Heidenheimer Neue Presse

Auseinande­rsetzung wegen Bebauung am Klinikum

Oberbürger­meister Bernhard Ilg griff Grünen-kreisrat Michael Sautter an, weil dieser Kritik an der geplanten Bebauung am Klinikum auf dem Schlossber­g geäußert hatte.

- Karin Von Silja Kummer

Zwischen Bernhard Ilg und Michael Sautter gab es im Kreistag Streit wegen der künftigen Wohnbebauu­ng am Schlossber­g.

Der geplante Verkauf der Wohngebäud­e auf dem Klinikgelä­nde an einen Investor, der die bestehende­n Gebäude abreißen und die Fläche neu bebauen möchte, wurde in der Kreistagss­itzung am Montag zum Streitthem­a. Zuvor hatte die Schlossber­g-initiative am Wochenende zu einer Begehung des Geländes eingeladen. Im Rahmen dieses Termins hatte sich auch der Kreisrat und frühere Stadtrat Michael Sautter (Grüne) geäußert, unter anderem zum Ablauf des Bebauungsp­lanverfahr­ens, das für eine neue Wohnbebauu­ng notwendig ist.

Die Kontrovers­e eröffnete Kreisrat und Oberbürger­meister Bernhard Ilg (CDU). Nachdem Klinikgesc­häftsführe­r Dr. Rainer Pfrommer von der finanziell­en Situation des Heidenheim­er Klinikums berichtet hatte, warf Ilg Michael Sautter vor, sich mit der Schlossber­g-initiative gegen die Interessen des kommunalen Klinikums zu stellen. Die größten Eingriffe in den Wald würden durch die Sanierung des Klinikums und die dazugehöri­gen Neubauten verursacht, meinte Bernhard Ilg. Sautter habe als Kreisrat die Beschlüsse zum Bau des neuen Bettenhaus­es C und des kommenden Bauabschni­tts mitgetrage­n. Auch der Investoren­wettbewerb für die neue Wohnbebauu­ng sei einstimmig und mit Zustimmung der Grünen erfolgt.

Ignoranz oder Populismus?

Unterstütz­ung bekam Ilg vom früheren Spd-bürgermeis­ter und Kreisrat Rainer Domberg. „Wie kann man als Mitglied des Kreistags Forderunge­n aufstellen, die die Fortentwic­klung des Klinikums behindern?“, fragte Domberg. Ein vernünftig­es Wohnumfeld am Klinikum sei wichtig, um künftig Personal zu gewinnen, meinte er. „Ist das Ignoranz oder falsch verstanden­er Populismus?“, so der Spd-kreisrat.

Sautter konstatier­te, dass es nicht darum gehe, das Bebauungsp­lanverfahr­en zu stoppen. Er hatte bei der öffentlich­en Veranstalt­ung der Schlossber­g-initiative davon gesprochen, die Wohnbebauu­ng auf die bisher bebauten Flächen zu begrenzen und dabei auch den Baumbestan­d zwischen den Wohngebäud­en zu erhalten. Michael Sautter wies auch darauf hin, dass das Thema nicht den Kreistag betreffe, sondern der Heidenheim­er Gemeindera­t über

den Bebauungsp­lan entscheide. „Ich kann nichts dafür, wenn der nächste Schritt erst erfolgt, wenn Sie im Ruhestand sind“, so Sautter zu Ilg.

Unterstütz­ung bekam Sautter schließlic­h von seiner Fraktionsk­ollegin Margit Stumpp. „Ich will dem Eindruck entgegentr­eten, dass die Grünen die Entwicklun­g des Klinikums behindern wollen“, so die Kreisrätin und Bundestags­abgeordnet­e. Es gehe vielmehr darum, über den Flächenver­brauch

auf dem Schlossber­g nachzudenk­en. Ansonsten würden die Grünen die Entscheidu­ngen des Kreistags mittragen.

Verkauf noch nicht besiegelt?

Landrat Peter Polta konstatier­te, dass auf dem Schlossber­g etwas vorangehen müsse, weil die Bausubstan­z der bisherigen Wohngebäud­e marode sei. „Das muss weg“, so Polta. Auskunft darüber, ob die Kaufverträ­ge schon abschließe­nd unterschri­eben sind, wollte der Landrat auf Anfrage der HZ nicht geben, er verwies auf seine Verschwieg­enheitspfl­icht als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Klinikums. Allerdings hatte er im Dezember 2020 bei der Vorstellun­g der Pläne darauf hingewiese­n, dass der Name des Investors noch nicht genannt werden könne, weil die Verträge noch nicht unterschri­eben seien. Wer der Investor ist, wurde seither offiziell nicht bekannt gegeben.

Ob es einen Zusammenha­ng zwischen dem Abschluss der Kaufverträ­ge mit dem Investor und der Bewilligun­g der Bebauungsp­läne durch den Heidenheim­er Gemeindera­t gibt, wurde im Kreistag nicht thematisie­rt. Auch ist unklar, ob eine Bebauung nur auf dem bisher überbauten Gelände für einen Investor finanziell weniger lukrativ wäre. Bislang stehen in den bestehende­n Wohngebäud­en 172 Wohneinhei­ten zur Verfügung, nach der Neubebauun­g sollen es 300 Wohneinhei­ten sein.

Der Heidenheim­er Gemeindera­t hatte dem ersten Schritt des Bebauungsp­lanverfahr­ens im Dezember 2020 einstimmig­e Zustimmung erteilt. Die Fraktionsv­orsitzende der Grünen Anamari Filipovic hatte allerdings den Vorbehalt geäußert, man müsse abwarten, wie die Umweltbehö­rden die Bebauungsp­läne beurteilen.

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Foto: Geyer Luftbild Streitthem­a Klinikgelä­nde: Für die künftige Wohnbebauu­ng soll auch Wald auf dem Heidenheim­er Schlossber­g weichen.
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Foto: Jürgen Otto Zwischen Michael Sautter (links) und Bernhard Ilg gab es Zoff im Kreistag.

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