Autobahn-app geht an den Start
Der Service soll Staus, Baustellen und E-ladesäulen entlang der Autobahn-route anzeigen. Der Nutzen ist umstritten.
Mit einer bundeseigenen App sollen Autofahrer künftig besser durch den Verkehr geleitet werden. Die Autobahn Gmbh stellte am Dienstag ein Programm zur Routenplanung vor, auf dem Verkehrsmeldungen, Staus und Baustellen entlang der Route sowie E-ladesäulen auf Autobahn-tankstellen angezeigt werden. Ihr Nutzen ist umstritten.
„Die Service-app ist keine reine Navigationsanwendung“, sagte Autobahn-chef Stephan Krenz. Sie arbeitet auch nicht mit einem eigenen Navigationssystem, sondern ist mit den von Nutzern auf dem Smartphone gespeicherten Routenplanern wie Google Maps verknüpft. Gegenüber Google und Co. soll sie einen Mehrwert liefern, indem sie beispielsweise den Zugriff auf Webcams ermöglicht und Lkw-fahrern Informationen über freie Rastplätze entlang der Route liefert.
90 Prozent nutzen das Radio
Gedacht ist sie für Pendler und Urlaubsreisende. Ob die Anwendung jedoch tatsächlich genutzt wird, ist fraglich. Einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom zufolge ist nicht das Smartphone, sondern das Radio für deutsche Autofahrer die Informationsquelle erster Wahl. Etwa 90 Prozent von ihnen nutzen die Verkehrsmeldungen des Rundfunks, um sich vor Staus warnen zu lassen. Nur 19 Prozent verwenden dafür Handy-apps.
Auch Wissenschaftler sind skeptisch, was die Autobahn App bringt. Die Anwendung greift in den Markt von It-giganten wie Google ein. „Einen neuen Dienst anzubieten, mit dem man höchstwahrscheinlich nicht wettbewerbsfähig sein wird, birgt das hohe Risiko, dass man am Ende schlecht dasteht“, sagte Matthias Naab vom Fraunhofer-institut für Experimentelles Software Engineering IESE. Grundsätzlich befürwortet der Datenexperte, wenn deutsche Firmen den Mut haben, Neues zu wagen. „Doch man sollte nicht unbedingt dort angreifen, wo der Bär schon erlegt ist“, so Naab.
Wie aus internen Unterlagen, die dieser Zeitung vorliegen, hervorgeht, hat die App den Steuerzahler bisher 670 000 Euro gekostet. Im Jahr 2021 sollen mindestens weitere 660 000 hinzukommen.