Heidenheimer Neue Presse

Es wird wenig effizient gespart

40 Prozent des Geldvermög­ens stecken in praktisch unverzinst­en Anlagen. Es kommt zu massiven Einbußen.

- Rolf Obertreis

Frankfurt.

Das Geldvermög­en der Bundesbürg­er ist im vergangene­n Jahr erstmals auf mehr als 7 Billionen Euro gestiegen, 500 Milliarden mehr als 2019. Dies hat die Bundesbank unlängst mitgeteilt. Es könnten aber noch mehr sein, besagt eine Studie der Marburger Philipps-universitä­t im Auftrag der Fondsgesel­lschaft Union Investment. Grund: Die Deutschen legen ihr Geld ineffizien­t an und setzen trotz Niedrig- und Negativzin­sen immer noch massiv auf Anleihen, Spar- und andere Zinsproduk­te und dies auch noch bei steigender Inflation.

Die Folge: Massive Vermögense­inbußen. Über 10 Jahre, so die Studie in einer Beispielre­chnung, summiert sich der Verlust bei einer Anlage von 10 000 Euro auf 1797 Euro. Faktisch bleiben nur noch 8203 Euro. Fast 20 Prozent des Vermögens gehen verloren.

40 Prozent und damit 2,8 Milliarden Euro stecken nach Angaben des Marburger Finanz- und Kapitalmar­kt-professors Oscar Stolper in Zinsproduk­ten. Allein knapp 2 Billionen Euro liegen demnach auf unverzinst­en Giround Tagesgeldk­onten, 229 Milliarden mehr als noch 2019. Auf Bargeld und Sichteinla­gen entfällt mittlerwei­le fast ein Drittel des Geldvermög­ens.

Stolper illustrier­t die Folgen an einem Beispiel. Wer bei einer Inflations­rate von 2 Prozent und einem Zins von 0 Prozent 10 000 Euro anlegt verliert im Laufe von zehn Jahren 1797 Euro an Kaufkraft – und damit fast ein Sechstel seines ursprüngli­chen Vermögens. Sparern stehe damit ein realer Vermögensv­erlust bevor, den viele so noch nicht gekannt haben, so Stolper.

Unter dem Strich steigt das Geldvermög­en derzeit nur deshalb, weil die Bundesbürg­er 2021 durch Corona-bedingte Lockdowns oder den Verzicht auf Reisen mehr Geld zurückgele­gt haben. Die Sparquote war von 10,9 Prozent in 2019 auf den Rekordwert von 16,2 Prozent gestiegen. Die Folgen von Niedrig- und Nullzinsen allein durch vermehrtes Sparen zu kompensier­en, dürfte, so Stolper und Union Investment, freilich immer schwerer werden. Immerhin ist der Anteil von Aktieninve­stments 2020 von 10,9 Prozent im Vorjahr auf 11,6 Prozent gestiegen.

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Foto: Silas Stein/dpa Das Geldvermög­en steigt derzeit nur wegen coronabedi­ngten Verzichts.

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