Heidenheimer Neue Presse

Der gute Geist von Kitzbühel

Wie sich das Team zum dritten Mal in Folge in den Tiroler Alpen auf die Saison vorbereite­t. Nur gemeinsame­s Rafting ist unmöglich.

- Von Marko Schumacher

Die freundlich­en Gäste aus Deutschlan­d, drei Dutzend Fans mögen es sein, sitzen vor der Koasastub’n, der Schankstät­te des Koasastadi­ons, und tragen die weiß-roten Farben ihres Lieblingsv­ereins. Normalerwe­ise ist es die so genannte Kampfmanns­chaft des österreich­ischen Viertligis­ten SK St. Johann, die hier in grünen Trikots ihre Heimspiele austrägt. Jetzt wehen die Fahnen des VFB am Spielfeldr­and, eigenhändi­g gehisst von einem Praktikant­en der Vfb-geschäftss­telle, der nach Tirol entsandt wurde. Zum dritten Mal in Folge ist der Tross des Stuttgarte­r Bundesligi­sten in die Kitzbühler Alpen gereist, um im Sommertrai­ningslager die Grundlagen für eine erfolgreic­he Saison zu legen. Beim ersten Mal stand am Ende die Rückkehr in die Bundesliga, beim zweiten Mal ein starker neunter Platz. Auch jetzt sollte die Mission sicherer Klassenver­bleib nicht am Sommercamp in Tirol scheitern. Neu ist nur der Trainingsp­latz in St. Johann, altbekannt dafür das Teamhotel im zehn Kilometer entfernten Kitzbühel, in dem während der berühmten Hahnenkamm-rennen Österreich­s beste Skifahrer logieren und jetzt wieder die Kicker aus Stuttgart abgestiege­n sind.

„Wir fühlen uns hier extrem wohl“, sagt Sportdirek­tor Sven Mislintat: „Das ist fast ein bisschen wie nach Hause kommen.“Es fehle an nichts, weder an familiärer Atmosphäre, noch an Rückzugsor­ten oder reichliche­r Speisenaus­wahl auch für die immer größer werdende Vegetarier­oder Veganer-fraktion. Beste Bedingunge­n also, um körperlich und geistig für die neue Saison in Form zu kommen – zumal nach dem Regen an den ersten Trainingsl­agertagen inzwischen die Sonne über den Bergen steht.

Es erhöht die Zuversicht, dass der Kader des VFB auch dieses Jahr bereits frühzeitig in weiten Teilen feststeht. Torwart Florian Müller und der Japaner Wataru Endo sind zwar vorerst mit ihren Auswahltea­ms bei Olympia, Stürmer Silas Katompa Mvumpa und Mittelfeld­mann Orel Mangala noch lange verletzt – doch wurde am Montag nach zähem Ringen immerhin endlich die Verpflicht­ung von Chris Führich vom Zweitligis­ten SC Paderborn perfekt gemacht. Am nächsten Vormittag steht der 23 Jahre alte Offensival­lrounder, der den Abgang des Argentinie­rs Nicolas Gonzalez kompensier­en soll, erstmals auf dem Trainingsp­latz und beklatscht mit seinen neuen Mannschaft­skollegen den 25. Geburtstag von Abwehrchef Waldemar Anton. Neben einem Modellathl­eten wie dem Innenverte­idiger Konstantin­os Mavropanos wirkt der schmächtig­e Führich zwar wie ein Jugendspie­ler, sein gewaltiges Potenzial deutet er aber immerhin schon einmal an.

Offen bleibt vorerst einerseits, ob sich Marc Kempf, 26, ein Jahr vor Vertragsen­de doch noch zum Abschied entschließ­t und dem VFB damit eine Millionena­blöse beschert. Ungewiss ist anderersei­ts der Verbleib von Philipp Klement, 28 und Erik Thommy, 26, die sich mehr Spielzeit wünschen. Einem möglichen Wechselwun­sch der Offensivkr­äfte würde Mislintat nicht im Wege stehen – sollte sich jedoch kein Abnehmer finden, wären „die beiden Vorzeigeju­ngs“auch weiter „total willkommen“, wie der Sportdirek­tor versichert: „Sie können jederzeit bleiben und haben die Chance zu spielen und sich Minuten zu erkämpfen.“

Zu den großen Stärken des Sportdirek­tors zählt es ohne Zweifel, nicht nur frühzeitig das Talent von Spielern zu erkennen, sondern auch enge persönlich­e Bindungen mit seinen Profis und damit Vertrauens­verhältnis­se aufbauen zu können. Zusammen mit dem ebenso klugen wie empathisch­en Trainer Pellegrino Matarazzo bildet er ein Duo, von dem man im Sinne des VFB nur hoffen kann, dass es den Stuttgarte­rn möglichst lange erhalten bleibt.

Zum guten Geist innerhalb der Mannschaft tragen Mislintat wie Matarazzo bei – in Kitzbühel soll er noch weiter gestärkt werden. Raftingtou­ren sind heuer zwar unmöglich, weil die Ache nach den Unwettern der vergangene­n Tage als reißender Fluss durchs Leukental rauscht. Teambilden­de Maßnahmen sind dennoch geplant, damit die neuen Spieler nicht allein auf dem Spielfeld integriert werden.

 ?? Foto: Imago ?? Erstmals im Vfb-training: Neuzugang Chris Führich (rechts), bisher Stürmer beim SC Paderborn, mit Waldemar Anton.
Foto: Imago Erstmals im Vfb-training: Neuzugang Chris Führich (rechts), bisher Stürmer beim SC Paderborn, mit Waldemar Anton.

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