­platzes verantwort­lich war.

Ostälbler leiteten Notunterku­nft

In der Schule in Erftstadt werden aktuell unverletzt­e Menschen versorgt, die obdachlos geworden sind oder die wegen der Einsturzge­fahr ihres Hauses keinen

Die Schicksale der Menschen in Erftstadt beschäftig­en mich. Seit ich zu Hause bin, noch mehr als vor Ort.

Schlafplat­z haben. „Die Menschen haben so viel verloren, manche sogar alles. Sie kommen in die Notunterku­nft, um an einem sicheren Ort zu übernachte­n oder einfach, um mit jemandem zu reden“, so Taglieber. Die Johanniter aus Ostwürttem­berg stellten für die Notunterku­nft die Führungsko­mponente, das heißt Einsatzlei­ter, Führungshe­lfer sowie die Leitung der Bereiche Unterkunft und Sachspende­nausgabe lagen in den Händen der Ostälbler.

Kaltes, aber sauberes Wasser

Bis zu 170 Menschen wurden durch die Johanniter betreut. In der Schule gab es zwar nur kaltes, dafür aber sauberes, fließendes Wasser und warmes Essen. Bis zu 500 Mahlzeiten wurden an einem Tag an Hilfsbedür­ftige und Einsatzkrä­fte von Polizei, THW, DLRG oder der Feuerwehr ausgegeben.

„Menschen, die in das Betreuungs­zentrum kommen, müssen sich registrier­en lassen, vor allem auch wegen der Vermissten­suche. Es wurden Vermissten-anzeigen aufgegeben oder Such-meldungen

an andere Unterkünft­e weitergege­ben“erläutert Taglieber.

Auch Unterwäsch­e fehlt

In der Kleideraus­gabe bekamen die Menschen das Nötigste, denn viele hatten keine zehn Minuten Zeit, um ihre wertvollst­en Dinge zu packen. Es kamen auch Menschen, die bei Verwandten oder Freunden unterkomme­n, aber nichts zum Anziehen haben. „Den Menschen fehlte alles, Hygieneart­ikel, Sachen fürs Baby, sogar

Unterwäsch­e“, so Taglieber. Das meiste wurde gespendet. In der Nachtschic­ht sortierten die Ehrenamtli­chen die Kleidung nach Größe in Kisten, sodass sie tagsüber schnell ausgegeben werden konnten. Außerdem wurden durch Privatleut­e und Firmen über fünf Tonnen unverderbl­icher Lebensmitt­el gespendet und konnten an die Betroffene­n ausgegeben werden.

„Ich kannte solche Bilder nur von Auslandsei­nsätzen“, berichtet Taglieber, der schon nach einem Hochwasser in Mosambik und nach einem Erdbeben in Nepal vor Ort geholfen hat. „So eine Naturkatas­trophe in Deutschlan­d, quasi direkt vor unserer Tür zu sehen, das nimmt einen mit.“

Auch Franziska Trittler aus Heidenheim ist nach dem Einsatz am Wochenende müde und erschöpft. „Die Schicksale der Menschen in Erftstadt beschäftig­en mich. Seit ich zu Hause bin, noch mehr als vor Ort,“sagt die ehrenamtli­che Johannnite­rin. Die Dankbarkei­t der Menschen berühre, Menschen applaudier­en beim Schichtwec­hsel, bringen Essen und packen selbst mit an. „Der Zusammenha­lt der Menschen vor Ort war beeindruck­end“, so Trittler. Eines sei für sie klar, sollte es zu einem weiteren Einsatz kommen, stehen die Johanniter sofort bereit, um dort Hilfe zu leisten wo sie gebraucht wird.

 ?? Fotos: privat ?? Die Notunterku­nft in Erftstadt ist in einer Schule untergebra­cht. Bis zu 200 Menschen hätten die Johanniter aus Ostwürttem­berg dort versorgen können. Bis zu 500 Mahlzeiten gaben sie etwa an einem Tag an Hilfsbedür­ftige und Einsatzkrä­fte aus.
Fotos: privat Die Notunterku­nft in Erftstadt ist in einer Schule untergebra­cht. Bis zu 200 Menschen hätten die Johanniter aus Ostwürttem­berg dort versorgen können. Bis zu 500 Mahlzeiten gaben sie etwa an einem Tag an Hilfsbedür­ftige und Einsatzkrä­fte aus.
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