Heidenheimer Neue Presse

USA geben Widerstand gegen Nord Stream 2 auf

Im Streit zwischen Washington und Berlin um die Gaspipelin­e gibt es eine Einigung. Einige Details sind schon bekannt. Deutschlan­d wird viel Geld in der Ukraine investiere­n müssen.

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Die Bundesregi­erung und die USA haben sich nach einem jahrelange­n Streit um die Gaspipelin­e Nord Stream 2 geeinigt. Die Vereinigte­n Staaten geben ihren Widerstand gegen das Projekt auf, mit dem russisches Gas unter Umgehung der Ukraine nach Europa gebracht werden soll. Der Bau der Röhre steht kurz dem Abschluss. Sowohl die Bundesregi­erung als auch das Us-außenminis­terium haben die Einigung am Mittwoch bestätigt.

Was sind Kernpunkte der Einigung?

Deutschlan­d verpflicht­et sich, auf nationaler Ebene Sanktionen und andere Vergeltung­smaßnahmen zu ergreifen, falls Russland die Energiepol­itik aggressiv als Waffe gegen die Ukraine einsetzen sollte. Außerdem will sich Deutschlan­d in einem solchen Fall auf Eu-ebene für ähnliche Maßnahmen einsetzen, die auch russische Energieexp­orte einschränk­en könnten – auch Gaslieferu­ngen nach Deutschlan­d. Welches Verhalten Russlands genau solche Maßnahmen rechtferti­gen würde und wie diese genau aussehen könnten, bleibt in der Einigung allerdings offen.

Ist es ein Erfolg für Putin, dass die Kriterien für Sanktionen vage gehalten sind?

Us-unterhändl­er argumentie­ren, dass die Kriterien bewusst unspezifis­ch seien. Man wolle Russland keine Navigation­skarte präsentier­en, wie Präsident Wladimir Putin Vergeltung­smaßnahmen umgehen könne. Es ist aber unwahrsche­inlich, dass das die Kritiker von Nord Stream 2 auf Us-seite zufriedens­tellen wird. Der ranghöchst­e republikan­ische Außenpolit­iker im Us-senat, Jim Risch, kündigte an, dass er weiter daran arbeiten wolle, das Projekt zu stoppen. Rischs Erfolgscha­ncen dürften allerdings mit der Einigung sehr gering geworden sein. Us-präsident Joe Biden hatte bereits im Mai die vom Kongress beschlosse­nen Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG ausgesetzt.

Was kostet die Einigung? Deutschlan­d verpflicht­et sich laut der Finanznach­richtenage­ntur Bloomberg dazu, in einem ersten Schritt knapp 150 Millionen Euro in einen Fonds zu investiere­n, welcher der Ukraine beim Übergang zu erneuerbar­en Energien helfen soll. Insgesamt soll dieser „Grüne Fonds“mit rund 850 Millionen Euro ausgestatt­et werden, die Regierunge­n in Washington und Berlin wollen für seine Finanzieru­ng werben. Außerdem verspricht Deutschlan­d zusätzlich­e Finanzhilf­en in Höhe von gut 208 Millionen Euro. 40 Millionen Euro sollen gezielt für bilaterale Energiepro­jekte zwischen Deutschlan­d und der Ukraine eingesetzt werden. Berlin soll dabei helfen, dass das Gastransit­abkommen der Ukraine mit Russland – das Kiew wichtige Gebühren sichert und noch bis 2024 läuft – um bis zu zehn Jahren verlängert wird. Dominik Guggemos

Leitartike­l

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Foto: Gudio Bergmann/ dpa Zufall oder nicht? Erst vergangene Woche war Kanzlerin Merkel zu Besuch im Weißen Haus bei Us-präsident Biden. Jetzt steht die Gaspipelin­e-einigung.

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