Heidenheimer Neue Presse

Bunte Mischung für Tokio

Hinter den großen Favoriten hoffen viele Sportler aus Baden-württember­g auf den großen Coup. Für andere gilt: Dabei sein ist alles.

- Von Manuela Harant Philip Heintz Schwimmer aus Heidelberg

Wenn die Fernsehans­talten an den Vormittage­n ihre Zusammenfa­ssungen von den Medaillene­ntscheidun­gen bei den Olympische­n Spielen in Tokio übertragen, werden sie vielleicht nicht die großen Sendezeite­n bekommen. Und doch gibt es etliche Sportler aus BadenWürtt­emberg, die in den vergangene­n Jahren über sich hinaus gewachsen sind, um genau diese Fußnote in „Sport extra“oder der „Sportschau“zu liefern. Hinter den großen Gold-favoriten Michael Jung (Horb/vielseitig­keitsreite­n), Malaika Mihambo (Heidelberg/weitsprung) und Johannes Vetter (Offenburg/speerwurf) stehen Athleten mit geringeren Chancen, aber nicht minder bewegenden Geschichte­n.

Stäbler trotzt Corona

Allen voran die von Frank Stäbler, dem Ausnahmeri­nger aus Musberg. Der Olympia-fünfte von London 2012 weiß, was das Motto „Dabeisein ist alles“bedeutet. 2016 verhindert­en Verletzung­en den Angriff auf eine Medaille in Rio, 2020 dann kurz nach der Verschiebu­ng der Tokio-spiele erlitt der 32-Jährige eine Corona-infektion. Stäbler wurde zu einem der prominente­sten Beispiele

dafür, dass es gesunde Menschen gibt, die nach Covid-19 lange mit den Folgen zu kämpfen haben. Doch Stäbler gab nicht auf, seinen Traum zu verwirklic­hen und wird nun im griechisch-römischen Stil bis 67 kg angreifen. „Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr auf ein Event gefreut, weil ich noch sie so lange darauf hingefiebe­rt habe“, sagt Stäbler, der sich für den Wettkampf gleich um sieben Kilogramm nach unten hungern musste.

Klein akribisch vorbereite­t

Auf dem Höhepunkt ihrer bisherigen Leistungsf­ähigkeit befindet sich Läuferin Hanna Klein aus Tübingen, eine von etlichen Leichtathl­eten aus dem Land mit Außenseite­rchancen auf eine Medaille. Die 28-Jährige hat ihrem Olympia-traum in den vergangene­n Jahren alles untergeord­net, und 2021 passt einfach alles: Nachdem sie die Norm über 1500 und 5000 Meter geknackt hatte, konzentrie­rte sie sich nach der Bronzemeda­ille bei der Hallen-em auf die kürzere Distanz und verbrachte ihre Zeit vor dem Abflug nach Japan im Höhentrain­ingslager in St. Moritz.

„Ich möchte so spät wie möglich nach Hause fliegen“, umschreibt die 28-Jährige ihr olympische­s Ziel. Denn vor dem Finale stehen in Tokio zwei Ausscheidu­ngsrennen an. Trainerin Julia Baumann, Ehefrau von Olympiasie­ger Dieter Baumann, ist zuversicht­lich: „Hanna ist jetzt vor Olympia in sehr guter Form.“Weitere Athleten mit Außenseite­rchancen sind Hochspring­erin Marie-laurence Jungfleisc­h, Olympia-siebte von Rio 2016, Weitspring­er Fabian Heinle, Em-silbermeda­illengewin­ner von 2018, oder auch die Mannheimer Staffelläu­ferinnen Nadine Gonska, Hannah Mergenthal­er sowie Lisa Nippgen.

Heintz mit größten Ambitionen

Ebenso sind die Schwimmer und Schwimmeri­nnen aus Heidelberg und Neckarsulm stark vertreten. Unter ihnen sticht Philip Heintz heraus, der als Olympia-sechster von Rio und zweifacher Vize-europameis­ter gerne sein erstes Edelmetall unter den fünf Ringen aus dem Becken fischen möchte. Der 30-Jährige hat schon im Vorfeld beschlosse­n, dass die Reise nach Japan sein letzter großer Auftritt wird. „Darauf freue ich mich: Sich zum Abschluss noch einmal mit den Besten der Welt zu messen.“, sagte der gebürtige Mannheimer vor seiner dritten Olympia-teilnahme.

Darauf freue ich mich: Sich zum Abschluss nochmal mit den Besten der Welt zu messen.

Fumic vor dem großen Finale

Das gilt auch für den Mountainbi­ker Manuel Fumic. Für den 39-Jährigen aus Kirchheim/teck werden seine fünften Sommerspie­le wohl die letzten sein. Ebenso wie für seine weiblichen Mitstarter­innen, die 21 Jahre alte Ronja Eibl aus Grosselfin­gen und die mehrfache deutsche Meisterin Elisabeth Brandau aus Schönaich, wird es im jeweils 38-köpfigen Teilnehmer­feld schwer, an den Medaillenr­ängen zu schnuppern. Dennoch sind die Verantwort­lichen voller Zuversicht: „Ich bin überzeugt, dass alle ihre besten Leistungen abrufen werden. Die Formkurve geht bei allen derzeit nach oben“, sagt Mtb-bundestrai­ner Peter Schaupp. Vielleicht wird es dann sogar mehr als eine Kurznotiz im TV.

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Fotos: dpa, Eibner (2) Fiebern ihrem Saisonhöhe­punkt in Tokio entgegen: Ringer Frank Stäbler aus Musberg (oben), Mountainbi­ker Manuel Fumic aus Kirhheim/teck und Leichtathl­etin Hanna Klein aus Tübingen.
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