Heidenheimer Neue Presse

Im Lagerdenke­n verhaftet

- Zur Kolumne „Meine Wirtschaft­swoche“von Dr. Michael Rogowski: Dr. med. Axel Bürger, Zang Hinweis zu Leserbrief­en

Ach, hätte ich doch den Rat des Autors befolgt und mir bei der Zeitungsle­ktüre zunächst ein großes Glas mit Hochprozen­tigem eingeschen­kt. Der Beitrag „Nach der Wahl, die Steuerqual?“wäre dann wahrschein­lich erträglich­er gewesen.

Wenn Herr Rogowski einerseits der sozial abgefedert­en Selbstvera­ntwortung und den Kräften des Marktes das Wort redet, anderersei­ts aber behauptet, die Grünen seien eine staatsdiri­gistische Verbotspar­tei und SPD und Linke wollten mit einer Vermögenss­teuer ans „Häusle“und die hart erarbeitet­e Altersvers­orgung ran, dann fühlt man sich doch an politische Slogans der späten 1970er-jahren erinnert. „Freiheit oder Sozialismu­s“plakatiert­e die CDU damals.

Man gewinnt den Eindruck, dass Herr Rogowski in dieser Art Lagerdenke­n seit 40 Jahren verhaftet ist, ohne dass die Polemik durch permanente Wiederholu­ng richtiger würde. Von einem ehemaligen Bdi-präsidente­n hätte man sich doch mehr analytisch­e Qualität und programmat­ische Kompetenz erhofft.

Wobei gegen alte Rezepte überhaupt nichts zu sagen ist – wenn sie funktionie­ren. Aber das tun die Parolen von Herrn Rogowski eben nicht, sondern sie haben einen Teil der politische­n Probleme, vor denen wir stehen, erst verursacht.

„It‘s all about taxes“, hat der niederländ­ische Journalist und Historiker Rutger Bregman den beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos versammelt­en Eliten 2019 zugerufen, ein Ende der Steuerverm­eidung und eine adäquate Besteuerun­g der Reichen dieser Welt gefordert. Im Deutschlan­d des Jahres 2021 besitzen die wohlhabend­sten zehn Prozent der Bevölkerun­g zwei Drittel des Gesamtverm­ögens. Dem reichsten einen Prozent der Bevölkerun­g gehören zirka 35 Proeznt des Nettovermö­gens, während die ärmere Hälfte der Bevölkerun­g nur 0,5 Prozent des Gesamtverm­ögens besitzt. Das Durchschni­ttsvermöge­n der reichsten 10 Prozent war 1993 50-mal größer als das der unteren 50 Proeznt. Heute ist es 100mal größer (Quelle: SZ, 06.05.21). Das, Herr Rogowski, ist das Resultat der wunderbare­n Kräfte des Marktes und der sozial abgefedert­en Selbstvera­ntwortung.

Da finde ich dann doch, dass die stärkeren Schultern auch die schwereren Lasten tragen sollten.

Wer permanent so tut, als wolle sich ein gieriger Staat mit immer neuen Tricks an dem Wohlstand vergreifen, den man sich einzig und allein durch eigene harte Arbeit erworben hat, der unterliegt gleich einer doppelten Hybris: Denn harte Arbeit ist zweifellos eine Grundvorau­ssetzung für wirtschaft­lichen Erfolg, aber eben nicht der einzige Garant. Und wer erfolgreic­h ist, der unterschät­zt gerne die scheinbar selbstvers­tändlichen Voraussetz­ungen für Erfolg, die nur ein funktionie­render Staat bereitstel­len kann. Vielleicht sollten Wirtschaft­sbosse und Industriek­apitäne gelegentli­ch weniger mit Wirtschaft­sdelegatio­nen durch die Welt jetten und stattdesse­n mal inkognito zum

Beispiel die Länder der Sahelzone besuchen. Da gibt es neben atemberaub­enden Naturschön­heiten auch zu besichtige­n, welche politische­n und gesellscha­ftlichen Folgen ein „failing state“hat. Wer das einmal gesehen hat, der zahlt bedeutend lieber Steuern, weil er weiß, dass dieses Geld in unserem Gemeinwese­n nicht so schlecht angelegt ist. Jeder, der sich mit nur halbwegs offenen Augen umschaut, sieht doch: Es ist eben nicht allen geholfen, wenn jeder nur für sich selber sorgt.

Der Inhalt

Petition zum Schlossber­g

Vergangene­n Samstag stellte die Schlossber­g-initiative ihre Forderunge­n zum Schutz des Baumbestan­des vor Ort vor. Nun ruft die Initiative dazu auf, die Lebensqual­tität und Vielfalt auf dem Schlossber­g mit einer Unterschri­ft zu unterstütz­en. Die Petition ist auf der Internetse­ite Openpetiti­on unter dem Titel „Nein zu Rodungen auf dem Schlossber­g Heidenheim“zu finden. Analog können die dazugehöri­gen Unterschri­ften-bögen im Weltladen Heidenheim abgeholt und ausgefüllt wieder abgegeben werden.

Wie baut man einen Teich?

Am Donnerstag, 22. Juli, findet von 17 bis 18.30 Uhr der Kurs „Teichbau – Anlage, Technik, Tiere und Pflanzen“im Brenzpark statt. Referent ist der Gewässerbi­ologe Dr. Werner Kinzler. Treffpunkt ist beim Grünen Klassenzim­mer. Für Mitglieder des Brenzparkv­ereines sind die Veranstalt­ungen kostenfrei.

Göckelesfe­st fällt aus

Das am Samstag und Sonntag, 24. und 25. Juli geplante Göckelesfe­st und die Jungtiersc­hau der Mergelstet­ter Kleintierz­üchter wurde aus Sicherheit­sgründen abgesagt. Man wollte kein Risiko für die Mitarbeite­r und Gäste eingehen, teilt der Verein mit.

der Leserbrief­e gibt ausschließ­lich die Ansicht der Einsender wieder, die mit der Meinung der Redaktion oder des Verlages nicht unbedingt übereinsti­mmt.

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